Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Jacqpot“für den Skeleton
Jacqueline Lölling dürfte ihrer Sportart mit ihrem Silbergewinn eine gute Zukunft beschert haben
PYEONGCHANG (SID) - „Jacqpot!“stand in großen Buchstaben auf der riesigen Leinwand im Deutschen Haus, als Jacqueline Lölling unter tosendem Applaus zu später Stunde ihren Eltern in die Arme fiel und ihr Olympia-Debüt Revue passieren ließ. Das erste deutsche Gold im Skeleton hatte sie knapp verpasst – doch auch Silber war ein Hauptgewinn.
„Ich kann das kaum in Worte fassen“, sagte die 23-Jährige, „diese zwei Tage, diese vier Läufe waren so hart, ein echter Nervenkrieg. Es gab noch nie ein Olympiarennen im Skeleton, das so knapp war.“
Nur Lizzy Yarnold, schon in Sotschi erfolgreich, war nicht zu schlagen, 0,45 Sekunden fehlten am Ende auf die 29-Jährige. Laura Deas, eine weitere Britin, holte Bronze. Das hervorragende Ergebnis für das junge deutsche Frauenteam rundeten Vizeweltmeisterin Tina Hermann (25) und Anna Fernstädt (21) auf den Rängen fünf und sechs ab.
„Wir sind eine junge Mannschaft, waren alle zum ersten Mal bei Olympia“, sagte Lölling, „und ich glaube, wir haben noch viel vor uns.“Allein deshalb kann ihr Sport zuversichtlich auf die kommenden Förderrunden blicken, denn der DOSB will im Zuge der Leistungssportreform bei der Verteilung der Fördergelder künftig mehr denn je auf Potenzial achten. Lölling ist Weltmeisterin, Europameisterin und Weltcup-Gesamtsiegerin, Hermann holte schon 2016 den WM-Titel. Bei den Männern ist Axel Jungk (26) Vizeweltmeister.
Dennoch wird es ein harter Kampf um gute Ergebnisse bleiben. Vor allem Lölling, Hermann und Fernstädt sind zwar hervorragende Pilotinnen. Allerdings haben sie im Vergleich zur Weltspitze auch eine große Schwäche: Alle drei gehören zu den langsamsten Starterinnen im Feld, und Sprintstärke ist Veranlagung, nur bedingt trainierbar.
Zudem schläft die Konkurrenz nicht. Athletik, Fahrtechnik, Material, an allen Fronten wird um den Sieg gekämpft. In Pyeongchang wurde das vor allem am Beispiel Großbritannien deutlich: Zu den Spielen nutzte das Team plötzlich neue HighTech-Rennanzüge mit verbesserter Aerodynamik, und die zuletzt nur durchschnittlichen Yarnold und Deas waren plötzlich ganz vorne dabei. Das gleiche galt bei den Männern für Bronzegewinner Dominic Parsons.
„Die haben da eine kleine Revolution gestartet“, sagte Jungk anerkennend. Der deutsche Verband muss sich strecken, um mitzuhalten. Löllings Silbermedaille hilft da sehr.