Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Firmen und Behörden häufig Ziele von Hackern
Zentrale Ansprechstelle Cybercrime hält IT-Sicherheitsbewusstsein für durchaus ausbaufähig
STUTTGART (dpa) - Fast 300-mal haben sich im vergangenen Jahr Firmen und Behörden beim Landeskriminalamt (LKA) gemeldet, um Hackerangriffe anzuzeigen. Dort gibt es eigens für diese Fälle die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC). Baden-Württemberg sei im Vergleich von Cyberattacken ebenso betroffen wie andere Bundesländer, sagte Hauptkommissar Bernhard Lacker: „Das IT-Sicherheitsbewusstsein ist durchaus noch ausbaufähig.“
Lacker empfiehlt Unternehmen und Behörden, sich damit auf jeden Fall bei der Ansprechstelle zu melden. „Manche befürchten einen Reputationsverlust, andere wollen das Personal für eine Anzeige nicht abstellen. Aber erstens veröffentlichen wir die Namen der Betroffenen nicht, und zweitens ist man mit einer Cyberattacke nicht die Ausnahme.“Gerade renommierte Unternehmen müssten solche Attacken immer wieder abwehren.
Die fünf Ansprechpartner der ZAC können aus der 130 Mitarbeiter starken LKA-Abteilung für Cybercrime gezielt eine Taskforce aus Fachleuten hinzuziehen, die sich mit dem speziellen Hackerangriff auskennt und entsprechende Maßnahmen ergreifen kann – sei es durch Datensicherung, durch die Überwachung der Telekommunikation, die Beweissicherung oder die Ermittlung. Rund um die Uhr sind die Experten nach Angaben der ZAC erreichbar, denn wenn es einmal soweit ist, muss es schnell gehen.
Handelt es sich um ein Verbrechen, das auch im echten Leben stattfinden könnte – etwa ein Betrug auf einer Internetplattform, bei dem fehlerhafte Waren verkauft werden oder der Kunde die Ware nicht erhält – ist es ein „Cybercrime im weiteren Sinne“. Hier beträgt die Aufklärungsquote rund 80 Prozent. Handelt es sich aber um ein Internetverbrechen im engeren Sinne – etwa weil Hacker Unternehmensnetzwerke angreifen, die IT lahmlegen oder Daten ausspähen – dann ist das „Cybercrime im engeren Sinne“. Hier liegt die Aufklärungsquote bei rund 50 Prozent, nicht zuletzt, weil die Übeltäter in aller Welt verteilt sind. Lacker: „Häufig ist Cybercrime international, und genauso international muss man diese Kriminalität auch bekämpfen.“