Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von Angelruten bis zur Werkstoffherstellung
Katrin Schütz, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, besichtigt Lindauer Dornier
ACHBERG - Einen Einblick in moderne Verbundstoffe, ihre Herstellung und in die Zukunft der Weberei hat die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Katrin Schütz, bei ihrem Besuch der Lindauer Dornier Werke in Lindau und Esseratsweiler erhalten. Damit war sie einer Einladung Peter D. Dorniers gefolgt, den sie auf einer Messe in Paris kennengelernt hatte.
Die Gelegenheit bot sich relativ bald, denn ein Termin in Ravensburg führte die Staatssekretärin in den südöstlichen Teil des württembergischen Schwabenlandes und so konnte Schütz die beiden Termine zusammenlegen. Was sie hier alles erfuhr in Sachen Webtechnik, ihre Geschichte und ihre Zukunft, hat die gelernte Schneiderin tief beeindruckt, zumal sie eher einer Minderheit in der Politik angehört – sie kommt aus der Industrie, nicht aus der Juristerei. Ihr Besuch bei Dornier vertiefte das, was sie bereits auf der JEC World in Paris, der wohl wichtigsten Verbundwerkstoffmesse, bei ihrem Rundgang am Stand der Lindauer Dornier in Kürze über die Thematik Composite erfahren hatte. Nach dem Rundgang in Esseratsweiler und einer Präsentation des Produktmanagers der Dornier Composite Systems, Josef Klingele, zeigte Katrin Schütz sich fasziniert. Zum einen von der Technik, die es erlaubt, hoch komplexe Fasern zu Werkstoffen zu verarbeiten, die bisher sehr teuer waren, so jedoch durch die Technologie des Lindauer Unternehmens aber in der Herstellung billiger würden. Hinzu komme, dass dadurch auch individuelle Lösungen umsetzbar und bezahlbar blieben.
Peter Dornier machte das, was sich da aktuell in diesem Sektor tut, anhand des Flugzeugbaus deutlich. Denn am Bodensee, genauer in Friedrichshafen habe sich etwas abgespielt, das nirgends auf der Welt vergleichbar war. Bis 1917 wurden die ersten Flugzeuge mit Leinenstoff, Klavierdraht und Holz gebaut, Dorniers Großvater war dann der erste, der Metall, genauer Aluminium, als Werkstoff einsetzte. Wobei die Herstellung von Aluminium zu dieser Zeit immens teuer war. Allerdings wurde die Herstellung verfeinert und so konnten die Herstellungskosten gedrückt werden.
Mit der Einführung von Carbon als Faser im Flugzeugbau, in der Automobiltechnik und in der Medizin war nun wieder ein Material am Start, das teuer in der Herstellung war. Aber durch die Erfahrung in der Webtechnik gelang es Dornier, Webmaschinen zu entwickeln, die dreidimensional weben. Des Weiteren hat die Firma auch im sehr aktiven TapeMarkt mit einer eigenen Produktionsanlage für Furore gesorgt. Denn mit dieser Technik werden, wie vor rund 100 Jahren, Herstellungskosten gesenkt und damit der Weg geebnet, all diese Faserverbundkunststoffe in größerem Umfang einzusetzen.
Sportgeräte aus Carbon (Eishockeyschläger, Tennisschläger, Golfschläger, Angelruten) überzeugten die Staatssekretärin zusätzlich, zumal sie lange als Geschäftsführerin eines Sportgeschäftes tätig war, bevor sie in die Politik wechselte. Schnell, zu schnell verging die Zeit für Katrin Schütz, der nächste Termin rückte näher und so ging es weiter nach Ravensburg, voll mit Informationen über die effiziente Herstellung von Faserverbundstoffen.
Eine dieser Spezialmaschinen hat Dornier den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung in Denkendorf zur Verfügung gestellt, an der Forschende aus dem universitären Bereich zusammen mit der Industrie die Faserverbundtechnologie weiterentwickeln können.