Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Paul-Gerhardt-Gemeinde verliert Pfarrstelle
Evangelische Bezirkssynode verabschiedet Pfarrplan 2024
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Stellenstreichungen und Aufgabenverschiebungen werden die Kirchengemeinden verändern. Auch in Friedrichshafen und im Bodenseekreis werden die von der Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks Ravensburg beschlossenen Veränderung bis zum Jahr 2024 Auswirkungen haben. Die Synode hat am Samstag der Streichung von rein rechnerisch drei ganzen und einer Dreiviertel-Pfarrstelle im Bezirk bis 2024 zugestimmt. Die Pfarrplansonderkommission hatte sich in einem rund einjährigen, schwierigen Prozess unter Beteiligung der Kirchengemeinden auf dieses Ergebnis geeinigt, das nun der Synode vorgelegt wurde.
Der Distrikt Seeregion verliert in der Summe 150 Prozent, wobei Friedrichshafen ganz auf die Pfarrstelle der Paul-Gerhardt-Gemeinde verzichten muss. Der Dienst wird ab 2024 von den übrigen Friedrichshafener Pfarrämtern betreut. Eine Art „Verschiebebahnhof“bilden die Stellen Langenargen, Eriskirch, Tettnang II, Oberteuringen und Ailingen. Gestrichen wird die halbe Stelle in Eriskirch. Diese Kirchengemeinde wird dann von Langenargen und Tettnang II mitversorgt. Tettnang II erhält dafür ein Plus von 25 Prozent. Oberteuringen hingegen verliert 25 Prozent und Ailingen, das komplett bleibt, muss Aufgaben in Oberteuringen übernehmen.
Dank an die Kirchengemeinden
Dekan Friedrich Langsam dankte den Kirchengemeinden, „die sich in einem umfangreichen Beteiligungsprozess“eingebracht hatten, nachdem die Bezirkssynode im Herbst 2016 und Frühjahr 2017 die entsprechenden Beschlüsse herbeigeführt hatte. „In sieben langen und oft überlangen Sitzungen wurde der Pfarrplan 2024 erarbeitet. Die Protokolle waren für jedermann einsehbar auf der Homepage des Kirchenbezirks eingestellt, sodass in einem möglichst transparenten Prozess gearbeitet werden konnte“, wie Langsam sagte. Er verschwieg auch nicht, dass die schmerzhaften Überlegungen oft von Wut und Trauer begleitet waren. „Es sind nicht nur einige Gemeinden im Kirchenbezirk betroffen“, sagte Langsam. „Alle müssen die Streichungen kooperativ mittragen.“
Er verwies auf unterstützende Maßnahmen der Landeskirche, die für ganz Württemberg 30 Diakone mit Dienstumfängen von 25 bis 50 Prozent bis 2024 bereitstellen werde, die jeweils auf eine Zeit von drei bis fünf Jahren die Strukturen um die Pfarrämter herum stärken und die Pfarrer entlasten sollen. Der Kirchenbezirk will bei der Landeskirche solche Anträge der Gemeinden. „Niemand wird alleingelassen in diesem Prozess“, sagte Langsam. Zudem ist im Kirchenbezirk ein Prozess angelaufen, der für die Pfarrämter nach Entlastung bei Verwaltungsaufgaben sucht.
Kürzungen gehen weiter
Zur Schwierigkeit dieses Prozesses sagte Schuldekan Frank Eberhardt: „Es gibt keine mathematische Gerechtigkeit.“Und das Ende der Fahnenstange wird 2024 noch nicht erreicht sein. Denn bereits heute ist klar, dass bis 2030 weitere Stellen gekürzt oder gestrichen werden müssen. Welche, das wird noch zu beraten sein. Die Pfarrpläne sind Teil eines von der evangelischen Landeskirche Württemberg vorgegebenen Streichplans.
Grund dafür ist neben dem Rückgang der Gemeindemitgliederzahl vor allem die Demografie der Pfarrerschaft. Sie umschrieb Schuldekan Frank Eberhardt für die Schulen so: „Im Schuljahr 2018/19 werden wir im Bezirk noch sieben Pfarrer unter 55 Jahren haben.“Ohne Reduzierung blieben künftig viele, vor allem ländliche Kirchengemeinden, dauerhaft unbesetzt.