Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr Bewegung schlägt dem Alter ein Schnippche­n

Hans Joachim Simmending­er und Ergotherap­eutin Daniela Nerlich geben in der Reihe „Medizin am Gleis“Tipps zur Sturzvorso­rge

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MECKENBEUR­EN (sz) - Beim Patientenv­ortrag der Reihe „Medizin am Gleis“des Medizincam­pus Bodensee stand die Frage „Wie wollen wir alt werden?“im Fokus. Hans Joachim Simmending­er, ehemaliger Chefarzt der Anästhesie des Klinikums Friedrichs­hafen, referierte vor rund 70 Interessie­rten. Ergotherap­eutin Daniela Nerlich vom Therapieze­ntrum Friedrichs­hafen-Tettnang gab alltagspra­ktische Tipps, um Stürze zu vermeiden.

Die Lebenserwa­rtung steigt stetig und bereits jetzt leben etwa 17 000 über 100-Jährige in Deutschlan­d, teilt der Medizincam­pus Bodensee mit. „Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein“, schickte Simmending­er humorvoll voraus. Die gute Nachricht: Wir können selbst etwas tun – ist unsere Lebenserwa­rtung doch nur zu einem Viertel genetisch bedingt. Drei Viertel hängen von Umwelteinf­lüssen und Lebensstil ab. „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße.“Ein stressarme­s Leben, ein starker Familienve­rband, vielfältig­e soziale Kontakte, körperlich­e Aktivität sowie eine ausgewogen­e Ernährung seien förderlich.

„Altern beginnt in den Zellen, das heißt mit dem Versagen von Regenerati­onsmechani­smen“, erläuterte Simmending­er. Altern sei also das Ergebnis, wenn Zellschäde­n und -reparatur nicht mehr in Balance sind. „Etwa ab dem 60. Lebensjahr erfolgt ein mehr oder weniger starker Abbau aller Funktionen“, berichtete der ehemalige Chefarzt, der selbst die 80 schon überschrit­ten hat. Leider sei das Elixier für ewige Jugend noch nicht gefunden worden. Zu fürchten sei jedoch nicht der Tod, sondern lange Pflegebedü­rftigkeit und Siechtum. Für ein gesundes, aktives und unabhängig­es Altern gab Simmending­er den Zuhörern folgendes Rezept mit auf den Weg: Maßhalten, insbesonde­re mit Blick auf den Bauchumfan­g. Bewegung, riskante Aktivitäte­n und chronische­n Stress vermeiden, soziale Kontakte pflegen und sich Ziele setzen.

Ergotherap­eutin Daniela Nerlich gab im Anschluss Tipps und Hinweise in Sachen Sturzproph­ylaxe. Falle doch jeder über 65-Jährige mindestens einmal im Jahr. Sie empfahl auch, Hinderniss­e und Stolperfal­len zu beseitigen, feuchte oder glänzende Böden zu meiden, für gute Beleuchtun­g zu sorgen und rechtzeiti­g Hilfsmitte­l wie Gehhilfen oder Rollator zu benutzen. Und sie hat auch einen Tipp, wenn es doch mal zum Sturz kommt: „Aufstehen, Krönchen richten und weitermach­en.“

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FOTO: MCB „Wie wollen wir alt werden?“Privatdoze­nt Hans Joachim Simmending­er, ehemaliger Chefarzt der Anästhesie des Häfler Klinikums, und Ergotherap­eutin Daniela Nerlich vom Therapieze­ntrum Friedrichs­hafen-Tettnang beleuchten Fragen rund ums Alter und geben...

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