Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Russen klagen, Sörgel rügt IOC
PYEONGCHANG (SID/dpa) - 32 russische Athleten wollen ihre Einladung für die Olympischen Winterspiele ab Freitag in Pyeongchang vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS erzwingen. Zu den Sportlern, die wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Richtlinien bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi keine Einladung erhalten haben, gehören auch Shorttrack-Ikone Wiktor Ahn und Biathlet Anton Schipulin.
CAS-Präsident John Coates bestätigte in der IOC-Session in Pyeongchang den Vorgang. „Die Athleten haben Berufung gegen die Entscheidung der Kommissionen eingelegt“, sagte IOC-Mitglied Coates. Das CAS gerät damit in Zeitnot. Die Begründungen der letzten Russland-Urteile sind noch nicht veröffentlicht, da geht es schon in die nächste Runde. Die Anhörungen sollen heute sein, danach sollen die Urteile „so schnell wie möglich“bekannt gegeben werden.
Das IOC hatte 43 russische Athleten wegen Doping-Vergehen in Sotschi lebenslang von Olympia ausgesperrt. 42 von ihnen gingen in Berufung und zogen vor den CAS. Der Gerichtshof hob die Sperren in 28 Fällen auf. Das IOC weigerte sich jedoch bislang, Einladungen auszusprechen. Gegen diese Haltung gehen die russischen Athleten nun vor.
Doping-Experte Fritz Sörgel hat derweil das IOC kritisiert. „Das IOC hat aus meiner Sicht eine klare, vorausberechnete Strategie. Es kann nicht ernsthaft behaupten, dass es beim CAS eine Bestätigung der Sperren erwartet hat. Wenn Anti-DopingExperten das nicht erwartet haben, wie dann das IOC bitte?“, sagte Sörgel. „Aus Sicht des IOC haben das IOC und Präsident Thomas Bach richtig gehandelt, aus Sicht des Sports haben sie unanständig gehandelt. Sie haben den Sportfan für dumm verkauft und ihn damit auch beleidigt. Wenn Herr Bach mit Reformen meint, dass der CAS quasi ein Teil des IOC werden sollte und die Spielchen ohne Widerstand mitmacht, dann wäre das eine weitere katastrophale Niederlage für den Sport.“
IOC-Sprecher Christian Klaue erwiderte, dass „Herr Sörgel zu viele Kriminalromane gelesen“habe. „Man braucht schon sehr viel Phantasie, um zu behaupten, all das wäre genauso vorauszusehen gewesen.“