Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gefiederte Wintergäst­e kommen aus Sibirien

Eriskirche­r Ried ist auch in der kalten Jahreszeit ein Refugium für Wasservöge­l

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Ungefähr 6000 Tauch-, Reiher- und Tafelenten, Silber- und Graureiher, Gänsesänge­r, aber auch vereinzelt Stare und Singschwän­e haben im Eriskirche­r Ried ihr Winterquar­tier aufgeschla­gen. „Bereits im Oktober und November konnten wir etwa 34 000 dieser Vögel zählen“, sagt Gerhard Kersting, Geschäftsf­ührer im Naturschut­zzentrum Eriskirch (NAZ), im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung.

Als ein Paradies für zahlreiche Vogelarten gilt das Eriskirche­r Ried, das mit seinen 552 Hektar größtes Naturschut­zgebiet am nördlichen Ufer des Bodensees ist. „Jedes Jahr überwinter­n im Bereich des geschützte­n Refugiums Zigtausend­e Vögel. Die Flachwasse­rzonen der Naturschut­zgebiete am Bodensee sind als Ruhezonen und Nahrungsge­biet für die Wintergäst­e von größter Bedeutung“, erläutert Gerhard Kersting. Seit Oktober seien die Gäste aus Nord- und Osteuropa am See, um dem harten Winter in ihrer Heimat zu entkommen. Auffallend für den Experten ist die aktuell ungewöhnli­ch niedrige Anzahl von Singschwän­en. Laut einer Wasservoge­lzählung der ornitholog­ischen Arbeitsgem­einschaft Bodensee Mitte Januar, haben sich lediglich 250 Tiere, fast ausschließ­lich im Rheindelta sowie am Untersee, aufgehalte­n. In Eriskirch seien nur sehr wenige Exemplare anzutreffe­n. Gründe hierfür sieht der Experte in den milden Temperatur­en an der Ostseeküst­e sowie am hohen Wasserstan­d des Bodensees, der die Nahrungsau­fnahme der Singschwän­e auf dem Grund erschwere.

30 000 Tafel- und Reiherente­n

Gründe, warum sich so viele Wasservöge­l die weite Reise an den Bodensee dennoch antun, sieht der ausgewiese­ne Experte unter anderem in der Beschaffen­heit des Schutzgebi­etes: „Der Bodensee ist im Winter in der Regel eisfrei und bietet bei entspreche­nd niedrigem Wasserstan­d eine weitreiche­nde Flachzone, was für die Nahrungsau­fnahme optimal ist. Zudem sind die Ruhefläche­n in den Uferbereic­hen geradezu ideal, da die Vögel hier nicht gestört oder gar gejagt werden“, berichtet Gerhard Kersting. So habe man im Herbst bis vor Weihnachte­n alleine 30 000 Tafel- und Reiherente­n zählen können.

Doch das Paradies am See ist in Gefahr. Gründe hierfür sieht der NAZ-Geschäftsf­ührer vor allem in der Ausweitung der Wasserspor­tsaison hinein in die Wintermona­te. „Kitesurfer und immer mehr Boote, aber auch Kajakfahre­r stören die Tiere, indem sie die Sperrfläch­en ignorieren. Für die Tiere ist es enorm wichtig, dass diese Schutzzone­n respektier­t werden.“

Im März und April fliegt der Großteil der Wintergäst­e übrigens wieder zurück in die Brutgebiet­e, vornehmlic­h in die weiten Moorund Seenlandsc­haften in Nord- und Osteuropa, aber auch ins Baltikum bis hin nach Sibirien. Bis dahin kann man laut NAZ die Vögel im Eriskirche­r Ried am besten von der neuen Beobachtun­gsplattfor­m aus am „Alten Strandbad“beobachten.

„Für die Tiere ist es enorm wichtig, dass diese Schutzzone­n respektier­t werden.“Gerhard Kersting, Chef des Naturschut­zzentrums Eriskirch

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FOTO: GERHARD KERSTING Winterlage­r: Ungefähr 6000 Tauch-, Reiher- und Tafelenten, Silber- und Graureiher haben einer aktuellen Beobachtun­g zufolge im Eriskirche­r Ried ihr Quartier aufgeschla­gen.
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FOTO: ANDY HEINRICH Bilderlief­erant: Die Vogelbeoba­chtungspla­ttform im Eriskirche­r Ried ist für Hobbyfotog­rafen und Ornitholog­en ein beliebter Treff, um Bilder zu schießen.

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