Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zum Jubiläum die Jogi-Frage
Petersen mit 50. Ligator Matchwinner gegen Bremen
FREIBURG - Wer ein Jubiläum feiert, darf sentimental werden. „Als ich 18 war, habe ich davon geträumt, einmal ein Bundesligator zu schießen. Jetzt sind es 50. Das macht mich schon stolz“, sagte Stürmer Nils Petersen nach dem 1:0-Sieg des SC Freiburg gegen seinen früheren Club Werder Bremen. Sein Elfmetertor (24.) nach einem Foul von Aron Johannsson an Marco Terrazzino hatte das Spiel entschieden. „Das war ein dreckiger Sieg“, so Petersen, „kein Augenschmaus. Wir hatten Glück.“
Ein Glückstag für Freiburg, ein Festtag für Petersen, wurde der 29-Jährige doch zudem in der ARDSportschau für seinen 40-MeterWeitschuss in Dortmund zum Torschützen des Monats Januar gekürt. Nach elf Treffern, davon vier durch Elfmeter, sah sich der derzeit beste deutsche Torschütze in der Bundesliga mit Fragen zu einem möglichen Anruf von Bundestrainer Joachim Löw konfrontiert. Das deutsche Trikot trug Petersen zuletzt für die Olympiaauswahl 2016 in Brasilien, wo er im Finale den entscheidenden Strafstoß verschoss. Im SCF-Stadionmagazin antwortete er auf die Frage, was er in seinem Leben nie wieder machen wolle: „Elfmeter in Rio schießen!“Aber in Russland bei der WM? Petersen ist skeptisch: „Wer für Freiburg wichtig ist, der ist nicht automatisch für die Nationalmannschaft wichtig.“
Christian Streich kennt den Wert seines Kapitäns nur zu genau: „Er hat gearbeitet wie ein Berserker“, schwärmte Freiburgs Trainer und erweiterte sein Lob der Laufarbeit ausdrücklich um Janik Haberer. Der gebürtige ● Wangener hatte jedoch die Chance zum 2:0 vergeben. Petersen war von Milos Veljkovic gefoult worden. Weil ihn ein Krampf plagte, überließ Petersen den Elfmeter Haberer, der nur den Pfosten traf (88.). „Er hat's zu gut machen wollen“, meinte Streich. Auf der Gegenseite wäre auch für Werder ein Strafstoß möglich gewesen: SC-Verteidiger Christian Günter hatte Max Kruse gerempelt (86.). „Ich weiß nicht, wer da eine zweite Meinung hat, den müssen Sie mir zeigen“, beklagte sich Kruse über den Wangener Schiedsrichter Robert Hartmann. Kruse war allerdings selbstkritisch genug, um Werders harmlose Offensive für die Niederlage verantwortlich zu machen. „Unsere erste Halbzeit war grottenschlecht. Die zweite Halbzeit war besser, aber wir waren nicht torgefährlich.“Das sah auch Werder-Trainer Florian Kohfeldt so: „Wir haben uns keine klare Torchance erarbeitet."
Heimserie weiter ausgebaut
So ist das eben in Freiburg: Nur sieben Gegentore in zwölf Heimspielen hat der SCF kassiert – die wenigsten in der Liga. „Wir haben in elf von zwölf Heimspielen nicht verloren. Das ist das A und O, um die Klasse zu halten“, sagte Petersen, der von 2012 bis 2014 bei Werder spielte und nach der Partie launig seinen Besuch bei den Ex-Kollegen ankündigte: „Ich werde zu den Jungs in die Kabine gehen, auch wenn sie mich jetzt nicht sehen wollen. An 32 Spieltagen bin ich Werder-Fan, aber in den 90 Minuten gegen sie vergesse ich die Freundschaft.“Zu viele Sentimentalitäten wollte sich Petersen am Jubiläumstag denn doch nicht erlauben.