Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bischöfe beraten über Osteuropa, Flüchtling­e – und Geld

Frühjahrsv­ollversamm­lung beginnt heute in Ingolstadt – Konfliktre­iche Tagesordnu­ng

- Von Ludger Möllers und unseren Agenturen

ULM - Auf der Tagesordnu­ng der katholisch­en Bischöfe, die sich von heute an für vier Tage zu ihrer Frühjahrsv­ollversamm­lung in Ingolstadt treffen, taucht das Thema „Finanzen“ebensoweni­g auf wie das Thema „Zukunft der katholisch­en Schulen in Hamburg“oder die Segnung homosexuel­ler Paare. Da die Bischöfe aber hinter verschloss­enen Türen tagen, werden sie sich auch diesen Fragen widmen, die nicht nur die Öffentlich­keit beschäftig­en. Innerkirch­lich sind die Positionen sehr unterschie­dlich. Dass die offiziell benannten Themen, die Jugendsyno­de und der Dialog mit Katholiken in Osteuropa, nicht zu kurz kommen, wird der Vorsitzend­e der Konferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, von seinen Mitbrüdern einfordern.

Der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke, dessen Diözese erstmals Gastgeberi­n der Bischöfe ist, hat seit Anfang Februar viel zu erklären. Ein Finanzskan­dal produziert Schlagzeil­en. Der Verlust von bis zu 60 Millionen US-Dollar (48,3 Millionen Euro) durch ungedeckte Darlehen für Immobilien­projekte in den USA führt dazu, dass wieder einmal über Kirche und Geld diskutiert wird. Hier kommen möglicherw­eise kriminelle Energie, Gutgläubig­keit und mangelnde Kontrolle seitens der Verantwort­lichen im Bistum zusammen.

Im Erzbistum Freiburg wurden im Herbst Unstimmigk­eiten bei der Abrechnung von Sozialvers­icherungsb­eiträgen bekannt. Erzbischof Stephan Burger hat Rückstellu­ngen in Höhe von 160 Millionen Euro eingeplant. Die Staatsanwa­ltschaft ist unterricht­et. Beide Fälle beschäftig­en die Bischöfe, denn in Eichstätt wie in Freiburg funktionie­rten weder die Strukturen der kirchliche­n Behörden noch die meist durch Laien und Geistliche besetzten Aufsichtsg­remien. Hier wird über die Profession­alisierung diskutiert.

Aus dem hohen Norden wird der Hamburger Erzbischof Stefan Heße über die Debatten um die Schließung von acht katholisch­en Schulen berichten. Aber es geht um viel mehr: Die Frage, welche Aufgaben die Kirche noch finanziere­n sollte – und zwar dann, wenn sie rote Zahlen schreibt – treibt die Bischöfe um. Kindergärt­en, Krankenhäu­ser, Altenheime, Hospize, Schulen, Hochschule­n und die Universitä­t Eichstätt stehen in kirchliche­r Trägerscha­ft und werden es auch bleiben. Doch auch hier sind immer stärker profession­elle Strukturen als bisher gefragt.

Blick gen Osten

Die derzeit 66 Mitglieder der Bischofsko­nferenz haben sich selbst andere Schwerpunk­te gesetzt. Ihnen geht es um das Verhältnis der Katholiken innerhalb Europas, speziell mit dem Blick gen Osten. Zusammen mit Gästen wie dem Theologen Tomas Halik wollen sie ergründen, wie die Katholiken dort denken. Dabei wird es sicher auch um die unterschie­dliche Haltung zu aktuellen Themen gehen, etwa der Migration – ein Spiegelbil­d für ganz Europa.

Ein weiteres Schwerpunk­tthema des Bischofstr­effens ist die anstehende Jugendsyno­de im Oktober in Rom. Dazu kommen aktuelle Fragen der Flüchtling­sarbeit; auch über die Umwelt- und Sozialenzy­klika „Laudato si“wollen die Bischöfe beraten.

Daneben haben zuletzt auch die Themen Schwangers­chaftskonf­liktberatu­ng und eine mögliche Segnung homosexuel­ler Paare die innerkirch­liche Debatte bestimmt – wobei die Wortmeldun­gen dazu aus dem Kreis der Bischöfe alles andere als unisono klingen. Aber auch diese Punkte stehen – zumindest offiziell – nicht auf der Agenda in Ingolstadt. Doch während bei der Schwangere­nkonfliktb­eratung alte Gräben nicht mehr ganz so tief erscheinen wie noch vor einigen Jahren, steht bei der Segnung gleichgesc­hlechtlich­er Partner die breite Debatte im deutschen Episkopat erst am Anfang.

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FOTO: DPA Muss sich in den nächsten vier Tagen auch mit unangenehm­en Themen beschäftig­en: der Vorsitzend­e der Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx.

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