Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ausrutscher
Fortschritt ist wichtig, Forschung erst recht. Japan galt lange als erfindungsreichstes Land der Welt. Gefühlt haben die Fleißbienen aus dem Land der aufgehenden Sonne jedwedes HightechProdukt erdacht, das unser Leben beeinflusst oder zumindest beeinflusst hat: den Kassetten-Walkman (hat ausgedient), den Hochgeschwindigkeitszug (heißt dort Shinkansen, hängt hierzulande unter dem Namen ICE meist zwischen München und Berlin fest) oder auch die Spielekonsole (nervt oder begeistert wahlweise).
Im kulinarischen Bereich geht unter anderem die Erfindung der Instant-Nudel auf das Konto eines Japaners. Geschmacklich durchaus fragwürdig, ist das Produkt in puncto Arbeitserleichterung über jeden Zweifel erhaben: Kochendes Wasser drauf – fertig! Ob die aktuellste Erfindung einen ähnlichen Siegeszug antreten wird, darf bezweifelt werden: Das Neue an der sogenannten Mongee-Banane ist nämlich, dass die Schale mitgegessen werden kann. Selten wurde etwas Überflüssigeres erfunden. Keine Frucht mit Schale ist leichter zu öffnen. Und dann der Aufwand! Damit die normalerweise in tropischen Gefilden heimische Banane überhaupt in Japan gedeiht, müssen die Setzlinge vor dem Einpflanzen auf minus 60 Grad heruntergekühlt werden. Klingt haarsträubend? Wohl wahr. Zu allem Überfluss soll die Schale am besten schmecken, wenn sie bereits braune Flecken hat. Außerdem kostet eine einzelne Mongee-Banane circa fünf Euro. Vielleicht ist diese Entwicklung nur ein Ausrutscher, aber der Eindruck verstärkt sich: Japans große Zeit in Sachen Innovation ist vorbei. (jos)