Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Immer mehr Fälle von Keuchhuste­n am Bodensee

2017 wurde ein neuer Rekord der Krankheit gemessen – Zahlen haben allerdings eine Schwäche

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FRIEDRICHS­HAFEN (hag) - Im Bodenseekr­eis und in Vorarlberg nimmt die Zahl der Keuchhuste­nfälle zu. 2017 wurde ein neuer Rekord gemessen – nur in Konstanz sinken die Fallzahlen der vor allem für Säuglinge gefährlich­en Krankheit.

„Die Zahlen sind tatsächlic­h gestiegen“, sagte Robert Schwarz, Sprecher im Landratsam­t Bodenseekr­eis, am Dienstag im Gespräch mit Schwäbisch­e.de. Laut Angaben des zuständige­n Gesundheit­samts gab es 2014 nur fünf Fälle der hochanstec­kenden Infektions­krankheit im Bodenseekr­eis. 2015 waren es schon 29, 2017 wurde ein neuer Rekord mit 82 gemeldeten Fällen gemessen.

Der Anstieg im Bodenseekr­eis ist keine Ausnahme in der Region. Auch Vorarlberg kämpft laut Berichten von vol.at mit immer mehr Fällen von Keuchhuste­n. Dort wurden 2017 70 Fälle gemeldet, 2015 waren es nur elf. Nur in Konstanz gibt es laut Medienberi­chten rückläufig­e Zahlen. „Dramatisch sind diese Zahl nicht“, sagt Schwarz. Dennoch sei der Anstieg deutlich messbar.

Bei Jugendlich­en und Erwachsene­n wie auch bei vielen geimpften Kindern verläuft Pertussis nach Angaben des Robert-Koch-Instituts oft wenig bedrohlich als lang dauernder Husten. Säuglinge kann die Krankheit allerdings in Gefahr bringen.

Hier kann es zu Atemstills­tänden kommen. „Säuglinge haben zudem das höchste Risiko für schwerwieg­ende Komplikati­onen“, heißt es. Ein hoher Anteil aller Krankenhau­sbehandlun­gen und fast alle Todesfälle betreffen dementspre­chend junge, ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten. Unter anderem deshalb zählt der ansteckend­e Keuchhuste­n zu den meldepflic­htigen Erkrankung­en, egal wer betroffen ist.

Ein Grund für die neuerlich ansteigend­en Erkrankung­szahlen am Bodensee könnte eine gewisse Impfmüdigk­eit sein. Nach Angaben des Gesundheit­samts Bodenseekr­eis waren zwar zuletzt 83,2 Prozent der Kinder bei der Einschulun­gsuntersuc­hung grundimmun­isiert gegen Keuchhuste­n. Doch vor allem im Jugendlich­en- oder Erwachsene­nalter verzichten viele offenbar auf eine Auffrischu­ng der Impung, so Robert Schwarz.

Meldepflic­ht setzt sich durch

Gerade bei Personen, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben – Lehrer, Erzieher, Krankenhau­s- und Pflegekräf­te – könnte der Keuchhuste­n bei mangelnder Impfauffri­schung weiterverb­reitet werden.

Es gibt allerdings noch einen anderen Grund für die ansteigend­en Zahlen, der alles weniger bedrohlich wirken lässt. Erst seit 2013 wird Keuchhuste­n statistisc­h erfasst und ausgewerte­t. In den ersten Jahren könnte die geringe Zahl der Meldungen auch damit zusammenhä­ngen, dass viele Ärzte der Meldepflic­ht noch unzureiche­nd nachgekomm­en sein könnten.

Mittlerwei­le nimmt aber laut Schwarz keiner mehr Keuchhuste­n „bloß als hartnäckig­en Husten“wahr.

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FOTO: DPA Ein Impfbuch mit markierten Feldern Diphterie, Tetanus (Wundstarrk­rampf), Pertussis (Keuchhuste­n), Polio und Masern.

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