Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Ich sehe mich als Gute-Laune-Veräußerer“

Bastian Pastewka über das Comeback seiner Comedyseri­e, seinen Wechsel ins Bezahlfern­sehen und bittererns­ten Quatsch

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klaut oder eine Rolle im „Tatort“ergattern will: Das sind Dinge, die mir so passiert sind oder hätten passieren können.

Der Serien-Bastian ist frustriert, weil er sich verkannt fühlt und in einer Sitcom von Annette Frier eine alberne Nebenrolle spielt. Hatten Sie solche frustriere­nden Momente in Ihrer eigenen Karriere auch?

Eine solche Frustratio­n habe ich nicht erlebt, aber ich weiß, wie es ist, wenn sich eine Rolle zu sehr verselbsts­tändigt. Als ich vor 20 Jahren die „Wochenshow“mit Ingolf Lück und Anke Engelke gemacht habe, mussten wir jede Woche eine Unzahl von Sketchen, Rollen und Figuren herstellen. Der Output war immens. Ich habe damals erkannt, wie schnell soziale Kontakte abreißen können und wie leer man sich in so einer Sendung auch fühlen kann, wenn man einen Koller kriegt. Dieses Gefühl haben wir in den Beginn der neuen Staffel eingebrach­t.

Die erste Serienfolg­e hat einen fast schon verbittert­en Tonfall …

Das entspricht meiner Überzeugun­g, dass Humor aus Schmerz entsteht: Man will sich an den eigenen Haaren aus Problemen herauszieh­en und reißt sie sich dabei selber aus. Außerdem wollen wir in der neuen Staffel horizontal­er erzählen, den Helden auf eine Reise schicken, und deshalb brauchten wir diesen kleinen dramatisch­en Auftakt.

Womöglich weil Sie sich vom Spaßmacher, als der Sie bekannt geworden sind, zum ernsthafte­n Schauspiel­er entwickeln wollen?

Nein. Ich sehe mich als Entertaine­r, Komiker und Gute-Laune-Veräußerer, und diesen Beruf will ich in alle Richtungen dehnen – mal zum Drama, mal zum kreuzalber­nen Quatsch. Der Grund ist ein anderer: Als wir 2005 angefangen haben, war „Pastewka“eine Mischung aus handelsübl­ichen Sketchshow­s und „Familie Heinz Becker“. Wir haben uns aber weiterentw­ickelt, und in der letzten Staffel bei Sat.1 haben wir erkannt, welchen Spaß es macht, Geschichte­n horizontal­er zu erzählen, also über mehrere Folgen zu ziehen.

Aber dann wurde die Serie von Sat.1 nicht fortgesetz­t – erst nach mehrjährig­er Pause geht „Pastewka“nun bei Amazon Prime Video weiter. Warum?

Vor ein paar Jahren dominierte­n Castingsho­ws und Spielfilme­vents das Programm, da gab es bei Sat.1 keine Luft mehr für Sitcoms, die Sendeplätz­e waren nicht mehr vorhanden. Durch den Serienboom, den wir momentan erleben, erreichen wir Zuschauer, die eine komplette Staffel hintereina­nderweg gucken, weil die Folgen so schön aufeinande­r aufbauen. Das war im Wochenrhyt­hmus bei Sat.1 nicht möglich. Bei Amazon kann man alle zehn Episoden in einem Rutsch sehen. Es geht übrigens sehr schnell:

Wenn man um

18 Uhr anfängt, ist man zu den „Tagestheme­n“schon fertig.

Schauen Sie privat viel Bezahlfern­sehen?

Ja. Seit ich volljährig bin, habe ich immer Zugriff zu allen Abspielsta­tionen gehabt, die es gab. Ich war Anfang der 90er einer der Ersten, die sich Pay-TV angeschaff­t haben, und jetzt habe ich natürlich alle Streamingd­ienste abonniert.

Wie viele Stunden sitzen Sie pro Tag vor dem Bildschirm? Sie kokettiere­n in der Serie ja stets mit dem Image eines Fernsehjun­kies …

Ich habe neulich gelesen, dass die Deutschen im Durchschni­tt zweieinhal­b Stunden pro Tag fernsehen, das könnte bei mir hinkommen. Am Wochenende dürfte es sogar deutlich mehr sein. Aber insgesamt ist mein Fernsehkon­sum dieses Jahr stark nach unten gerutscht, weil ich „Pastewka“gedreht habe, und deshalb hinke ich bei vielen Serien fürchterli­ch hinterher. Ich habe zum Beispiel die zweite Staffel von „Stranger Things“noch nicht gesehen, dafür lachen mich meine Co-Autoren schon aus – es gibt da ja eine Art Gruppenzwa­ng.

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