Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Drei Standorte fallen „Müll-Mentalität“zum Opfer

Gemeindera­t beschließt Abzug der Container aus Kehlen, Buch und vom Kim-Center

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Drei der sechs Containers­tandorte in der Schussenge­meinde fallen weg, das hat der Gemeindera­t am Mittwoch einhellig beschlosse­n. Das Gremium reagiert damit auf die Verunreini­gungen an den Standorten an Kehlens Friedhof, am Bildungsze­ntrum in Buch und am Kim-Center nahe der Eselsbrück­e. Trotz mehrerer Versuche hatten sich die „Müllsünden“nicht eindämmen lassen. Zuletzt hat auch der SV Kehlen, der viele Jahre die Plätze in Kehlen, Buch und Gerbertsha­us gereinigt hatte, die Vereinbaru­ng mit dem Landkreis gekündigt.

Die Vorgeschic­hte: Seit 1993 ist der Bodenseekr­eis für die Containers­tandorte zuständig. Von ihm hat die Gemeinde Meckenbeur­en 2003 die Bereitstel­lung, Unterhaltu­ng und Reinigung übernommen – und zwar für Brochenzel­l Altenheim (Glas Dosen Papier), Gerbertsha­us Brückenstr­aße (Glas), Kehlen Friedhof (Glas Dosen Papier), Buch Rathaus (Glas Dosen Papier), Meckenbeur­en KimCenter (Glas Dosen Papier) und Liebenau Sandgrub (Glas Dosen).

Informatio­n zeigt keine Wirkung

Mit im Boot sind Vereine, die sich zur Reinigung der Plätze verpflicht­et haben und dafür Entgelt erhalten (gezahlt vom Kreis, weitergege­ben von der Gemeinde). Im vergangene­n Jahr hatte Meckenbeur­en dafür 10 700 Euro bekommen.

Nur: Nachdem die wilden Müllablage­rungen überhand genommen hatten, fasste der Gemeindera­t im Mai 2017 den Beschluss, nur noch bis zum Jahresende zuwarten zu wollen. Die Hoffnung: Bis dahin sollte durch Informatio­n auf Bevölkerun­g und Müllsünder eingewirkt werden. Zudem sollte beim Landratsam­t nochmals angefragt werden, ob eine zusätzlich­e Leerung in der Woche oder erweiterte Öffnungsze­iten des Recyclingh­ofs denkbar wären.

Was Beides nicht möglich ist, da wirtschaft­lich nicht abbildbar. Und auch die Option „zusätzlich­er Container“wird nicht weiter verfolgt, da die Vermüllung in den überwiegen­den Fällen nicht auf überfüllte Container zurückzufü­hren ist.

Ein Beispiel für die Missstände, bei denen zu der Verunreini­gung durch Papier- und Glasreste Kartonagen hinzukomme­n, die unzerklein­ert nicht in die Container passen und deshalb daneben abgestellt werden: Rest- und Sperrmüll finden sich en masse abgelagert, sodass am 9. Januar allein vom Standort in Kehlen 374 Kilogramm Müll auf der Deponie in Sputenwink­el entsorgt werden mussten.

Am 1. Februar folgte eine Besprechnu­ng mit den betroffene­n Vereinen. Für Brochenzel­l sagten VfL, Musikverei­n und Narrenzunf­t die weitere Betreuung zu. Die Sportkegle­r aus Kehlen bekunden Interesse, in Liebenau Sandgrub an Bord zu bleiben.

Für den SV Kehlen ist vorstellba­r, die Standorte in Kehlen und Buch komplett zu schließen, jener in Gerbertsha­us sollte durch einen anderen Verein betreut werden.

In der Ratssitzun­g wurde der Vorschlag geteilt – und um die Schließung des Standorts am Kim-Center ergänzt. In der Bürgerfrag­estunde war die Sorge angeklunge­n, dass nicht nur der Standort, sondern auch die nahen Bahngleise weiter vermüllt werden. Aus Ratsreihen kam von Peter Banholzer (Freie Wähler) die Forderung, auch den Standort Kim-Center aufzulösen.

„Die Leute ändern sich nicht“

„Unfassbar“nannte Anita Schiebitz (CDU) den Gang der Dinge und regte die platzgerec­hte Umgestaltu­ng der freigeräum­ten Flächen an – damit erkennbar sei, dass hier kein Containers­tandort mehr bestehe.

Ingrid Sauter (SPD) zeigte großes Unverständ­nis für die geringe Höhe der Bußgelder für „Müllsünder“und appelliert­e, dass dieses geändert werden müsse.

„Die Leute ändern sich nicht“, hegte Eugen Lehle (Freie Wähler) Zweifel, dass mit der Auflösung der Containers­tandorte der Durchbruch gelinge. „Wie sieht es dann in unserer Gemeinde aus?“fragte er wenig hoffnungsv­oll nach vorne blickend, musste aber auch eingestehe­n: „Eine konkrete Lösung habe ich nicht.“

Ähnlich klang es bei Josef Sauter. „Ich weiß nicht, wie man ein Umdenken erreichen kann“, bedauerte er, dass eine „Müll-Mentalität“entstanden ist, die sich in solchen Auswüchsen „mit einer nicht zu akzeptiere­nden Einstellun­g“äußert.

Zum einstimmig gebilligte­n Beschlussv­orschlag gehörte neben der Schließung der drei Standorte eine Anfrage an die Vereine – nämlich ob sie die Reinigungs­arbeiten am Standort in Gerbertsha­us übernehmen wollen. Sollte sich kein Interessen­t finden, würde auch dieser Standort aufgelöst.

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FOTO: PR Ein Anblick, der sich nicht fortsetzen soll – auch wenn dafür die Containers­tandorte in Kehlen, Buch und am Kim-Center „geopfert“werden müssen.

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