Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Blitzer in Buch: Temposünder werden weniger
75 000 Euro fließen im Vorjahr an Einnahmen ans Landratsamt - Nachts mit 99 Stundenkilometern gemessen
MECKENBEUREN - Es hat sich wohl herumgesprochen: Der Blitzer an der Bundesstraße B 30 in Buch musste im Jahr 2017 wesentlich seltener auslösen als dies noch 2016 der Fall gewesen war. Konkret: 3574 Fahrzeuge wurden im Vorjahr geblitzt gegenüber 5728 Überschreitungen anno 2016. Der Rückgang macht satte 36 Prozent aus.
Was damit zu tun haben könnte, dass sich die Menschen einfach an die Messanlage gewöhnen. Mit der Folge: Je älter eine „Radarfalle“wird, desto weniger Vorfälle gibt es.
Freilich kommt von Robert Schwarz als Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt ein gewichtiger Einwand: „Allerdings sind die Jahreswerte nur bedingt vergleichbar, da der Standort im Jahresverlauf nicht in identischer Weise ausgerichtet beziehungsweise mit einem Messeinschub bestückt ist.“
Dahinter steckt, dass der Landkreis an 21 Standorten Messsäulen aufgestellt hat, aber nur 15 Messeinschübe besitzt (was offenbar eine Kostenfrage ist, da ein solcher Einschub ähnlich viel kostet wie das Gehäuse). Heißt: Nicht alle Blitzer sind zur gleichen Zeit „scharf“. Vielmehr wird „durchgewechselt“, sodass es sein kann, dass an der B 30 in Buch im Jahr 2017 weniger gemessen wurde als 2016. Die Statistik besagt, dass es in Fahrtrichtung Friedrichshafen 1629 und in Richtung Ravensburg 1945 Überschreitungen waren. Was sich im Vergleich zu 2016 (Fahrtrichtung Friedrichshafen 3248, Fahrtrichtung Ravensburg 2480) umgekehrt hat – also ebenfalls dafür spricht, dass der Blitzer nicht in identischer Weise ausgerichtet war.
Auf die Frage nach dem schnellsten Fahrer verweist Schwarz auf einen Temposünder, der in Richtung Friedrichshafen mit einer Geschwindigkeit von 99 Stundenkilometern unterwegs war – dies nachts, sodass die Überschreitung 66 Stundenkilometer ausmachte. Gleichsam zwei Punkte, drei Monate Fahrverbot und 480 Euro Geldbuße. Nicht bekannt ist, was auf jenen Fahrer zukam, der in Hagnau 141 Kilometer pro Stunde zu viel auf dem Tacho hatte – also nicht mit dem vorgegebenen Tempo 30, sondern mit 171 Stundenkilometern gemessen wurde.
Der Schnitt der Überschreitungen liegt Schwarz zufolge in Buch im unteren Verwarnungsbereich bei elf bis 15 Stundenkilometern. In 415 Fällen wurde ein Bußgeldbescheid erlassen, davon bisher abgeschlossen und bezahlt 298. Eine Verwarnung erging in 3159 Fällen, von denen 2970 abgeschlossen und bezahlt sind.
142 000 Euro Wartungskosten
Ein Bußgeldbescheid wird erlassen, wenn der Verwarnungsbetrag innerhalb einer vorgegebenen Frist nicht bezahlt wird. Ein Bußgeld ist auch fällig, wenn der Fahrzeugführer über 21 Stundenkilometer zu schnell gefahren ist. In diesem Fall erhält er auch einen oder zwei Punkte in Flensburg. Unterschieden wird bei den Tempoüberschreitungen auch zwischen tags und nachts (zwischen 22 und 6 Uhr). Zur Nachtzeit gab es im Vorjahr 1581 Fälle, tagsüber 1993. Im Jahr davor waren nachts 2187, tagsüber 3541 Überschreitungen gemessen worden.
Zum Geld: Das Messgerät in Buch generierte im Vorjahr Einnahmen von 75 054 Euro – ein Betrag, der 2016 mit 120 288 Euro wesentlich höher gelegen hatte.
Übrigens: Den Einnahmen stehen natürlich auch Ausgaben gegenüber. „Die Wartungskosten unserer stationären Messanlagen im gesamten Bodenseekreis beliefen sich 2016 auf 105 454 Euro und 2017 auf 142 046 Euro“, listet Schwarz auf und nennt einen Grund für diese Steigerung: „Ende 2016 waren eine ganze Reihe neuer Standorte hinzugekommen, und es gab in der Folge vermehrt Beschädigungen, vor allem mit Farbe.“
Zwei Millionen in Ravensburg
„Die Bußgeldeinnahmen werden zuallererst dazu verwendet, das System selbst zu finanzieren und zu unterhalten, also Wartung der Anlagen, Personalkosten für Technik und Verwaltung, Software sowie Investitionen und Ersatzbeschaffungen“, sagt Schwarz. „Überschüsse kommen dem allgemeinen Kreishaushalt zugute.“
Dass dies durchaus ein finanziell gewichtiger Aspekt sein kann, verdeutlicht der Blick in die Nachbarschaft. Beispiel Ravensburg anno 2016: Ursprünglich ging die Stadt in diesem Jahr von Bußgeldeinnahmen in Höhe von 1,8 Millionen Euro aus – wobei hierunter sowohl Tempo- als auch Parkverstöße fallen. Tatsächlich an Bußgeldern eingenommen hat Ravensburg knapp zwei Millionen Euro. Das ergibt einen Überschuss von 200 000 Euro.
Hagnau hat den erfolgreichsten stationären Blitzer, was den westlichen Bodenseekreis angeht. 2017 hat das Gerät am Ortseingang bei der Frenkenbacher Straße 28 455 Fahrzeuge fotografiert, die zu schnell unterwegs waren. Damit generierte es Einnahmen in Höhe von rund 585 000 Euro. Der Gesamtbetrag bei den stationären Blitzern in Markdorf, Ittendorf, Bermatingen, Hagnau und Stetten beträgt knapp 1,5 Millionen Euro.