Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von nun an offiziell Bürgermeisterin
Meckenbeuren: Acht Aspekte zur Amtseinsetzung von Elisabeth Kugel.
MECKENBEUREN - Großer Tag in der Schussengemeinde: Elisabeth Kugel wird heute als erste Frau ins Amt als Bürgermeisterin von Meckenbeuren eingesetzt. Was die SZ unter acht Aspekten beleuchtet: ● Zur Person: Jahrgang 1971, aufgewachsen in Langenargen-Oberdorf als Tochter eines Obstbauern und einer Erzieherin. Verheiratet von 1993 bis 2005. Studium der Sozialen Arbeit in der Verwaltung von 1992 bis 1995, gefolgt von Bezirkssozialarbeit bis 2002. Dann kommunale Jugendarbeit und Schulsozialarbeit in der Gemeinde Meckenbeuren bis Ende August 2017. ● Die Wahl: Von den Meckenbeurer Wählern haben am 22. Oktober 50,2 Prozent ihre Stimme abgegeben - und lassen mit ihrem Votum Elisabeth Kugel ins Rathaus einziehen. Sie erhält 54,8 Prozent der Stimmen, 44,8 Prozent entfallen auf Amtsinhaber Andreas Schmid.
● Die erste Frau im Amt: Erste Bürgermeisterin in der Bundesrepublik war Erika Keck, die der Stadtrat von Ahrensburg dazu machte. Von 1948 bis 1951 war die CDU-Politikerin Rathauschefin in der Stadt in Schleswig-Holstein, ehe sie zur Kreispräsidentin aufstieg. In Baden-Württemberg ist als erste Beate Weber in die Phalanx der Männer eingebrochen. In Heidelberg wurde sie 1990 zur Oberbürgermeisterin gewählt.
Im Bodenseekreis war dies als erster Frau Sabine Becker vergönnt. 2005 wurde sie Bürgermeisterin von Meersburg - und war dies bis 2013. Seit kurzem amtiert Jacqueline Alberti als Bürgermeisterin von Daisendorf. Mit Elisabeth Kugel sind es nun erstmals zwei Gemeinden im Bodenseekreis, die von Frauen geführt werden.
In den 1101 Kommunen in BadenWürttemberg haben sieben Oberbürgerund 76 Bürgermeisterinnen das Sagen (Stand: Herbst 2017).
Vorgänger im Amt: Siegfried Tann (1971-85), Roland Karl Weiß (1985-2010) und Andreas Schmid (2010-18) sind den meisten noch geläufig. Vor Tann hatte es viele Jahre zwei Bürgermeister gegeben - einen in Kehlen und einen in Meckenbeuren. Karl Brugger hatte Kehlens Geschicke von 1947 bis 1972 geleitet. In Meckenbeuren war Heinrich Müller von 1945 bis 1971 am Ruder.
Die ersten Tage: Auch wenn sie heute offiziell ins Amt eingesetzt wird: Elisabeth Kugel ist seit 4. Januar 2018 Bürgermeisterin der Schussengemeinde. Zu den ersten Tagen sagt sie: „Ich war sehr froh, dass es endlich losgegangen ist. Ich habe in der Zeit nach der Wahl viele Gespräche geführt, vieles erfahren und dazugelernt und Pläne geschmiedet. Und ich konnte viele Eindrücke aus dem Wahlkampf vertiefen und konkretisieren.“Und zur Aufnahme im Rathaus: „Obwohl es der Verwaltung nicht leicht gefallen ist, Herrn Schmid zu verabschieden, bin ich sehr freundlich, zuvorkommend, umsichtig, absolut fair und konstruktiv empfangen worden und bekomme von allen Seiten beste Unterstützung, um mich in mein neues Amt einzuarbeiten. Das war und ist sehr professionell. Ich habe mich zunächst mit der Finanzsituation der Gemeinde beschäftigt, mit den anstehenden Investitionen und den laufenden Projekten. Und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit meinen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus.“
Vieles mache sie zum ersten Mal – von den Amtsleiterrunden bis zum Jour-fixe Asyl. „Ich lerne täglich dazu und das wird auch noch eine ganze Zeit so bleiben. Aber damit habe ich gerechnet und das ist auch selbstverständlich. Bevor ich meine Vorstellungen und Ideen auch im Rathaus umsetze, möchte ich zuerst verstehen, wie die Abläufe im Rathaus im Detail funktionieren. Dann möchte ich die Menschen im Rathaus besser kennenlernen und dazu möchte ich mit ihnen sprechen. Das kostet Zeit und die werde ich mir auch nehmen“, ist Elisabeth Kugel zuversichtlich.
Fülle an Themen und Terminen
Doch Kugel weiß auch: „Natürlich ist die Fülle an Themen und Terminen eine echte Herausforderung. Aber auch da gilt: Erst einmal Erfahrungen sammeln, dann in Ruhe auswerten, Lösungen suchen und dann schließlich Veränderungen vornehmen.“
Bleibt da noch Zeit für Privates? „Ich versuche, auf eine nicht zu knappe Mittagspause zu achten und pflege da meine Privatkontakte weiter, weil es abends zukünftig schwierig wird“, ist ihre Herangehensweise.
Der heutige Abend: Er ist als öffentliche ● Gemeinderatssitzung und Bürgerempfang deklariert. Bürgermeisterin Elisabeth Kugel wird heute offiziell ins Amt eingesetzt. Los geht es in der Aula des Bildungszentrums in Buch um 19 Uhr, Einlass ist um 18.15 Uhr. Ein Stehempfang schließt sich an. Die „Blue Notes“umrahmen das Programm. Bürgerempfang früher: Der ● erste Bürgerempfang in Meckenbeuren ging am Freitag, 16. Januar 1987, im noch neuen Rathaus über die Bühne. Im Jahr zuvor war Schultes Roland Karl Weiß an gleicher Stelle ins Amt eingeführt worden. Fortan sollte es in seiner Amtszeit – bei einer Ausnahme – so bleiben, dass im Rathaus offizielles Programm war, ehe es im Anschluss zum zwanglosen Zusammensein hinüber ins Foyer ging.
2009 gibt es dann letztmals einen Neujahrsempfang. 2010 ist die Amtseinsetzung von Bürgermeister Schmid der Grund, dass es keinen Empfang bisheriger Couleur mehr gibt. Ab 2011 sollte es dann bis 2015 eine Veranstaltung zur Würdigung des Ehrenamts im Kulturschuppen geben. Vom Gleis 1 wechselt man 2015 in die Aula des Bildungszentrums in Buch. Im Mittelpunkt des Abends sollten konkrete Ehrungen von Bürgern aus der Gemeinde stehen - was 2016 und 2017 ebenso gehandhabt wurde, nun auch wieder als Bürgerempfang betitelt.
Ehrengalerie im Rathaus: Mit ● ihr sind an der Wand im Trauungszimmer alle vormaligen Schultheiße und Bürgermeister aus Kehlen und Meckenbeuren im Bild und mit Inschrift auf einem Schild verewigt bis auf den von 1933 bis 1945 amtierenden Bernhard Sporer. Gemalt hat sie fast alle der Meckenbeurer Künstler Johann („Hans“) Koch. Da er im März 2000 verstarb, musste das Bildnis von Roland Karl Weiß von einem neuen Künstler gefertigt werden von Stefan Winter. Seit Juli 2012 ist nun auch Weiß in der Ehrengalerie der Gemeinde zu finden - zweieinhalb Jahre nach Ende der Amtszeit. Bleibt abzuwarten, bis ein Porträt von Andreas Schmid Einzug hält.