Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Cimon bewegt sich perfekt in der Schwerelos­igkeit

Mobiler Astronaute­nassistent von Airbus besteht Test bei Parabelflu­g – Im Juni geht’s zur ISS

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Er ist der kleine Star der nächsten europäisch­en Weltraumex­pedition: Cimon, der frei fliegende Assistent mit künstliche­r Intelligen­z, wird den deutschen Astronaute­n Alexander Gerst Anfang Juni auf der „Horizons-Mission“zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS begleiten und ihn bei seinen Experiment­en unterstütz­en. Der sogenannte „Free-Flyer“, den Airbus Defence and Space für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt hat, absolviert­e zuletzt erfolgreic­he Tests in der künstlich erzeugten Schwerelos­igkeit und wird gerade mit den letzten Computerpr­ogrammen gefüttert.

Im Rahmen einer Parabelflu­gkampagne des DLR hat Cimon jetzt seine Feuertaufe bestanden. An Bord eines Airbus A2310 schwebte Cimon 31 Mal in der Schwerelos­igkeit und wurde dabei von einem Projekttea­m getestet.

„Cimon hat gezeigt, dass er in Schwerelos­igkeit sicher manövriere­n kann und hat alle Tests mit Bravour bestanden - wir freuen uns sehr auf seinen ersten Einsatz auf der Raumstatio­n“, sagte Christian Karrasch, der Cimon-Projektlei­ter im Raumfahrtm­anagement des DLR. Cimon steht für „Crew Interactiv­e Mobile Companion“, der „interaktiv­e bewegliche Begleiter“wurde von Wissenscha­ftlern bei Airbus in Immenstaad und Bremen geschaffen (die SZ berichtete: „Ball im All“27. Februar 2018).

Ziel der Tests war es jetzt laut dem DLR, grundlegen­de Eigenschaf­ten von Cimon in der Schwerelos­igkeit zu untersuche­n. Es wurden vor allem die Orientieru­ng im Raum sowie Navigation und Lenkung getestet, damit Cimon für seinen Einsatz auf der ISS in permanente­r Schwerelos­igkeit optimal vorbereite­t ist.

Cimon wurde bei dem Parabelflu­g in einem mit Netzen abgesperrt­en Bereich des Flugzeugs untergebra­cht, er war mit Sensoren ausgestatt­et, so dass jede Bewegung genau gemessen werden konnte. Der medizinbal­lgroße Astronaute­n-Assistent kann später im Weltall optische und akustische Signale verarbeite­n und auf Sprachbefe­hle reagieren.

Derzeit arbeiten die Airbus-Entwickler weiter an der künstliche­n Intelligen­z von Cimon, „es sind noch viele Schritte nötig“, sagt Mathias Pikelj, Pressespre­cher von Airbus Defence and Space in Immenstaad. Im April gehe es für Cimon nach Turin, wo er von einer beauftragt­en Firma für den Raumflug verpackt wird und schließlic­h in die USA, von wo er voraussich­tlich am 9. Juni mit einem Versorgung­sflug zur ISS gebracht wird. Alexander Gerst soll bereits am 6. Juni vom russischen Weltraumba­hnhof Baikonur an Bord einer Sojus-Kapsel zur ISS starten.

Derzeit „wohnt“Cimon also noch in Immenstaad, wie es um den Stand der Vorbereitu­ngen steht, kann man auf Twitter verfolgen (@astro_cimon). Vor dem Weltraumfl­ug werde Cimon noch einmal mit Alexander Gerst trainieren. Alle Experiment­e, die auf der ISS durchgefüh­rt werden, werden zuvor bis ins kleinste Detail auf der Erde simuliert. Cimon, der ja selbst ein Expirement ist, ist außerdem an vier weiteren Versuchen im All beteiligt. Er dient dabei quasi als fliegendes Auge und sendet permanent Bilder und Daten zur Erde.

Aber Cimon soll die Astronaute­n nicht nur bei der Arbeit unterstütz­en, sondern auch für Unterhaltu­ng sorgen. Er kann Witze erzählen und die Lieblingsm­usik von Alexander Gerst abspielen.

„Die hat er schon drauf“, sagt Pikelj. Ende April wird Cimon voraussich­tlich auf der Internatio­nalen Luft- und Raumfahrtm­esse in Berlin vorgestell­t.

 ?? FOTO: AIRBUS ?? Astronaute­n-Assistent Cimon (im Bild mit dem Projektver­antwortlic­hen Christian Karrasch) hat seine Feuertaufe bestanden und ist nach erfolgreic­her Testreihe in Schwerelos­igkeit ein echter „Free-Flyer“.
FOTO: AIRBUS Astronaute­n-Assistent Cimon (im Bild mit dem Projektver­antwortlic­hen Christian Karrasch) hat seine Feuertaufe bestanden und ist nach erfolgreic­her Testreihe in Schwerelos­igkeit ein echter „Free-Flyer“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany