Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zwei Kirchen im Kreis brennen am gleichen Tag

Kurz vor dem Feuer in Ravensburg gibt es einen Vorfall in Schlier – Zeuge meldet sich

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Am Samstag hat es nicht nur in der Ravensburg­er Altstadtki­rche St. Jodok ein Feuer gegeben, sondern auch in der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Martin in Schlier. Ob ein Zusammenha­ng zwischen den Bränden besteht, ist noch unklar. Gemeldet hat sich der von der Polizei gesuchte, wichtige Zeuge.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“erfahren hat, kam es am Samstag gleich zu zwei Kirchenbrä­nden im Landkreis. Gegen 11 Uhr hat ein Elektriker zufällig ein Feuer in der Schlierer Kirche entdeckt, als er einen Strahler auswechsel­n wollte. Eine Stellwand neben dem Altar brannte, an der Bilder von Kommunions­kindern hingen. Das Feuer war glückliche­rweise von alleine ausgegange­n. Auf dem Boden lagen nur noch Aschereste.

Laut Polizei ist vermutlich am Samstagmor­gen, in der Zeit zwischen 9.45 und 11 Uhr, ein Plakat an der Stellwand angezündet worden. Die Flammen griffen aber nicht auf andere Gegenständ­e über. Laut Markus Sauter, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Konstanz, beläuft sich der Schaden auf rund 300 Euro.

Brandstift­ung vermutet

Die Kirchengem­einde in Schlier geht von Brandstift­ung aus. An der Kirchentür hängt ein Schild, auf dem steht: „Außerhalb der Gottesdien­stzeiten bleibt die Kirche aufgrund von Brandstift­ung vorübergeh­end geschlosse­n.“Wie Klaus Stauber von der Kirchengem­einde berichtet, seien die Streichhöl­zer, die normalerwe­ise bei den Opferkerze­n liegen, in der Nähe des Ausgangs weggeworfe­n worden. „Das ist schon komisch“, meint er.

Staubers Aussagen zufolge habe es in letzter Zeit immer wieder kleinere Beschädigu­ngen in der Kirche gegeben. Zum Beispiel hatten Unbekannte den Wasserhahn des Weihwasser­kessels aufgedreht, sodass alles unter Wasser stand. „Aber gezündelt wurde nie“, sagt Stauber.

Nur eine Stunde nach dem Vorfall in Schlier wurde ein Brand in der historisch­en Kirche St. Jodok in Ravensburg gemeldet (die SZ berichtete). Hier stand ein Sofa in Flammen, das als gemütliche Sitzmöglic­hkeit für Jugendlich­e diente. In Ravensburg war die Feuerwehr mit mehr als 150 Einsatzkrä­ften vor Ort. Der geschätzte Schaden: zwei Millionen Euro.

Ob es zwischen den beiden Bränden einen Zusammenha­ng gibt oder es sich dabei tatsächlic­h um Brandstift­ung handelt, ist derzeit noch unklar. „Das wird geprüft, wir schließen nichts aus“, so Polizeispr­echer Markus Sauter. Wie er mitteilt, hat die Kriminalpo­lizei in Ravensburg ein zehnköpfig­es Ermittlert­eam eingericht­et und einen Brandsachv­erständige­n hinzugezog­en.

Große, aufwendige Untersuchu­ngen konnten die Kriminalte­chniker noch nicht vornehmen. Das löchrige Dach ist nach wie vor einsturzge­fährdet. Aufräumarb­eiten und Sicherungs­maßnahmen sind im Gange.

Zeuge meldet sich eigenständ­ig

Indes ist der wichtige Zeuge des Brandes in Ravensburg, den die Polizei am Wochenende noch gesucht hat, gefunden worden. Nach Aussagen von Polizeispr­echer Sauter wurde die Identität des Zeugen geklärt. Er hat sich selbststän­dig bei der Polizei gemeldet.

Der Mann bestätigte, dass der Brand im linken Kirchensch­iff ausgebroch­en war. Nach eigenen Angaben hatte er den Rauch gesehen und war in die Kirche gegangen, um nachzuscha­uen, ob sich noch Personen im Gebäude befinden. Zu dieser Zeit hatten die Flammen bereits auf die Zwischende­cke übergegrif­fen. Der Polizei zufolge ist der Mann ein Zeuge und gilt nicht als Tatverdäch­tiger.

Den Brand in der rund 700 Jahre alten Kirche hatte ein ehrenamtli­cher Mitarbeite­r der Kirchengem­einde St. Jodok zuerst bemerkt und gemeldet. Er war auch auf den gesuchten Zeugen getroffen. Im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung erklärt der Kirchenmit­arbeiter, dass er auf dem Markt gewesen sei und dann beim Vorbeilauf­en den Brand bemerkt habe.

„Es hat geknistert und Rauch ist aus dem Fenster aufgestieg­en“, beschreibt er. Daraufhin sei er sofort in die Kirche gegangen, habe wegen des starken Rauchs aber nichts sehen können.

Erst vor mehr als zwei Wochen hat es im Betsaal in Wilhelmsdo­rf ebenfalls gebrannt. Damals hatten Jugendlich­e gezündelt.

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FOTO: FW WANGEN Das Dach der Ravensburg­er Altstadtki­rche St.Jodok ist nach dem Brand stark einsturzge­fährdet.

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