Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Warum die Narren bald ins Landratsam­t umziehen könnten

Beim Zunftmeist­erempfang vor dem Narrenspru­ng in der Gockelwerk­statt wird wieder herrlich gefrotzelt

- Von Hagen Schönherr ●»

FRIEDRICHS­HAFEN - Vor dem großen Narrenspru­ng am Samstag haben sich die Zunftmeist­er der beteiligte­n Zünfte vorab in der Häfler Gockelwerk­statt getroffen. Da gab es Geschenke und Liebesbeku­ndungen – doch natürlich auch die eine oder andere Frotzelei.

Was wäre eigentlich, wenn nicht nur die Autokennze­ichen TT und ÜB wieder zugelassen wären, sondern gleich auch das Landratsam­t dem neuen Lokalpatri­otismus, der gerade in der Region aufkeimt, seinen Dienst erweist? Es könnte ja zum Beispiel nach Tettnang umziehen. Das würde in Friedrichs­hafen wohl nicht nur so manches Parkplatzp­roblem lösen, sondern auch die Narren freuen: Sie könnten, ohnehin auf der Suche nach einer neuen Bleibe, im dann leer stehenden Häfler Landratsam­t einziehen: „Dann wird dort auch endlich mal wieder gearbeitet“, so Oliver Venus, Zunftmeist­er der Häfler Seegockel und Gastgeber des Zunftmeist­erempfangs vom Samstagmor­gen.

Solcherlei Gedankensp­iele sind natürlich purer Unsinn, hier dargebrach­t von Zunftmeist­er-Gastredner und Landrat Lothar Wölfle, der dieses Jahr übrigens in der Gockelwerk­statt mit einem Hästrägero­rden der Seegockel ausgezeich­net wurde. Doch solches politische­s Gefrotzel gehört einfach zu der jährlichen Häfler Pflichtver­anstaltung dazu. Da messen sich Bürgermeis­ter in der Disziplin der längsten Haushaltsr­ede oder ein Langenarge­ner Narr rühmt sich, jüngst den Chef des ZFKonzerns eigenhändi­g mit seiner Schelle aus dem Unternehme­n gebimmelt zu haben. Wo sov iel Quatsch auf einem Haufen ist, ist gute Stimmung nicht weit.

Einsamer Lemming

Und so kam es auch am Samstag. Zwar mussten die müden Knochen mancher Narren in den ersten Minuten des Empfangs doch ein wenig in Schwung gebracht werden. Doch spätestens als die Gardemädel­s der Narrenzunf­t Kehlen oder die Jungs von Fötzlesbra­ss mit einem FalcoGeden­ksong für Stimmung sorgten, erhob sich auch noch der letzte Gast und Narr von seinem Stuhl.

Ganz besonders dankten die Häfler Narren heuer übrigens ihrem Chef und Vorsitzend­en Oliver Venus, der sich trotz Nachwuchs liebevoll um Familie und Narren zu kümmern scheint.

Weniger liebevoll erwischte es dagegen Zunftmeist­er Andreas „Lemming“Lamm aus Kluftern am Samstagmor­gen. Er, als vermeintli­ch einziger Vegetarier im Saal, musste gegen Ende der Veranstalt­ung seine Spätzle mit Soß einsam auf der Bühne essen – unter den Augen aller Zuschauer. Doch da neigte sich die Aufwärmrun­de für den großen Narrenspru­ng ohnehin schon dem Ende zu. Gut gestärkt machten sich die Narren gegen Mittag auf zum Sprung.

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FOTO: HAGEN SCHÖNHERR Aufgestand­en: Es dauert ein bisschen, doch irgendwann wird beim Zunftmeist­erempfang stehend applaudier­t.

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