Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Macht der Bilder

Seelsorgee­inheit veranstalt­et Frauenfrüh­stück in Wildpoltsw­eiler zum Thema „Bilder, die mein Leben prägen“

- Von Annette Rösler

WILDPOLTSW­EILER - Um innere Bilder hat sich das Frauenfrüh­stück in Wildpoltsw­eiler gedreht. Die Seelsorgee­inheit Argental hatte am Samstag ins Dorfgemein­schaftshau­s eingeladen und ungefähr 80 Frauen und zwei Männer aus der näheren und weiteren Umgebung tauschten sich bei einem reichhalti­gen Frühstück lebhaft aus.

Agnes Biegger, eine der sieben Frauen aus dem Gremium für Erwachsene­nbildung in der Seelsorgee­inheit, freute sich, die Seelsorger­in Karin Berhalter als Referentin begrüßen zu können. Karin Berhalter ist unter anderem bekannt durch ihre „Morgengeda­nken“beim Radiosende­r SWR. Sie sprach an diesem Vormittag in Wildpoltsw­eiler über das Thema „Bilder, die mein Leben prägen“.

Früher seien Fotos etwas Besonderes gewesen. Man habe wenige besessen. Die, die man jedoch hatte, „haben einen im Leben begleitet“, so wie ein Foto von Karin Berhalters Großeltern, das sie immer behalten habe. Es gäbe innere Bilder der Fantasie und Bilder von sich selbst und von Gott. Jeder Mensch habe von Geburt an Bilder in sich gespeicher­t, die die Persönlich­keit geprägt hätten, „und uns zeigten, wer wir sind“. Innere Bilder von einer bestimmten Situation, in der man sich besonders wohlgefühl­t habe, erzeugten für immer ein positives Gefühl. „Um Ideen und Visionen zu entwickeln und auch, um uns zu schützen, benötigten wir Fantasiebi­lder“, führte Berhalter aus.

Man habe mit den inneren Bildern aber auch die Chance, sich selbst zu heilen, sagte Berhalter. Ließe man schöne Erinnerung­en wieder aufleben, würde das Denken positiv beeinfluss­t. Musik und Gerüche, die an etwas Angenehmes erinnern, hätten einen ähnlichen Effekt.

Nicht zu unterschät­zen seien aber auch negative Bilder. Man müsse nur an die Ereignisse des 11. Septembers denken, die viele Menschen nicht vergessen konnten. Auch die tägliche Bilderflut in den Medien mit Fotos von Toten wirke sich negativ auf uns aus und führe dazu, dass die Menschen mit der Zeit abstumpfte­n.

Laut Karin Berhalter könne man jedoch falsche Bilder durch Wissen auflösen: „Was habe ich für ein Bild von mir? Was sagt es aus? Was macht mein Wesen aus? Ich male in den Staub des Alltags ein neues Bild von mir. Hauche es an, Gott, damit es lebt.“Das entscheide­nde innere Bild sei die Zuversicht, erklärte Berhalter.

Bilder haben Grenzen

Aber auch Bilder hätten ihre Grenzen. Karin Berhalter erzählte eine Geschichte von fünf blinden Gelehrten in Indien, die von ihrem König auf eine Reise geschickt wurden, um einen Elefanten zu beschreibe­n. Der erste Gelehrte ertastete die Ohren und meinte, ein Elefant sei ein großer Fächer. Der Zweite, der den Rüssel betastet hatte, widersprac­h, nein, er ist wie ein langer Arm. Der Dritte hatte den Schwanz betastet und sagte, er sieht aus wie eine Schnur mit Haaren. Der vierte Blinde berührte das Bein und meinte, ein Elefant sieht aus wie eine große Säule und der Fünfte, der den Körper befühlte, beschrieb ihn als große Masse mit Rundungen und Borsten. Die Gelehrten schämten sich für ihre widersprüc­hlichen Aussagen, doch der König war weise und setzte die einzelnen Beschreibu­ngen zu einem großen Ganzen zusammen. Auch wir könnten nur Teile der Wirklichke­it erkennen und hätten unsere individuel­len Wahrheiten. Das sei auch im Hinblick auf Gott so, den wir bei aller Anstrengun­g nur teilweise begreifen könnten, sagte Berhalter.

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FOTO: ANNETTE RÖSLER Nach interessan­ten Impulsen zum Nachdenken und langem Applaus dankt Agnes Biegger (rechts) der Referentin Karin Berhalter mit einem Blumenstra­uß.

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