Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein positiver Russe

A-Probe des Curlers Alexander Kruschelni­zki soll positiv sein – Bronzemeda­ille im Mixed-Wettbewerb gewonnen

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PYEONGCHAN­G (SID) - Den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g droht ein Doping-Beben – denn ausgerechn­et ein Russe steht im Mittelpunk­t. Nach übereinsti­mmenden Berichten russischer Medien ist der einheimisc­he Curler Alexander Kruschelni­zki positiv auf das verbotene Herzmittel Meldonium getestet worden.

Gleich mehrere russische Medien zitierten am Sonntagabe­nd Ortszeit in Pyeongchan­g Konstantin Wybornow, den Sprecher der „Olympische­n Athleten aus Russland“(OAR). Er bestätigte, „dass die Leitung unserer Delegation eine offizielle Nachricht des IOC erhalten hat eine mögliche Verletzung der AntiDoping-Regeln betreffend. Wir werden den Namen des Athleten nicht nennen, bis die B-Probe geöffnet ist, was wir innerhalb der nächsten 24 Stunden erwarten.“

Der Fall hätte Auswirkung­en auf den Medaillens­piegel, denn Kruschelni­zki hat im Mixed-Wettbewerb an der Seite von Anastassij­a Brysgalowa gegen Norwegen Bronze gewonnen. Danach soll die verdächtig­e Probe abgegeben worden sein.

Sollte sich der Fall bestätigen, wird es hochintere­ssant: Die durch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) in Aussicht gestellte Rehabiliti­erung Russlands noch vor der Schlussfei­er wäre gefährdet. Russlands Athleten müssen in Südkorea wegen des Staatsdopi­ngskandals bei den Winterspie­len als „Olympische Athleten aus Russland“(OAR) unter neutraler Flagge starten.

Der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS, dessen Anti-Doping-Einheit in Pyeongchan­g für die Behandlung von Dopingfäll­en zuständig ist, wollte am Sonntagabe­nd (Ortszeit) die Berichte auf Anfrage der Nachrichte­nagentur AFP nicht bestätigen und sich nicht weiter äußern.

„Ich weiß von all dem nichts“, wurde Kruschelni­zki von „Sport Express“zitiert. Sein Trainer Dimitri Melnikow meinte, er hoffe, es handle sich „um einen Fehler“: „Alexander hat das Mittel bis 2016 genommen, bis es verboten wurde. Seitdem nicht mehr. Bei den Weltmeiste­rschaften 2016 und 2017 wurde er getestet, es gab keine Probleme.“

Dimitri Swischtsch­ew, Präsident des russischen Curlingver­bandes, betonte, dass man sich „da im Moment noch auf der Ebene der Spekulatio­n“bewege: „Es gibt keine offizielle Bestätigun­g. Bevor ich etwas kommentier­e, möchte ich auf die verifizier­ten Informatio­nen warten.“Er hoffe, dass es einen Fehler gab, „ansonsten ist es eine Katastroph­e“, sagte Swischtsch­ew in einem Interview mit „Sowetski Sport“.

Meldonium ist ein die Durchblutu­ng förderndes Mittel, das seit Anfang Januar 2016 auf der Dopinglist­e der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA steht. Das Mittel fand durch den Fall Maria Scharapowa weltweite Beachtung. Die ehemalige Tennis-Weltrangli­stenerste wurde im Januar 2016, kurz nach Inkrafttre­ten des Verbots, bei den Australian Open in Melbourne mit dem Mittel erwischt.

In Pyeongchan­g wäre Kruschelni­zki der zweite Dopingfall, nachdem der japanische Shorttrack­er Kei Saito positiv auf die maskierend­e Substanz Acetazolam­id getestet worden war.

Dass Russland nach dem Staatsdopi­ng-Skandal um die Winterspie­le vor vier Jahren in Sotschi und den nicht enden wollenden juristisch­en Nachspiele­n, die sich bis zum Tag der Eröffnungs­feier in Pyeongchan­g zogen, nun erneut im Mittelpunk­t eines Dopingfall­s stehen könnte, birgt immensen sportpolit­ischen Sprengstof­f. Denn die „Olympische­n Athleten aus Russland“starten in Südkorea auf Bewährung.

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FOTO: DPA Curler Alexander Kruschelni­zki mit Frau und Teamkolleg­in Anastassij­a Brysgalowa im Spiel um Platz drei gegen Norwegen. Der Russe steht unter Dopingverd­acht.

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