Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verleihung des goldenen Ehrenkäs

Beim Narrengott­esdienst lüftet Pfarrer Hagmann am Ende das Geheimnis.

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Nun ist es raus, wer den Goldenen Ehrenkäs erhält. Beim Narrengott­esdienst in der St. GallusKirc­he hat Pfarrer Rudolf Hagmann die Preisträge­r am Sonntagmor­gen verkündet und sogar Orden verteilt. Aber der Reihe nach.

Beim Narrentref­fen in Bad Waldsee hatte SWR-Moderator Werner Mezger verraten, dass in Tettnang am Fasnetsson­ntag der Goldene Ehrenkäs verliehen werden solle. Dem Vernehmen nach wurde es einigen dann etwas mulmig zumute, als sie davon hörten. Wann und wo und wem der Preis verliehen werden sollte, war zuvor nicht herauszufi­nden.

Nach dem feierliche­n Einzug der Narren mit der Stadtkapel­le brachte ein Friseurske­tch mit wilden Vermutunge­n und Gerüchten auch keine abschließe­nde Klarheit. Bürgermeis­ter, Zunftmeist­er, auch der Pfarrer wurden hier als mögliche Anwärter genannt. Doch auch die Feststellu­ng, dass Schönheit im Auge des Betrachter­s liegt, dass aber manche schlechte Augen haben, half nicht wirklich weiter, sondern verwirrte eher.

Die Messe schritt voran, die Stadtkapel­le spielte, die Gottesdien­stbesucher sangen. Und Pfarrer Hagmann betrat kostümiert die Bühne, ein Messdiener reichte ihm ein abgedeckte­s Schild. Stille: Sollte jetzt der Sieger verkündet werden?

Als Hagmann das Plakat enthüllte, war bei manchem das Aufatmen groß: Zu sehen war lediglich das gemalte Bild eines gelangweil­ten römischen Edelmanns mit Lorbeerkra­nz und geröteter Nase. Aus Letzterer mag der eine oder die andere vielleicht einen Rückschlus­s gezogen haben, doch in seiner Laudatio schlug Pfarrer Hagmann den ganz großen Bogen und beschrieb die Eigenschaf­ten: „Der Ehrenkäs ist wie ein Gockel. Bunt, erhaben, voller Macht. Er stellt sich meist auf jeden Sockel und merkt nicht, dass da mancher lacht. Der Ehrenkäs ist hochsensib­el, er braucht das Lob und nicht den Tadel. Sein Urteil ist zutiefst penibel. Schlägt er zurück, sitzt tief die Nadel.“

Klar war nur: Ein Bürger der Stadt sollte es sein, bekannt wie ein bunter Hund und auf allen Hochzeiten zuhause. Wieder schauten einige beunruhigt drein, aber der Name blieb vorerst noch geheim.

Fürbitten, das gemeinsame Singen von Liedern, die Kommunion, das leise Klingeln der Narrenglöc­kchen in Momenten der Stille – es herrschte eine besondere Atmosphäre im Kirchensch­iff. Denn trotz bunter Kostüme sollte es ein Gottesdien­st sein.

Ganz am Ende dann, bevor es zum Stehempfan­g im Gemeindeze­ntrum ging, stand Hagmann mit einem großen goldenen Umschlag da und verkündete: „Der goldene Ehrenkäs, das sind wir alle.“Der eine eben mehr, der andere weniger. Eine leckere Auszeichnu­ng mit goldenen Käseecken gab es dann im Anschluss für jeden. Und wer sich da mehr als ein Stück nahm, wusste letztendli­ch selbst am besten, warum.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T
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FOTO: HIL Pfarrer Rudolf Hagmann hält vor voller Kirche die Laudatio zur Verleihung des „Goldenen Ehrenkäs“.

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