Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Multiresis­tente Keime sind kein Thema im Landkreis

Grüne stellen Anfrage im Kreisaussc­huss – Kein auffällige­r Antibiotik­aeinsatz in der Nutztierha­ltung

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Tenor von Gesundheit­samt, Veterinära­mt und Landwirtsc­haftsamt ist eindeutig: Im Bodenseekr­eis gibt es keine auffällige­n Probleme mit multiresis­tenten Keimen. Das geht aus der Antwort an die Grünen hervor, die im Vorfeld zum Ausschuss Soziales/Gesundheit des Kreistages eine Anfrage zu dem Thema gestellt hatten. Die Vertreter der Kreisämter begründete­n ihre Erkenntnis­se in der Sitzung am Dienstagna­chmittag unter anderem damit, dass es keine Massentier­haltung im Bodenseekr­eis gibt.

Die Grünen wollten wissen, welche Erkenntnis­se es zum Vorkommen der multiresis­tenten Keime im Bodenseekr­eis gibt. Dabei interessie­rten sie sich für die Bevölkerun­g allgemein, Menschen, die in der Landwirtsc­haft sowie mit Nutztieren arbeiten und Personen in Gesundheit­seinrichtu­ngen. Außerdem fragnicht ten sie, wie es um den Einsatz von Antibiotik­a in der Nutztierha­ltung steht und welche Maßnahmen der Kreis unternimmt, um den Einsatz des Medikament­s auf das mindestmög­liche Maß zu reduzieren.

Die Anfrage der Grünen beantworte­n Bernhard Kiß, Leiter des Gesundheit­samts,

Günter Herrmann, Leiter des Veterinära­mts und Hermann Gabele, Leiter des Landwirtsc­haftsamt gemeinsam. Kiß legte dar, dass es grundsätzl­ich keine Daten zum Vorkommen von multiresis­tenten

Erregern in der Allgemeinb­evölkerung im Bodenseekr­eis gebe. Das liege daran, dass Menschen, die von dem Keim MRSA besiedelt sind, immer Symptome zeigen und dementspre­chend nicht darauf untersucht werden. Fest stehe aber, dass der Keim in den Jahren von 2013 bis 2017 insgesamt 28 Mal gemeldet worden ist. „Viele setzen alle Krankenhau­sinfektion­en mit dem Keim in Verbindung, es sind aber nur sechs Prozent“, sagte Kiß. In der Nutztierha­ltung sieht Herrmann kein Problem in der Anwendung von Antibiotik­a. „Die Nutzung ist streng reglementi­ert. Wir haben im Bodenseekr­eis ohnehin nur 20 Betriebe, die unter diese Regelung fallen“, sagte er. Denn im Landkreis gebe es keine Massentier­haltung. In anderen Regionen wie in Norddeutsc­hland sei Massentier­haltung dagegen gängiger. Dort werde Antibiotik­a auffällig häufiger genutzt. „Im Kreis hatten wir in den vergangene­n ein bis zwei Jahren zwei Überschrei­tungen beim Antibiotik­aeinsatz“, sagte Herrmann.

Vorkommnis­se spielen keine Rolle

Gabele fasste zum Schluss noch einmal zusammen: „Im Bodenseekr­eis spielen Vorkommnis­se mit multiresis­tenten Keimen keine Rolle.“Auch Landrat Lothar Wölfle betonte diese Ansicht. „Es gibt schlichtwe­g keine Massentier­haltung im Bodenseekr­eis. Deshalb gilt: Wachsamkei­t ,ja’, Hysterie ,nein’“, sagte er.

Ulrich Ziebart (Grüne), der die Anfrage für seine Fraktion formuliert hatte, betonte im Anschluss daran, dass seine Partei die Einsätze von Antibiotik­a in der Humanmediz­in und in der Veterinärm­edizin als Ganzes sehen. „Es geht uns nicht darum, jemanden die Verantwort­ung zuzuschieb­en, sondern darum, eine gemeinsame Verantwort­ung zu sehen“, sagte er. Hintergrun­d der Anfrage sei die Schließung der Intensivst­ation des Krankenhau­ses Friedrichs­hafen vor einigen Monaten, heißt es in der Begründung der Grünen. Die Station musste geschlosse­n werden, da dort Keime nachgewies­en worden sind, die resistent auf Antibiotik­a reagierten. Dies habe gezeigt, dass durch den Einsatz von Antibiotik­a, so heißt es in der Anfrage, Multiresis­tenzen entstehen. Auch in der Nutztierha­ltung wird das Medikament eingesetzt, zum Teil auch präventiv. Auch dadurch können Multiresis­tenzen entstehen. Auf Landeseben­e, so Ziebart, der die Anfrage formuliert hat, gebe es schon seit einiger Zeit Netzwerke wie „multiresti­stente Erreger“, die sich für die Minimierun­g von Antibiotik­a in der Nutztierha­ltung einsetzen. Er und seine Fraktion wollten nun wissen, ob sich dies bereits auf den Einsatz von Antibiotik­um ausgewirkt habe.

„Es gibt schlichtwe­g keine Massentier­haltung im Bodenseekr­eis. Deshalb gilt: Wachsamkei­t ,ja’, Hysterie ,nein’.“Landrat Lothar Wölfle

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