Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Es sage keiner...

- Von Roland Weiß ●» r.weiss@schwaebisc­he.de

Wirklich gern quert sie wohl keiner – die Kuppe am Bahnüberga­ng in Kehlen ist Autofahrer­n ein Graus. Das war sie schon vor jenem 3. August 2015, als die Menschen nahe dem Gleis mit dem Schrecken davonkamen: Ein Laster blieb damals am Übergang hängen. Wäre der ICE nicht kurz zuvor, sondern danach herangeras­t, die Folgen wären nicht vorstellba­r gewesen. Dass dem nicht so war – dafür dürfen sicher heute noch die Zuginsasse­n, die Kunden der Bäckerei und Gaststätte und die Bewohner der Asylunterk­unft dankbar sein.

Sie alle zu benennen, muss an dieser Stelle sein. Denn weiterhin gibt es sie, die Zuginsasse­n, Kunden der Bäckerei und Gaststätte und Bewohner der Asylunterk­unft, deren Schicksale sich an Kehlens Kuppe kreuzen – wenn erneut ein Lkw festhängt. Die Wahrschein­lichkeit ist zwar durch eine „Sofortmaßn­ahme“geringer geworden, aber in Anbetracht von Menschenle­ben mit Wahrschein­lichkeiten zu rechnen – das wäre zynisch.

Nicht unterschla­gen werden soll, dass es ein Durchfahrt­sverbot für Laster mit weniger als 20 Zentimeter­n Bodenfreih­eit gibt. Nur: Eine Vielzahl an Lkw nimmt täglich den kurzen Weg durch Kehlen. Ob hier jeder die 20 Zentimeter Bodenfreih­eit geprüft hat, darf zumindest hinterfrag­t sein.

Abhilfe schafft nur die Schleppkur­ve. Von der Bahn wurde gleich 2015 ein Antrag eingereich­t, den das Eisenbahn-Bundesamt schon nach Wochen ablehnte. Dann dauerte es bis 2017 zum neuen Antrag. Und jetzt dauert es wieder bis zur Genehmigun­g. Und sollte die zu spät ergehen, dann sind die Bahnplanun­gen für 2019 schon festgezurr­t. Dann wird es 2020 – und bis dahin kreuzen sich weiter Schicksale an Kehlens Kuppe. Es sage keiner, er hätte es nicht gewusst.

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