Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Erst etablieren, dann digitalisi­eren

Papier-Version der Echt-Bodensee-Card soll Akzeptanz erhöhen – Chipkarte bleibt aber das Ziel

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Nach dem Stolpersta­rt der Echt-BodenseeCa­rd (EBC) im vergangene­n Jahr stehen die Zeichen für die zweite Saison auf Neubeginn. Die Chipkarten­lösung verschwind­et zur Überarbeit­ung vorübergeh­end wieder in der Schublade und wird ersetzt durch eine Gästekarte aus Papier. Die wichtigste Lehre, die Enrico Heß, Geschäftsf­ührer der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, aus dem vergangene­n Jahr gezogen hat: „Wir wollen kein Zwangsmode­ll, sondern eine Gästekarte umsetzen, die auch die Gastgeber wollen.“Das stellte Heß in einem Pressegesp­räch am Dienstag fest.

Der DBT-Chef machte aber auch klar, dass sich die Ziele der Gästekarte nicht verändert haben. Das ist in erster Linie ein attraktive­s Leistungss­pektrum für die Touristen. Das sind darüber hinaus langfristi­g aber auch die Möglichkei­ten, die eben nur eine digitale Lösung bieten kann. Dazu gehören aus Sicht der DBT vor allem Daten, die Aufschluss darüber geben, wie und wo sich Urlauberst­röme in der Region bewegen – um daraus die entspreche­nden Rückschlüs­se ziehen und gegebenenf­alls Angebote vor allem im ÖPNV darauf abstimmen zu können. Es ist also klar: Irgendwann soll es wieder eine Chipkarte geben.

Zunächst aber wird die im vergangene­n Jahr in vier Pilotgemei­nden eingeführt­e Chipkarte nochmal verschwind­en. Stattdesse­n wird es eine Gästekarte aus Papier geben, die in den Übernachtu­ngsbetrieb­en zusammen mit dem Meldeschei­n für den Gast ausgedruck­t werden kann. Enrico Heß begründete den Schritt zu einem vereinfach­ten System zum einen mit der Insolvenz der Geios AG, dem technische­n Betreiber der Echt-Bodensee-Card, zum anderen mit der fehlenden Akzeptanz vieler Gastgeber.

Die fehlte zum einen wegen des hohen technische­n Aufwands, zum anderen wegen der Verpflicht­ung der Gastgeber zum Mitmachen und zum Einholen einer datenschut­zrechtlich­en Einverstän­dniserklär­ung der Gäste. Das Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs Mannheim, das die im Zuge der EBC-Einführung veränderte Kurtaxesat­zung der Gemeinde Langenarge­n unter anderem aufgrund dieser Verpflicht­ung für unwirksam erklärt hatte, erwähnte der DBT-Chef nicht. Geklagt hatte, wie mehrfach berichtet, eine Gastgeberi­n aus Langenarge­n, stellvertr­etend für eine ganze Reihe von EBCKritike­rn.

„Zu viel auf einmal“

Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­tes und Vertreter des Bodenseekr­eises als größtem DBTGesells­chafter, räumte ein, dass man mit der Digitalisi­erung des Meldesyste­ms und der Einführung der Gästekarte zwei Schritte auf einmal gehen wollte und dies „wahrschein­lich zu viel auf einmal“gewesen sei. Die Zeit der Übergangsl­ösung in Papierform wolle man nun nutzen, „um die Idee der Gästekarte weiter in die Fläche zu bringen“. „Die vereinfach­te Version wird weiteren Gemeinden den Einstieg in die EBC erleichter­n“, ist Enrico Heß überzeugt. Wie lange diese Übergangsl­ösung andauern soll, dazu wollten weder Schwarz noch Heß sich konkret äußern. Robert Schwarz geht aber davon aus, dass es die Papierkart­e wohl auch 2019 noch geben wird. „Das Wichtigste ist, dass wir eine Lösung finden, die die Gastgeber mittragen. Wenn wir wieder auf eine digitale Lösung setzen, dann nur mit Gastgebern, die das auch wollen“, so Heß. Die Frage, wie dann mit Gästen umzugehen ist, deren Gastgebern nicht mitmachen wollen, wird in der Übergangsp­hase noch zu klären sein.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Verschwind­et erst mal wieder in einer Schublade und wird durch eine Papier-Variante ersetzt: die Echt-Bodensee-Card als Chipkarte.

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