Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das kann man nicht lesen…
Seit letzten Donnerstag habe ich das Gefühl, ich müsste mich bei allen Lesern entschuldigen, die täglich an dieser Stelle einen kleinen Lacher oder eine Aufmunterung erwarten, ziemlich sicher werden hier die hohen literarischen Ansprüche einiger nicht bedient. Bisher habe ich mich oft und ohne Hintergedanken an dem erfreut, was viele an dieser Stelle an großen und kleinen Katastrophen, an Lustigem, Kuriosem oder Außergewöhnlichem zu berichten wussten. Auch ich habe mich immer wieder über das Feedback gefreut, das ich vom einen oder anderen Tettnanger bekommen habe. Garantiert niemand ist der Überzeugung, bei „Übrigens“große Literatur zu schreiben. Der Anspruch an dieser Stelle ist: Ein kleiner Lacher oder Denkanstoß zum Frühstück, nicht mehr und nicht weniger.
Seit letzten Donnerstag bin ich jedoch in einer „elementaren Schaffenskrise“: Mein Sohn kam aus der Schule und brachte aus dem Deutschunterricht folgende Erkenntnis seiner Lehrerin mit: Nach einer Diskussion, in der eine Textart zu bestimmen war, meinte ein Jugendlicher, es könnte sich um eine Glosse handeln. Woraufhin mein Sohn erklärte, dass eine Glosse zumindest in der SZ etwas sei, das einen zum Lachen bringe, weswegen der vorliegende Text keine Glosse sei. Daraufhin erklärte die Deutschlehrerin: Was im Allgemeinen in der SZ an dieser Stelle stehe, könne man überhaupt nicht lesen, so schlecht sei das immer, obwohl hier Erwachsene schreiben. Soll ich jetzt frustriert sein? Oder nicht? Naja, glücklicherweise habe ich ja noch einen anderen Beruf, von dem ich leben kann…