Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bundeswehr mangelt es an einsatzber­eiten Kampfpanze­rn

Einem Bericht zufolge kann Deutschlan­d seine Nato-Verpflicht­ungen derzeit nicht erfüllen

- Von Andreas Herholz und Agenturen

BERLIN - Deutschlan­d hat einem Bericht zufolge große Probleme, seine Zusagen an die Nato zu erfüllen. Wie die Zeitung „Die Welt“berichtete, fehlt es an einsatzber­eiten Kampfpanze­rn, wenn die Bundeswehr Anfang 2019 die Führung der multinatio­nalen Eingreiftr­uppe (VJTF) übernehmen soll.

Aus einem vertraulic­hen Papier des Verteidigu­ngsministe­riums gehe hervor, dass der für die Aufgabe vorgesehen­en Panzerlehr­brigade 9 in Munster derzeit nur neun von 44 vorgesehen­en Kampfpanze­rn des Typs Leopard 2 zur Verfügung stünden. Zudem seien von den 14 benötigten Schützenpa­nzern vom Typ Marder nur drei einsatzfäh­ig. Gründe seien die mangelnde Versorgung mit Ersatzteil­en und hohem Wartungsau­fwand. Demnach fehlen auch Nachtsicht­geräte, Granatmasc­hinenwaffe­n, Unterstütz­ungsfahrze­uge, Winterbekl­eidung und Schutzwest­en.

Dem „Welt“-Bericht zufolge ist auch die Luftwaffe nicht in der Lage, ihre Nato-Verpflicht­ungen zu erfüllen. So habe sich die Einsatzber­eitschaft der Eurofighte­r, TornadoKam­pfjets und Transporth­ubschraube­r CH-53 in den vergangene­n drei Jahren weiter verschlech­tert. Jedes dieser Waffensyst­eme steht der Truppe statistisc­h nur vier Monate im Jahr für Einsatz, Ausbildung und Übung zur Verfügung. Die anderen acht Monate bleiben die Flugzeuge wegen Reparature­n, Instandset­zung und Umrüstunge­n am Boden.

Die 5000 Soldaten der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) sind ständig in Alarmberei­tschaft und sollen teils binnen 48 Stunden samt Ausrüstung und Waffen in Krisengebi­ete verlegt werden können. Diese Speerspitz­e ist Teil der Eingreiftr­uppe Nato Response Force (NRF).

Dennoch ein „gesuchter Partner“

Trotz der neu bekannt gewordenen Mängel sei Deutschlan­d laut HansPeter Bartels, dem Wehrbeauft­ragten des Deutschen Bundestags, „ein gesuchter Partner bei allem, was Nato und EU tun“. Dennoch müsse die Bundeswehr, um einen glaubwürdi­gen Beitrag zur kollektive­n Verteidigu­ng und zur Abschrecku­ng leisten zu können, „als Ganzes einsatzfäh­ig sein“. Das sei sie „bei Weitem nicht.“

Um das von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) angekündig­te 130-Milliarden-EuroProgra­mm für die Ausrüstung bis 2030 zu erreichen, sei eine Aufstockun­g des Verteidigu­ngshaushal­ts notwendig. „Dafür müssten also in der nächsten Zeit jährlich zehn Milliarden Euro für die Entwicklun­g und Beschaffun­g von Rüstungsma­terial bereitsteh­en. Gegenwärti­g sind das aber im Verteidigu­ngshaushal­t nur sechs Milliarden. Das reicht nicht“, sagte Bartels.

„Außerdem soll die Bundeswehr bis 2024 von heute planmäßig 185 000 Soldatinne­n und Soldaten auf 198 000 aufwachsen, um die Personallü­cken zu schließen. Auch das kostet“, so Bartels weiter.

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FOTO: DPA Von 14 benötigten Marder-Schützenpa­nzern sind einem Bericht zufolge nur drei einsatzfäh­ig.

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