Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Brandschut­z: GWG kündigt 46 Lindauer Mietern

Bewohner der alten Brauerei auf der Hinteren Insel müssen Gebäude innerhalb von einer Woche verlassen

- Von Dirk Augustin und Judith Hilebrand

LINDAU - Die Lindauer Wohnungsge­sellschaft GWG kündigt auf der Hinteren Insel 16 Sozialwohn­ungen quasi fristlos. Die Mieter müssen wegen Problemen beim Brandschut­z spätestens am kommenden Mittwoch ihre Wohnungen räumen. Betroffen sind 46 Menschen. Einigen hat die GWG bereits eine neue Wohnung zugesagt.

Die Bewohner des alten Brauereige­bäudes Dreierstra­ße 5 und 5a sind am Mittwoch gegen 17 Uhr aus allen Wolken gefallen: Die GWG übermittel­te die Kündigung für alle Wohnungen des bisher nicht sanierten Gebäudetei­ls. Aus brandschut­zrechtlich­en Gründen müsse die GWG das Gebäude räumen. Im Kündigungs­schreiben steht: „Für alle Bewohner des Hauses besteht Gefahr für Leib und Leben.“

„In dem Gebäude ist der Brandschut­z mangelhaft“, schreibt die Stadt in einer Pressemitt­eilung. Auf Anfrage der SZ erklärt Pressespre­cher Jürgen Widmer, dass es um nicht vorhandene Brand- und Rauchabsch­ottungen zwischen den Wohnungen geht. Böden und Decken halten einem Feuer nicht lange genug stand, damit betroffene Bewohner sich rechtzeiti­g in Sicherheit bringen können. Das bedeutet, dass sich im Gebäude ein Feuer im Ernstfall sehr schnell von Wohnung zu Wohnung ausbreiten würde. Angesichts dieser Tatsache reichen zudem die vorhandene­n Fluchtwege nicht aus.

Die Probleme haben GWG-Mitarbeite­r „zufällig bei der Sanierung einer Wohnung festgestel­lt“. Denn eine Wohnung im Gebäude ist nicht bewohnt. „Wir haben sofort Rücksprach­e mit dem städtische­n Feuerwehrk­ommandante­n Max Witzigmann genommen“, sagt GWG-Geschäftsf­ührer Alexander Mayer. Die GWG hat laut Widmer zudem sofort geprüft, ob sich das durch bauliche Maßnahmen zumindest vorübergeh­end beheben lässt. Doch das sei nicht möglich. „Danach war klar: Das Risiko ist für die Bewohner zu hoch. Deshalb haben wir ihnen zum 13. März kündigen müssen.“Dabei trägt die GWG ein gewisses Risiko, denn nach eigenen Angaben kann die Wohnungsge­sellschaft den Brandschut­z nicht mal bis zum Auszug der Bewohner sicherstel­len.

GWG hat sechs Mietern bereits eine neue Wohnung angeboten

Den Mietern hat Mayer die Entscheidu­ng in einer Versammlun­g am Mittwoch erläutert. „Wir bemühen uns, für alle Mieter möglichst schnell Ersatzwohn­ungen zu besorgen“, verspricht der GWG-Chef. Fast alle Mieter waren am Donnerstag bereits bei der GWG. Sie zeigten Verständni­s.

„Es wird niemand auf der Straße stehen“, versichert Widmer. Es sei zwar angesichts der Lage auf dem Lindauer Wohnungsma­rkt nicht einfach, andere Wohnungen bereitzust­ellen, doch das GWG-Krisenteam kümmere sich um alle Mieter, ergänzt Mayer: „Wir versuchen, allen Mietern schnellstm­öglich eine Wohnung anzubieten.“Bis Donnerstag­mittag habe das Unternehme­n für sechs Mieter bereits eine neue Wohnung gefunden. Außerdem werde die GWG beim Umzug helfen.

Die Bewohner fühlen sich überrumpel­t, wie bei Gesprächen mit der SZ deutlich wird. Mancher fragt, ob ein „Gegengutac­hten“nicht ein anderes Ergebnis brächte. Doch dafür fehle wohl die Zeit. Froh äußern sie sich, dass die GWG für einige Betroffene schon eine neue Wohnung habe und beim Umzug helfen wolle. „Ist mit viel Stress verbunden der ganze Umzug“, sagt eine Mieterin, die nicht namentlich genannt werden will. Eine weitere Mieterin fürchtet, dass sie jetzt eine Wohnung nehmen muss, die deshalb leer steht, weil sie kein anderer haben wollte.

GWG muss das Gebäude von Grund auf sanieren

Sicher sind sich die befragten Bewohner, dass sie nie wieder in das Gebäude zurückkehr­en werden: „Wir werden nicht wieder einziehen. Wenn das gerichtet wird, ist es dann viel zu teuer“, sagt eine Mieterin. Und weiter: „Da werden bestimmt wunderschö­ne Bonzenwohn­ungen draus.“

Klar ist, dass die GWG das Gebäude von Grund auf sanieren muss. Allerdings werde sich die GWG damit erst näher befassen, wenn alle Mieter untergebra­cht sind. Auch über die Kosten kann Mayer noch nichts sagen, nur so viel: Eine Versicheru­ng wird für den Schden nicht aufkommen, das müsse die GWG selbst tragen. Klar ist zudem, dass es in dem Gebäude keine Sozialwohn­ungen mehr geben soll, wie Widmer auf Nachfrage mitteilt, allerdings laufe die Sozialbind­ung sowieso ab.

Der GWG-Aufsichtsr­at hat ebenfalls am Mittwochab­end von den Problemen erfahren. Die Stadträte seien vor allem erleichter­t gewesen, dass bisher niemand zu Schaden gekommen ist. Auch OB Gerhard Ecker ist froh, „dass es in der Vergangenh­eit zu keinem Brand gekommen ist. Dies hätte für alle Bewohner schlimm ausgehen können.“

 ?? FOTO: DIK ?? 17 GWG-Mieter des alten Brauereige­bäudes auf der Hinteren Insel müssen bis Mittwoch ihre Wohnungen verlassen.
FOTO: DIK 17 GWG-Mieter des alten Brauereige­bäudes auf der Hinteren Insel müssen bis Mittwoch ihre Wohnungen verlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany