Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kein Anschluss unter dieser Nummer
Unitymedia lässt Kundin aus Friedrichshafen seit drei Monaten hängen – Rechnungen werden munter abgebucht
FRIEDRICHSHAFEN (sap) - Marion Gorjanc ist genervt: Seit drei Monaten schweigt ihr Telefon, und auch die Internetverbindung ist tot. „Ich zahle fast 100 Euro pro Monat für nichts“, schimpft sie. Die 40-Jährige berichtet von einer Odyssee durch das Callcenter ihres Anbieters Unitymedia. „Ich rufe fast zweimal täglich an. Die Mitarbeiter reagieren schon ganz genervt.“
Getan habe sich trotzdem nicht viel. In regelmäßigen Abständen schaue ein Techniker des Unitymedia-Vertragspartners 3Kabel vorbei. Mal tausche er den Kabelrouter des Anbieters, aus, ein anderes Mal messe er die Leitung. Und seit gut zwei Wochen passiere nicht einmal mehr das. Die Familie hängt gefühlt in der Warteschleife fest. Technikertermine würden angekündigt, wieder verschoben oder fielen ganz aus. „Ich habe keine Zeit, tagelang zu Hause darauf zu harren, dass ein Techniker kommt“, sagt Gorjanc. „Und wenn ich mich darüber beschwere, werde ich auch noch angepampt“, klagt sie. „Ich solle gefälligst zu Hause bleiben, wenn ich einen Techniker haben wolle“, habe man ihr gesagt.
Alles gefallen lassen müsse sich die Kundin nicht, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg. „Sie hat einen Vertrag geschlossen und somit einen Anspruch auf Leistung.“Er rät, sich schriftlich beim Anbieter zu beschweren, die bezahlte Leistung einzufordern und eine angemessene Frist zur Nachbesserung zu setzen. Der Brief sollte schon alleine aus Beweisgründen per Einschreiben mit Rückschein versandt werden. 14 Tage bis drei Wochen seien zur Nachbesserung angemessen. Schließlich benötige das Unternehmen etwas Zeit, die Störung zu beseitigen. Währenddessen buche Unitymedia monatlich munter weiter 80 Euro ab, sagt Marion Gorjanc. Hinnehmen muss sie das aber nicht. Bereits im Folgemonat sei die Erstattung des Rechnungsbetrags möglich, sagt Buttler. Das solle die Kundin einfordern. „Dabei muss sie sich nicht auf Unzeiten vertrösten lassen.“
Es gebe natürlich auch noch die Möglichkeit, das Lastschriftmandat zu widerrufen und zu viel gezahlte Beiträge zurückzuziehen, erklärt der Experte von der Verbraucherzentrale. Diese Variante sei aber mit Stress behaftet und bleibe der letzte Ausweg. Inzwischen hat Unitymedia seiner Kundin einen neuen Router geschickt. Den werde ein Techniker in den nächsten Tagen einrichten. „Ich bin gespannt, ob das die endgültige Lösung ist“, sagt Marion Gorjanc. Auf Anfragen der SZ hat das Unternehmen leider nicht reagiert.