Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kiesunternehmer legt Antrag auf Eis
Vorerst ruht das Zielabweichungsverfahren in Sachen Kiesabbau im Vogter Teilort Grund
KREIS RAVENSBURG - Die Kiesgesellschaft Karsee („Meichle und Mohr“) lässt das Zielabweichungsverfahren bis Ende 2018 ruhen. Diese Information teilte der Geschäftsführer Rolf Mohr per E-Mail am Montagmittag der Schwäbischen Zeitung mit. Das heißt, beim für das Verfahren zuständigen Regierungspräsidium in Tübingen werden die Arbeiten in Sachen vorzeitigen Kiesabbau im Vogter Teilort Grund vorerst eingestellt. Ob es dann Ende 2018 wieder weitergeht, wird sich entscheiden, wenn die Kiesgesellschaft wieder Kontakt mit dem Regierungspräsidium aufnimmt.
In der E-Mail von Rolf Mohr heißt es kurz und knapp: „Wir haben in allen Sitzungen betont, dass für uns Trinkwasser für die Bevölkerung der Region an oberster Stelle steht. Nachdem der Zweckverband Weißenbronnen zur hydrogeologischen Erkundung des Gebiets Bohrungen abteufen will und wir ebenfalls drei Bohrungen in Grund derzeit abteufen, haben wir uns entschlossen, das Zielabweichungsverfahren bis Ende 2018 ruhen zu lassen.“Abteufen ist ein Fachbegriff aus dem Bergbau und heißt in diesem Zusammenhang so viel wie „bohren“.
Die Kiesgesellschaft Karsee beabsichtigt mit diesem Zielabweichungsverfahren, auf einem vorerst vier Hektar großen Gebiet bei Grund im Altdorfer Wald mit dem Kiesabbau zu beginnen, auch wenn das Ziel Kiesabbau von den eigentlichen Zielen im Regionalplan (unter anderem Forstwirtschaft) abweicht. Avisiert wird im neuen Regionalplan ein elf Hektar großes Abbaugebiet. Gegen diese Pläne hat sich in der Bevölkerung großer Widerstand formiert. Zudem lehnten bisher die betroffenen und benachbarten Gemeinden durchweg das Verfahren ab.
Das Regierungspräsidium bestätigt der SZ den Eingang des Antrags von Rolf Mohr, das Verfahren ruhen zu lassen. „Wir halten das für den richtigen Weg und werden dem Antrag von Herrn Dr. Mohr entsprechen. Wir begrüßen es, dass man sich noch einmal intensiv des Themas Grundwasser annimmt“, sagt Dirk Abel, Sprecher der Behörde. Wie es Ende 2018 weitergeht, muss die Kiesgesellschaft Karsee dem Regierungspräsidium dann mitteilen.
Im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung berichtet Rolf Mohr, dass Geologen des Büros „Dr. Ebel & Co.“in Bad Wurzach in der vergangenen Woche mit drei Bohrungen begonnen haben, um die Fließrichtung des Wassers auf dem Waldburger Rücken festzustellen. Laut Rolf Mohr gibt sein Unternehmen dafür 30 000 Euro aus. „Ich gehe davon aus, dass bis Ende 2018 auch die Ergebnisse der hydrogeologischen Erkundung des Wasserzweckverbands Baienfurt-Baindt vorliegen. Das ist eine zumutbare Zeit, wenn man sich bemüht, alles andere ist Verzögerung“, sagt Rolf Mohr. Am Ziel, im Altdorfer Wald Kies abzubauen, hält Mohr aber fest. Er geht davon aus, dass ein Kiesabbau möglich sein wird und keine Auswirkungen auf das Grundwasser hat. Außerdem verweist er darauf, dass es üblich und rechtlich möglich ist, in Wasserschutzgebieten Kies abzubauen – zum Beispiel in der Leutkircher Heide, wo am meisten Kies für den Landkreis Ravensburg herkommt. Dort gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung Leutkirch keine negativen Auswirkungen auf das Wasser.
Öffentliche Sitzungen zum Thema
Wie bereits mehrfach berichtet, beziehen die Gemeinden Baienfurt und Baindt ihr Trinkwasser aus der Quelle Weißenbronnen (Gemarkung Wolfegg), die sich unweit des vorgesehenen Abbaugebietes befindet. In den Schussentalgemeinden sorgt man sich, dass der Kiesabbau negative Auswirkungen auf das Trinkwasser haben könnte. Der Vorsitzende des Wasserzweckverbandes Baienfurt-Baindt und Baienfurter Bürgermeister Günter A. Binder ist am Montag von der Nachricht der SZ überrascht worden. „Es wurde in aller Deutlichkeit erkannt, wie wichtig unser Gut Wasser ist. Ich danke Herrn Dr. Mohr für sein faires Entgegenkommen und die Einsicht“, freut sich Binder.
Gestern befasste sich der Gemeinderat Baindt in seiner Sitzung um 18 Uhr mit dem Thema Zielabweichungsverfahren. Am Mittwoch, 7. Februar, tagt die Verbandsversammlung des Wasserzweckverbandes um 19 Uhr im Rathaus in Baindt zum selben Thema.