Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Strippenzieher
Michael Groschek ist der Anführer der Abteilung Attacke in der nordrhein-westfälischen SPD und kennt die Landespartei wie kaum ein Zweiter. Als Chef des mitgliederstärksten SPD-Landesverbands ist der 61-jährige ehemalige Marine-Soldat, der seit 44 Jahren in der SPD ist, ein einflussreicher Strippenzieher. Der Oberhausener mit dem kernigen Ruhrpott-Dialekt soll die treibende Kraft gewesen sein, um Martin Schulz jetzt zum Verzicht auf ein Ministeramt zu bewegen. Wer ist der Mann, den die Genossen „Mike“nennen?
Die NRW-SPD galt schon bei der Bundestagswahl 2013 als eine der letzten Bastionen gegen die Große Koalition. Dass die Genossen zwischen Rhein und Weser in den vergangenen Wochen etwas mehr Milde gegenüber GroKo-Ambitionen walten ließen, ist vor allem Groscheks Engagement zu verdanken.
Der kleine schnauzbärtige Mann, der gerne und häufig donnernd lacht, war lange Jahre Vertrauter von Ex-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Nach ihrem Abgang im vergangenen Sommer infolge der verlorenen Landtagswahl wurde er zum Landesparteichef gewählt. Noch in diesem Jahr will er einer verjüngten Spitze Platz machen.
Von Schulz' Kehrtwenden und gebrochenen Zusagen soll der studierte Berufsschullehrer zuletzt enttäuscht gewesen sein, heißt es aus der Partei. Am Donnerstag hatte Groschek Schulz zwar noch mühsam verteidigt, aber auch ein Glaubwürdigkeitsproblem mit dessen Ministerambitionen eingeräumt: „Ich kann die Gefühlswallung und manche Faust auf dem Tisch verstehen.“
Groschek, der zwischen 2012 und 2017 auch Landesminister für Bauen und Verkehr und zuvor über zehn Jahre lang Generalsekretär war, steht für „klare Kante“. Als er im Juni 2017 zum Chef der NRW-SPD gewählt wird, verspricht er den aufbegehrenden Jusos, mit alten Ritualen und Selbstbeweihräucherung aufzuräumen: „Weg mit dem Kram! Herzkammer – alles Pustekuchen und Selbstbetrug. Wir brauchen einen Neuanfang, der sich gewaschen hat.“
Bettina Grönewald/dpa