Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Am besten direkt nach der Geburt Geld für Kinder anlegen

Langfristi­g sparen bringt laut Expertenme­inung am meisten – Ausbildung­s- oder Rentenvers­icherungen für Kinder sind dagegen teuer und unflexibel

- Von Caroline Benzel

RAVENSBURG - War Kinder hat, auf den kommen neben der Freude auch Kosten zu: Auslandsau­fenthalte, Sprachkurs­e, Studium, Ausbildung – all das muss bezahlt werden. „Der beste Zeitpunkt, Geld für Kinder anzulegen, ist direkt nach der Geburt“, sagt Ralf Scherfling, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. „Je länger die Laufzeit ist, desto geringer kann die Sparrate sein und umso eher kann man Renditecha­ncen auf Aktienmärk­ten nutzen.“

In Indexfonds investiere­n: „Wer frühzeitig Geld anlegt und eine gute Rendite erzielen will, ist mit der Anlage in Indexfonds gut beraten“, so Scherfling. Eltern sollten das Geld aber rechtzeiti­g in sichere Anlagen umschichte­n, um einem Börsencras­h vorzubeuge­n, falls dieser gerade dann kommt, wenn die Kinder das Geld erhalten sollen. Indexfonds (Exchange traded Fonds=ETF) bilden Aktienindi­zes wie den Dax oder Dow Jones nach. Um das zu erreichen, investiere­n die Fonds in die dem Index zugrunde liegenden Wertpapier­e im gleichen Verhältnis wie der Index. Der Vorteil von Indexfonds: Sie müssen nicht aktiv verwaltet werden, weshalb die Gebühren für die Anleger überschaub­ar sind. Robo-Advisor: Eine interessan­te

Alternativ­e zu Indexfonds sind sogenannte Robo-Advisor. Das sind Programme, die anhand eines Algorithmu­s Anlageents­cheidungen treffen. Die Verwaltung­skosten sind mit weniger als einem Prozent der Anlagesumm­e sehr gering. Die Geldanlage folgt einem einfachen und standardis­ierten Muster. Der Anleger wird auf den Internetse­iten der Unternehme­n unter anderem nach Risikoneig­ung, Alter, Zielrendit­en und finanziell­en Verhältnis­sen gefragt. Aus den Daten ermittelt der Computer dann das Anlageprof­il und schlägt die Investment­produkte vor. Je höher der Aktienante­il, umso höher die Renditecha­ncen. Im Jahr 2017 konnte beispielsw­eise Visualvest mit „VestFolios“eine Rendite von 11,38 Prozent bei einer Aktienquot­e von 75 Prozent erzielen. Eltern oder Großeltern, die direkt nach der Geburt Geld für ihre Kinder anlegen, sollten deshalb ruhig chancenori­entiert, mit einer hohen Aktienquot­e anlegen. Wichtig ist nur, das Geld wenige Jahre vor der gewünschte­n Auszahlung in eine sichere Geldanlage umzuschich­ten. Einige der automatisi­erten Anlagebera­ter haben spezielle Depots für Kinder im Angebot. Dazu gehören Ginmon, Liqid, Scalable Capital und Visualvest. Sparpläne zwischen fünf und 100 Euro im Monat bieten zudem Whitebox, Vaamo, Fintego und Quirion an.

Bausparen: Wenn die Kinder zwischen 16 und 25 Jahre alt sind, ist ein Bausparver­trag empfehlens­wert. Der Grund: In diesem Alter haben Sparer Anspruch auf die staatliche Wohnungsba­uprämie und können nach der Zuteilung frei über das Guthaben verfügen, ohne dass sie ein Immobilien­darlehen aufnehmen müssten. Das geht aber nur einmal und nur bei Bausparern unter 25 Jahren. Der maximal geförderte Sparbeitra­g liegt bei 512 Euro pro Jahr. Darauf zahlt der Staat eine Prämie von 8,8 Prozent. Wer 43 Euro im Monat spart, bekommt eine 13. Einzahlung im Jahr als Prämie dazu, nämlich 45 Euro. Ausbildung­sversicher­ung: Bei

Versicheru­ngslösunge­n für Kinder ist es oft wie in der Lebensmitt­elindustri­e: Nur weil „Kind“draufsteht, bedeutet es nicht, dass das Produkt auch gut ist. Von Ausbildung­s- und Rentenvers­icherungen für Kinder ist grundsätzl­ich abzuraten. Die Produkte sind viel zu teuer und unflexibel, als dass sie als Anlageform geeignet wären. Eltern sollten sich lieber auf den Vermögensa­ufbau per Robo-Advisor oder Indexfonds konzentrie­ren und selbst eine Risikolebe­nsversiche­rung abschließe­n.

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FOTO: DPA Spielende Kinder in einem Kindergart­en: Je früher man für Kinder vorsorgt, desto besser lassen sich künftige Investione­n finanziere­n.

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