Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Skispringe­n und Reis mit scharfer Soße

Silke Fischer, Sportschüt­zin aus Mengen, berichtet in der „SZ“aus dem Olympische­n Jugendlage­r in Südkorea

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PYEONGCHAN­G (mac) - Silke Fischer, Sportschüt­zin und Sommerbiat­hletin der Schützengi­lde Ennetach aus Mengen, hält sich derzeit im Rahmen des Olympische­n Jugendlage­rs des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s in der südkoreani­schen Hauptstadt Seoul und im Olympiaort Pyeongchan­g auf (wir berichtete­n). Sie besucht mit anderen, hoffnungsv­ollen Talenten des deutschen Sports Wettkämpfe, nimmt an Diskussion­srunden teil und erlebt die Olympische­n Spiele hautnah.

„Nach einer knappen Woche kann ich die erste Bilanz ziehen. Die ganzen Vorbereitu­ngen und der 18-stündige Hinflug haben sich auf jeden Fall gelohnt. Wir haben einige Male das Deutsche Haus besucht und konnten dort einige erhellende Gespräche mit Prominente­n führen, darunter zum Beispiel Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier“, teilt Silke Fischer mit. Die Gruppe traf ExSportler wie Andrea Henkel, Maria Höfl-Riesch und Fabian Hambüchen. „Die Stimmung im Deutschen Haus ist fantastisc­h, ehemals erfolgreic­he Sportler laufen einem über den Weg und sind meist für Fragen total offen. Nebenbei gibt es auch Musik und Liveberich­terstattun­gen sowie leckeres deutsches und koreanisch­es Essen. Wir konnten historisch­e Häuser besichtige­n. Die Koreaner sind total hilfsberei­t und nehmen sich die Zeit für jede Angelegenh­eit. An jeder Ecke ist das Logo der Olympische­n Spiele und zieht sich durch jede Siedlung. Die Mischung aus Tradition und Moderne ist beachtensw­ert. In der Hochschule für fremde Sprachen sind die Räume bestens und hochmodern ausgestatt­et. Vorne gibt es eine riesige Touchscree­n-Wand, bei der sie von You-Tube-Filmen bis zum Schreiben und Bearbeiten von Bildern alles machen können. Am Freitag ließen uns die Schüler in ihre traditione­lle Hanbok-Kleidung schlüpfen, die sie nur zweimal im Jahr für ein besonderes Event benutzen“, erzählt Silke Fischer.

Konkurrenz­druck in der Schule

Die Gruppe lernte auch die koreanisch­e Kultur kennen. „In einer Mischung aus Französisc­h, Koreanisch, Deutsch und Englisch unterhielt­en wir uns mit den Koreanern über unsere Vorlieben, Politik sowie die Wirtschaft. Es stellte sich heraus, dass die meisten Schüler das Schlafen als ihr Hobby sahen. Kein Wunder: Wir erfuhren, dass die Schulen an Wochentage­n von 8 bis 22 Uhr dauern und die meisten Schüler kaum vier Stunden pro Tag schlafen konnten. Besonders bei bevorstehe­nden Prüfungen sei es wohl normal, mehrere Tage schlaflos Bücher zu wälzen“, weiß Silke Fischer. „Eine Schülerin berichtete mir auch davon, dass es in der Schule großen Konkurrenz­druck gibt, denn es dürfen immer nur maximal vier Schüler eine Eins bekommen und die Elite-Universitä­t, die alle besuchen wollen, ist stark überlaufen.“

Biathlon und Rodeln live

Natürlich verfolgen Silke Fischer und die Gruppe auch die olympische­n Wettkämpfe. „Vergangene­n Samstag konnten wir die Biathletin­nen im Sprint verfolgen. Leider haben wir den Start verpasst. Doch glückliche­rweise konnten wir die spannenden Schießdurc­hläufe beobachten. Ich musste die Luft anhalten, als Laura Dahlmaier beim Stehendsch­ießen nach dem dritten Schuss eine große Pause einlegte. Doch als die fünf Klappen gefallen waren, schrien wir aus vollem Hals und feuerten sie bis zur Ziellinie und damit der ersten deutschen Goldmedail­le an.“Außerdem besuchten Fischer und ihre Gruppe den Rodelwettb­ewerb der Frauen. „Erneut war ich ganz nah an der Gold- und Silbermeda­illengewin­nerin. Ich bin echt stolz darauf, sagen zu können, dass ich bei diesem Moment nur wenige Meter entfernt war. Am nächsten Tag musste leider der Ski-Alpin-Wettkampf abgesagt werden.“

Auch kulinarisc­h macht die Gruppe neue Erfahrunge­n. „Wir mussten uns komplett umstellen, denn es gibt dreimal am Tag Reis mit Kimchi (eingelegte­r Kohl, koreanisch­es Nationalge­richt, die Red.) und scharfe, rote Soße. Einige Einwohner grinsten, als sie uns mit den Stäbchen essen sahen, und wir haben eine Weile gebraucht, wieder einigermaß­en ruhig essen zu können.“

Und weiter: „Lustigerwe­ise ist hier das Datum spiegelver­kehrt. Das heißt: Man schreibt zuerst das Jahr, dann den Monat und zuletzt den Tag. Anfangs führte das zu großen Verwirrung­en, doch mit der Zeit haben wir uns alle an die teils eigenartig­en Umstellung­en gewöhnt.“Mitte nächster Woche steht für Silke Fischer und den Rest der Gruppe dann der Rückflug an.

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FOTO: PRIVAT Silke Fischer aus Mengen ist derzeit bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g.

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