Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sechs Männer mit einer Mission

Bei der Europa-Orient-Rallye will das Low-Budget-Team viel erleben, aber auch viel helfen

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/GRÜNKRAUT - Auf große Reise gehen zwei Tettnanger und vier Grünkraute­r im Mai: Drei Wochen lang werden sie mit drei alten Mercedes-Transporte­rn die etwa 7000 Kilometer lange Strecke von Straßburg ans Tote Meer nach Jordanien hinter sich bringen. Ebenso wie etwa 60 andere Teams, die ebenfalls an der Europa-Orient-Rallye teilnehmen werden, die die Nachfolge der Allgäu-Orient-Rallye antritt.

Die Vorbereitu­ngen laufen derzeit: Die Fahrzeuge müssen entweder mindestens 20 Jahre alt sein oder dürfen nicht mehr als 1111,11 Euro kosten. Zudem müssen sie bis zum Ende der Rallye eine gültige Hauptunter­suchung haben. Im Zentrum steht der gute Zweck. Die Fahrzeuge sowie Geld- und Sachspende­n gehen am Ende an Wohltätigk­eitsorgani­sationen in Jordanien. Und auf dem Weg nach Istanbul machen die sechs noch einen Abstecher nach Warna in Bulgarien, um dort mit Sachmittel­n das bulgarisch-deutsche Sozialwerk St. Andreas zu unterstütz­en, an dem die Stiftung Liebenau beteiligt ist.

Wir ergänzen uns gut“, sagt Organisato­r Lars Schöckel aus Grünkraut. Der Tettnanger Automechan­iker Gerhard Brugger bringt die Fahrzeuge technisch auf Vordermann. Der zweite Tettnanger, Thomas Merath, kümmert sich um den Internetau­ftritt und die Dokumentat­ion. Arthur „Gonzo“Kratzer ist der Schaffer, den man für alles einsetzen kann. Andreas Blaich kümmert sich als Schreiner um den Innenausba­u. Und Dietmar Sporer schließlic­h verkauft das Projekt nach außen.

„Low-Budget-Team“haben sich die sechs genannt – mit so wenig Budget wie möglich möchten sie auskommen, damit mehr für die Hilfe bleibt. „Aber natürlich geht es auch um das Erlebnis, um den Spaß und um die Gruppe“, sagt Lars Schöckel. Von den sechs Männern habe keiner wirklich überzeugt werden müssen, so Schöckel: „Da hat jeder sofort gesagt, er will da mitmachen.“

Die Reaktion der Ehefrauen sei dagegen am Anfang teils weniger enthusiast­isch gewesen. Da sei auch schon mal das eine oder andere „Du spinnst“gefallen. „Das war aber nur eine erste Hürde“, sagt Thomas Merath. Die scheint genommen, mittlerwei­le tragen die Familien das Projekt mit. Beim Kennenlern-Treffen an diesem Wochenende in Brüssel sind die Tettnanger und Grünkraute­r beispielsw­eise mit 17 Personen vertreten: Frauen und Kinder sind dabei.

Ein großer Teil der Reise geht durch die Türkei. Die Entwicklun­g dort sei nicht positiv, sagt Schöckel. Aber die Organisato­ren würden die Sicherheit der Teilnehmer sehr ernst nehmen. Die freuen sich jedenfalls auf die Begegnunge­n mit den Menschen vor Ort, sagt Thomas Merath. Und: „Das ist natürlich kein Pauschalur­laub. Jeder Tag liefert Erlebnisse, die man nicht planen kann.“

Zehn Stunden am Tag unterwegs

Bummeln können sie nicht: Zwischen 555 und 666 Kilometer pro Tag stehen an – und das ohne Navi. Meiden müssen die Teams Autobahnen oder mautpflich­tige Straßen. „Wir werden sicher zehn Stunden am Tag unterwegs sein“, sagen Merath und Schöckel. Zumal alle Teams Aufgaben auf der Strecke erhalten, die sie lösen müssen. Lediglich von Mersin nach Tel Aviv werden die Fahrzeuge verschifft, die Teilnehmer fliegen.

In den Bussen hat das Team Rahmen mit Lattenrost­en befestigt. Sie übernachte­n in den Fahrzeugen, haben aber so auch noch Platz für Sachspende­n, ohne abends immer alles ausräumen zu müssen. Einige Sponsoren sind schon mit an Bord und unterstütz­en finanziell und mit Sachspende­n. „Aber wir sammeln natürlich auch weiterhin Spenden“, sagt Merath. Das können auch Rollstühle, Schulsache­n, Stifte, funktionsf­ähige Notebooks, Malsachen, Windeln oder andere Dinge sein. „Es darf sich nur nicht um Schrott handeln“, sagt Schöckel. Den nimmt das Team für die Reise nicht an.

Auf die freuen sich die sechs Männer, die sich untereinan­der schon lange kennen. Drei Wochen lang in der Enge zu leben schreckt Schöckel und Merath daher nicht ab: „Wir sind untereinan­der kompatibel und haben alle eine ordentlich­e Portion Humor. Da nimmt sich keiner zu ernst.“Was am Ende bleiben wird, sind die Vorfreude, Freude, Erinnerung­en, Fotos und Videos. Bis auf ein paar persönlich­e Gegenständ­e lassen die Teams alles als Spende zurück.

Einen Zeitraffer­film von Arbeiten an den Fahrzeugen finden Sie unter schwaebisc­he.de/orientzeit­raffer Infos www.lowbudgett­eam.de

 ?? FOTO: LOW-BUDGET-TEAM ?? Gutes tun und Freude dabei haben: Das zeichnet das Low-Budget-Team aus Tettnang und Grünkraut bei der Europa-Orient-Rallye aus. Die Fahrzeuge werden noch beklebt und verziert, beim Innenausba­u und mit der Technik sind die sechs Männer schon weit...
FOTO: LOW-BUDGET-TEAM Gutes tun und Freude dabei haben: Das zeichnet das Low-Budget-Team aus Tettnang und Grünkraut bei der Europa-Orient-Rallye aus. Die Fahrzeuge werden noch beklebt und verziert, beim Innenausba­u und mit der Technik sind die sechs Männer schon weit...
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