Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mit dem alten Schätzchen direkt in die Hotelausstellung
Bodan-Areal: Räte stimmen Hotelkonzept zu – 99 Zimmer, Restaurant, Wellnessbereich und Oldtimerpräsentation
KRESSBRONN - Auf dem BodanAreal soll ein Hotel entstehen – und das soll kein gewöhnliches werden: Der Gemeinderat hat am Mittwochabend dem Konzept der „Motorworld“mehrheitlich zugestimmt, das neben 99 Zimmern, Wellnessbereich und Restaurant auch eine Ausstellung vorsieht, in der Oldtimer, Boote und Fahrräder gezeigt werden. Laut der Investoren, die in der Sitzung das Konzept vorstellten, sollen rund 80 Prozent des Hotels öffentlich zugänglich sein.
Der Hintergrund:
Als 2013 die Bebauung des Bodan-Areals beschlossen wurde, machte der damalige Gemeinderat zur Bedingung, dass der westliche Teil des Areals öffentlich zugänglich bleiben und dort ein Hotel entstehen soll. Deshalb verpflichtete sich Bauherr Willi Schmeh seinerzeit im Durchführungsvertrag, im westlichen Teil des Bodan-Geländes „alle Anstrengungen zu unternehmen, um Baurecht zu erlangen“– die Gemeinde wiederum musste hierzu die Voraussetzungen schaffen und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen. Dies ist inzwischen geschehen – allerdings sieht der „neue“Gemeinderat das Vorhaben durchaus kritisch, was auch die fünf Gegenstimmen (SPDRäte Martin Kolb und Britta Wagner, Grünen-Räte Silvia Queri und Sabine Witzigmann sowie Martina Knappert-Hiese/GUBB) zu dem vorgestellten Konzept am Mittwochabend wieder zeigten.
Das Konzept:
„Ein reines Ferienhotel funktioniert hier nicht“, machte Architekt Markus Mehwald zu Beginn klar. Es müsse ein Konzept sein, dass die Besucher ganzjährig anziehe – deshalb ein Themenhotel. Die Zufahrt erfolgt über eine Brücke von der Bodanstraße aus. Von der Lobby kann bereits in die Ausstellungsräume gesehen werden, die sich teils unterirdisch befinden. Hier sollen alte Fahrzeuge, Boote und Fahrräder ausgestellt werden – auch Besucher, die beispielsweise mit ihrem Oldtimer anreisen, können entsprechende Glasboxen mieten. Ebenfalls dazugehören wird eine „gläserne Werkstatt“, in der die Besucher beobachten können, wie alte Schätze repariert werden. Im Erdgeschoss ist ein Restaurant mit rund 100 Sitzplätzen geplant, im Untergeschoss ein Konferenzraum, die Ausstellung und kleinere Geschäfte. Im ersten Obergeschoss befinden sich 99 Zimmer mit Balkon, die sich in Business- und Ferienzimmer aufteilen. Hinzu kommen themenbezogene Suiten und neun Konferenzräume (der Größte mit 500 Sitzplätzen).
Im zweiten Obergeschoss gibt es sechs kleine Appartements für die Bediensteten, die eine Größe zwischen 25 und 30 Quadratmetern haben. Auf dem Dach ist schließlich der Wellness- und Spabereich geplant. „Zwischen 80 und 85 Prozent des Hotels sind öffentlich nutzbar“, berichtete Architekt Markus Mehwald dem Gemeinderat. Doch nicht nur auf diese Weise sei das Hotel ein Mehrwert für Kressbronn, auch durch Arbeitsplätze, Gewerbesteuer und Kurtaxe.
Die Diskussion:
Es gehe heute nicht um die Frage, ob die Gemeinde hier ein Hotel haben möchte – dies sei bereits mit dem Durchführungsvertrag beantwortet worden, stellte Bürgermeister Daniel Enzensperger klar. „Es geht heute um die Frage der Konzeption, ob Sie sich diese an dieser Stelle vorstellen können.“Es sei jedoch auch zu bedenken, dass bei einem ganzjährig geöffneten Hotel das Konzept ein anderes sein müsse als bei einem reinen Ferienhotel: „Wollen wir etwas, was alle haben oder etwas, das sich abhebt“, so Enzensperger zu Beginn der Diskussion.
Grünen-Rätin Silvia Queri jedoch fühlte sich nicht ausreichend informiert – und stellte den Antrag, den Beschluss zu vertagen. Es habe ein Behördengespräch in dieser Sache Anfang Februar gegeben, bei dem wichtige Themen offen geblieben seien – Hochwasserschutz, Verkehrsführung oder die Gefahr einer Grundwasserabsenkung.
Darüber sei der Gemeinderat nicht informiert worden. „Wir befinden uns mitten im Verfahren, diese Schritte werden einzeln nach und nach abgearbeitet“, entgegnete der Bürgermeister. Zunächst müsse der Gemeinderat seinen politischen Willen bekunden, was denn an dieser Stelle entstehen soll – erst dann könnten die Behörden mit ihrer Arbeit beginnen. „Die Behörden haben signalisiert, dass wir entscheiden müssen, was wir wollen, bevor sie die Punkte prüfen können“, ergänzte auch Hans-Jörg Birk, Rechtsanwalt der Gemeinde. Die übrigen Räte stimmten der Ansicht von Schultes Enzensperger zu – und lehnten den Antrag ab.
Einige der Gemeinderäte hatten sich im Vorfeld der Sitzung das bereits bestehende Themenhotel der „Motorworld“in Böblingen angeschaut und zeigten sich vom Konzept überzeugt. „Ich kann das mittragen“, so Stefan Fehringer (BWV). Auch Christina Günthör und Thomas Biggel (CDU) waren angetan: „Das wäre für Kressbronn auf jeden Fall eine attraktive Geschichte – ich sehe das als Leuchtturmprojekt, das zusätzliche Einnahmen für Kressbronn generieren würde.“Britta Wagner (SPD) dagegen befand mit Blick auf den „massiven Baukörper“ins Erdreich: „Für mich ist das einfach zu groß, das passt nicht.“
Unterstützung erhielt sie von Roland Rösch, den das Konzept in Böblingen zwar auch überzeugt hatte, aber meinte: „Das sind die absoluten Obergrenzen, was da an Baukörper in die Grundstücksgrenzen reingeht. Das sind ganz massive Dinge, die da geprüft werden müssen – dennoch werde ich mit großem Bauchgrimmen zustimmen“, so Rösch.