Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erstklässler genießen Haslacher „Bädle“
Neukirch hat wieder Schwimmunterricht und kann Bildungsauftrag umsetzen
NEUKIRCH/ HASLACH - Seit Januar kommen Neukirchs Grundschüler in den Genuss, Schwimmen lernen zu können. Einmal pro Woche gehen die Erstklässler ins Bad der Einrichtung St. Konrad in das benachbarte Haslach. Unter fachkundiger Anleitung von Doreen Ogger, ihrer erfahrenen Klassenlehrerin mit Schwimm- und Sportausbildung, werden die Grundschüler mit dem nassen Element vertraut gemacht.
Fröhlicher Lärm kommt aus der Schwimmhalle. Die Kinder jauchzen beim Üben begeistert, bewegen sich mit Schwimmhilfen und plantschen im 38 Grad warmen Wasser. „Die Freude ist groß, mein Adrenalinspiegel entsprechend“, sagt die Schwimmlehrerin lachend. „Denn die Leistungsstände sind noch sehr unterschiedlich, vom Nichtschwimmer bis zum DLRG-Mitglied.“Der Spaß am Schwimmunterricht scheint dagegen niveauunabhängig da zu sein. Zur Begleitung ist an diesem Freitag ein Vater dabei. Udo Pfaff kommt gerne mit. Der Aufwand halte sich bei drei bis fünf Mal im Halbjahr in Grenzen.
„Wir sind so froh, dass der Schwimmunterricht endlich klappt“, bestätigt Schulleiterin Simone FuoßBühler. Der Lehrplan sieht einen Schwimmunterricht schon seit vielen Jahren vor. Obwohl das Fehlen eines öffentlichen Hallenbades Ausnahmeregelungen erlaube. Manchmal sei es in früheren Zeiten im Sommer an den nächstgelegenen Kreuzweiher gegangen, war zu recherchieren. Oder später dann ins Freibad nach Obereisenbach, wie vom Rektor im Ruhestand, Anton Hirscher, zu erfahren war. Von offenen Gewässern für Schwimmkurse rät heute nicht nur das DLRG strikt ab, so die frisch weitergebildete Schwimmlehrerin Simone FuoßBühler. Der Fachbegriff dazu heiße „Rettungsfähigkeit“.
Spende ermöglicht Unterricht
In den letzten Jahren habe es zur Überbrückung des fehlenden Schwimmunterrichts private Initiativen gegeben. Die Schule unterstützte organisatorisch und finanziell zum Beispiel die Kooperation und auch den Schwimmunterricht mit „Birgid’s SchwimmSchule“. Letzteres war und ist nur möglich durch eine Neukircher Bürgerin, die alljährlich und seit vielen Jahren speziell den Schwimmunterricht durch ihre Spende unterstützt. Wie zu erfahren war, sei es ihr ein Herzensanliegen, dass die Eltern hier ihre wichtige Verantwortung wahrnehmen und Schwimmunterricht für alle Kinder ermöglichen – auch weiterhin. „Seit fünf Jahren bin ich nun dran, das Schwimmen auch schulisch einzubringen“, blickt FuoßBühler zurück. „Endlich können wir einen Teil des Bildungsauftrags Schwimmen umsetzen“, bilanziert Fuoß-Bühler nicht ohne Stolz, „denn das ist gerade in unserer Gegend eine zwingend notwendige Kompetenz.“Wie es weitergehe, werde man sehen, sie freue sich jedoch sehr über die Unterstützung der Gemeinde.
Auch die Abläufe sollen sich noch einspielen. Zu denken sei auch an leistungsorientierte Gruppen. Das „Bädle“gehört zur St. Konrad Behindertenhilfe Haslach. Zum Pressetermin ist der Hausherr gekommen. Die Einrichtung ist Teil der St. Jakobus Behindertenhilfe, einer Tochter der Theresia-Hecht-Stiftung. Siegfried Groll ist Bereichsleiter Tagesstruktur und Verantwortlicher für den Badbetrieb. Groll erklär: „Das Interesse ist ungebrochen, wir sind praktisch ausgebucht.“Das kleine Bad werde hauptsächlich und vorrangig für therapeutische Zwecke eingesetzt, aber, wie Groll erläutert, sind auch die Schulen in der Umgebung und der DLRG-Verein Wangen in Haslach regelmäßige Besucher – und nun auch die Neukircher Grundschule.
Dass etwas los sei auf dem Gelände und im Bad, dass es Begegnungen mit den geistig und körperlich eingeschränkten Bewohnern gebe, sei eine durchweg positive Ergänzung im Sinne der Inklusion. Groll findet, die Investition habe sich mehr als gelohnt: „Das kleine Bad tut wirklich allen Beteiligten gut“. Es stehe auch für Mitarbeiter und Einrichtungsangehörige zur Verfügung.