Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Verkehrsminister spricht von „richtig gutem Angebot“
Feierliche Übergabe des behindertengerechten Bürgerbusses an den Kressbronner Verein Bürgerbus
KRESSBRONN - Von wegen am Aschermittwoch ist alles vorbei. Für den Kressbronner Verein Bürgerbus ist es gestern erst so richtig losgegangen. Bei der feierlichen Übergabe des Bürgerbusses an den Verein war auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann zu Gast. „In Zeiten, in denen Mobilität im ländlichen Raum immer mehr an Bedeutung gewinnt, ergänzt der Bürgerbus das reguläre Grundangebot von Bus und Bahn vor Ort“, sagte er.
Wäre der Minister mit dem 170 PS starken Bürgerbus aus Stuttgart angereist, wäre er vielleicht nicht eine halbe Stunde zu spät gekommen. Doch auch so war er willkommen. Von einem „richtig guten Angebot“sprach Hermann, noch ehe er in dem neuen, behindertengerechten, mit einem Rollstuhllift ausgestatteten Ford der Gemeinde Platz nahm. 40 solcher Busvereine „Bürger Bus e.V.“gibt es mittlerweile im Land, die mit ihrem Angebot dort in die Bresche springen, wo es weder einen RegioSchnellbus noch die Bahn gibt und so das öffentliche Verkehrsangebot erweitern, erklärte Hermann. Ein Angebot in der Fläche vor allem an körperlich eingeschränkte Menschen und solche ohne Auto. Wobei, so der Minister, „in der Gemeinschaft fahren ohnehin schöner ist als alleine“.
„Bedarfsorientierte Verkehre haben außerhalb der Ballungsräume besondere Bedeutung“, lobte Landrat Lothar Wölfle diese günstige Art und Weise, öffentliche Verkehre anzubieten, und dankte hierfür besonders dem Bürgerbus-Verein. Nach dem jüngsten Knatsch mit dem Verkehrsminister zollte der Landrat dem Verkehrsministerium „Hochachtung“und machte den Mitarbeitern ein Kompliment für ihre zügige Reaktion. Zur Verbesserung des ÖPNV in den ländlichen Räumen bat er, die Verkehrsverbünde dort nicht zu vernachlässigen und sie nicht an Fahrgastzahlen zu messen. Hier müsse bei Entscheidungen die Fläche die Rolle spielen, ansonsten habe man keine Chance gegen die Ballungsräume.
Auch Platz für einen Rollstuhl
In dem knallroten Bürgerbus mit dem Kennzeichen FN-KR 9000 haben neben dem Fahrer sieben Personen und ein Rollstuhl Platz. 15 ehrenamtliche Fahrzeuglenker hat man bereits, weitere sind willkommen, um eines Tages den jetzigen Wochentagsverkehrs vielleicht auch auf das Wochenende ausdehnen zu können. Organisiert wird der Bus vom Verein. Ohne das Engagement einiger Kressbronner Bürger wäre die Einrichtung nicht möglich gewesen. Ziel ist es, insbesondere mobil eingeschränkten Mitbürgern einen Teil ihrer Mobilität zurückzugeben und auch das Hinterland besser an die Ortsmitte anzubinden. Auch Schüler und Gäste der Gemeinde können den Bus nutzen. Fachlich unterstützt wird das Modellprojekt vom Verkehrsverbund Bodo.
Die Kosten des Busses halten sich übrigens in Grenzen. Eine „Herausforderung“, so Gemeindekämmerer Andreas Käppeler, sei gewesen, den Vorsteuerabzug zurückzuerhalten. So kostete der Bus statt 48 000 noch 41 000 Euro, wovon das Land 20 000 übernommen hat. Da man für den alten Bus immerhin noch 5000 Euro erhielt, kostete der Ford – der günstiger war als ein Mercedes – noch 16 000 Euro.