Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Verleihung des goldenen Ehrenkäs
Beim Narrengottesdienst lüftet Pfarrer Hagmann am Ende das Geheimnis.
TETTNANG - Nun ist es raus, wer den Goldenen Ehrenkäs erhält. Beim Narrengottesdienst in der St. GallusKirche hat Pfarrer Rudolf Hagmann die Preisträger am Sonntagmorgen verkündet und sogar Orden verteilt. Aber der Reihe nach.
Beim Narrentreffen in Bad Waldsee hatte SWR-Moderator Werner Mezger verraten, dass in Tettnang am Fasnetssonntag der Goldene Ehrenkäs verliehen werden solle. Dem Vernehmen nach wurde es einigen dann etwas mulmig zumute, als sie davon hörten. Wann und wo und wem der Preis verliehen werden sollte, war zuvor nicht herauszufinden.
Nach dem feierlichen Einzug der Narren mit der Stadtkapelle brachte ein Friseursketch mit wilden Vermutungen und Gerüchten auch keine abschließende Klarheit. Bürgermeister, Zunftmeister, auch der Pfarrer wurden hier als mögliche Anwärter genannt. Doch auch die Feststellung, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, dass aber manche schlechte Augen haben, half nicht wirklich weiter, sondern verwirrte eher.
Die Messe schritt voran, die Stadtkapelle spielte, die Gottesdienstbesucher sangen. Und Pfarrer Hagmann betrat kostümiert die Bühne, ein Messdiener reichte ihm ein abgedecktes Schild. Stille: Sollte jetzt der Sieger verkündet werden?
Als Hagmann das Plakat enthüllte, war bei manchem das Aufatmen groß: Zu sehen war lediglich das gemalte Bild eines gelangweilten römischen Edelmanns mit Lorbeerkranz und geröteter Nase. Aus Letzterer mag der eine oder die andere vielleicht einen Rückschluss gezogen haben, doch in seiner Laudatio schlug Pfarrer Hagmann den ganz großen Bogen und beschrieb die Eigenschaften: „Der Ehrenkäs ist wie ein Gockel. Bunt, erhaben, voller Macht. Er stellt sich meist auf jeden Sockel und merkt nicht, dass da mancher lacht. Der Ehrenkäs ist hochsensibel, er braucht das Lob und nicht den Tadel. Sein Urteil ist zutiefst penibel. Schlägt er zurück, sitzt tief die Nadel.“
Klar war nur: Ein Bürger der Stadt sollte es sein, bekannt wie ein bunter Hund und auf allen Hochzeiten zuhause. Wieder schauten einige beunruhigt drein, aber der Name blieb vorerst noch geheim.
Fürbitten, das gemeinsame Singen von Liedern, die Kommunion, das leise Klingeln der Narrenglöckchen in Momenten der Stille – es herrschte eine besondere Atmosphäre im Kirchenschiff. Denn trotz bunter Kostüme sollte es ein Gottesdienst sein.
Ganz am Ende dann, bevor es zum Stehempfang im Gemeindezentrum ging, stand Hagmann mit einem großen goldenen Umschlag da und verkündete: „Der goldene Ehrenkäs, das sind wir alle.“Der eine eben mehr, der andere weniger. Eine leckere Auszeichnung mit goldenen Käseecken gab es dann im Anschluss für jeden. Und wer sich da mehr als ein Stück nahm, wusste letztendlich selbst am besten, warum.