Schwäbische Zeitung (Tettnang)
BayWa investiert weiter in Pelletanlage
Etwa 2,7 Millionen Euro fließen in das Hopfenpelletwerk in Tettnang.
TETTNANG - Etwa 2,7 Millionen Euro wird die BayWa AG für das Hopfenpelletwerk in Tettnang in die Hand nehmen: Mit zwei Millionen Euro fließt der größte Betrag 2019 in eine Lupulinanreicherungsanlage, in diesem Jahr gibt es neue Büro- und Laborräume für etwa 400 000 Euro, für etwa 250 000 Euro soll zudem das Lager mit einem sogenannten Shuttle-Regalsystem auf den neuesten Stand gebracht werden. „Das ist ein Bekenntnis zum Standort Tettnang“, sagt Betriebsleiter Anton Locher.
Das Hopfenpelletwerk ist im Oktober 2015 offiziell eröffnet worden. Die damals vier Millionen teure Anlage rechne sich, sagt Anton Locher. Im Dreischichtbetrieb entstehen aus der Tettnanger Ernte und Kleinmengen aus anderen Regionen im Verlauf von sechs Monaten hauptsächlich Hopfenpellets. in geringen Mengen auch Ballen mit Rohhopfen, sogenannte Ballots.
„Allerdings verarbeiten nur noch ganz wenige Brauereien Doldenhopfen“, sagt Locher. In Europa tendiere das gegen null, in den USA sei der Anteil durch die Craftbeerszene größer, „letztlich ist das eine Frage der Philosophie und des Marketings.“Im Pellet stecke schließlich nichts anderes als in der Pflanze.
Ziel: gleichbleibende Qualität
Trotzdem ist der Prozess aufwendig. Im siebten Stockwerk schneidet ein Mitarbeiter die gelieferten Hopfenballen auf und leert sie in einen Schacht. Hier muss er eine streng vorgegebene Reihenfolge einhalten. Jede Charge ist auf bestimmte Eigenschaften wie den Alphasäuregehalt getestet. Durch die Mischung verschiedener Lieferungen soll eine gleichbleibende Qualität der späteren Pellets in Bezug auf die Inhaltsstoffe gewährleistet werden. Das gilt vor allem für die Alphasäure. „Der Gehalt bestimmt den Preis“, sagt Laborleiter Florian Rees. Die Qualität der Ware wird immer wieder im eigenen Labor, aber auch durch unabhängige Prüfer getestet. Auch haben die Siegelmeister, die bei der Stadt Tettnang angestellt sind, als neutrale Aufsichtspersonen Tag und Nacht Zugang zur gesamten Anlage.
Ein Stockwerk unter der Befüllanlage werden durch einen Magneten und einen Luftwirbel Fremdkörper wie Steine und Drähte aussortiert. „Ein Handy haben wir da auch schon mal gefunden“, lacht Locher. Die Fremdkörper sind schwerer als der Hopfen, der mit dem Luftstrom weiter zur Nachtrocknung gesogen wird. In der Darre wird die Feuchtigkeit des Hopfens um ein bis zwei Prozentpunkte auf neun bis zehn Prozent verringert.
Immer wieder mischen
In einer Hammermühle werden die Dolden und Blätter im Anschluss pulverisiert. Das Pulver wiederum wird immer wieder durchmischt, um es weiter zu homogenisieren, bevor es in der Presse zu Pellets geformt wird. 55 Grad sind die kleinen Stäbchen dann noch warm – und leicht brüchig. Nach dem Herabkühlen auf zehn bis zwölf Grad sind sie fest und können für die Lieferung an die Kunden verpackt werden.
Ende März soll die komplette Ernte des Jahres 2017 verarbeitet sein. Dann geht es an Wartung, Umbau und Reinigung. „Ebenso müssen wir ja Urlaube und Überstunden abbauen“, sagt Anton Locher. Zudem kommen Mitarbeiter dann wieder in anderen Bereichen unter, wenn es in der Landwirtschaft im Freien wieder losgeht. Locher nennt als Beispiel einen Techniker, der dann in der Werkstatt arbeitet. 24 Mitarbeiter sind in der Pelletproduktion beschäftigt, die Hälfte davon sind Saisonkräfte, die andere Hälfte ist fest angestellt. Hinzu kommen drei Arbeitskräfte im Büro und in der Abwicklung.
Investitionen für nächste Ernte
Die größte Maßnahme, die Lupulinanreicherung, soll ab 2019 ein vollkommen standardisiertes Produkt ermöglichen. Lupulin, auch als Hopfenmehl bekannt, enthält die Aromen und Bitterstoffe und wird bei minus 30 Grad abgesiebt. Zwar setzen viele Brauer auf Natur und sind deswegen bereit, gewisse Schwankungen in Kauf zu nehmen. „Doch der Markt für angereichertes Material ist durchaus da“, sagt Locher.
Einen Videobeitrag zum Thema finden Sie im Internet unter schwaebische.de/hopfenpellet