Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aktivisten hängen Schilder an Salems Narrenbäume
Unbekannte klettern in den Salemer Ortsteilen Neufrach und Stefansfeld in luftige Höhen – Tafeln wurden mittlerweile wieder abmontiert
SALEM - „Nationalität? Mensch“: Unbekannte haben wahrscheinlich schon am Samstag Transparente mit Sprüchen für Toleranz gegenüber Flüchtlingen an Narrenbäume in Salem gehängt. Die Narren nahmen es gelassen – zogen aber trotzdem Konsequenzen.
Die Schilder wurden offenbar in der Nacht von Aktivisten in den Salemer Ortsteilen Neufrach und Stefansfeld an den etliche Meter hohen Narrenbäumen aufgehängt. „Ich stelle mir vor, dass jemand dort mit Steigbügeln hochgestiegen ist“, sagte Peter Frick, Vorsitzender des Narrenvereins Salem im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Geübter Kletterer
Auch wenn die Narren keine Idee haben, wer die Schilder genau angebracht hat, gehen sie davon aus, dass es ein geübter Kletterer mit Erfahrung gewesen sein muss. „Diese Schilder sind nichts Schlimmes. Wir hätten ein größeres Problem damit gehabt, wenn dort etwas Rechtsradikales stehen würde“, ordnet Peter Frick die Plakate an den zweckentfremdeten Narrenbäumen ein. Dennoch habe man sich entschieden, die auf stabilen Tafeln angebrachte Schrift zu entfernen. Frick: „Das passt natürlich nicht an einen Narrenbaum. Und wenn wir das hängen lassen, lockt das nur Nachahmer an.“
Tafeln abmontiert
Demnach sollen die Narrenbäume kurz nach dem Auftauchen der Schrift wieder ohne Spruchtafeln dagestanden sein. Laut SZ-Informationen hingen die Schilder aber mindestens den ganzen Samstag und sorgten dementsprechend für Aufsehen. Auf eine Anzeige gegenüber den unbekannten Tätern oder weitere Nachforschungen will der Verein dennoch verzichten.
Immer wieder kommt es in der Region zu Aufmerksamkeit erzeugenden Aktionen von Aktivisten von verschiedenen Seiten. So verhüllten mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen „Identitären Bewegung“vor einigen Monaten die Statue „Imperia“in Konstanz, um auf eine angebliche „Islamisierung des Abendlands“aufmerksam zu machen.
Andere Gruppen werben im Gegenzug für mehr Toleranz und Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen – wie hier in Salem.