Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der Hirschkäfer wird jetzt geschützt
An der Argen wird ein Meiler für die bedrohte Insektenart errichtet.
KRESSBRONN/LANGENARGEN Das Sachgebiet Naturschutz des Umweltschutzamtes im Landratsamt und der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Bodenseekreis haben im Naturschutzgebiet bei der ArgenHängebrücke zwischen Langenargen und Gohren ein Artenschutzprojekt verwirklicht und einen so genannten Hirschkäfer-Meiler angelegt. Am Mittwoch erläuterten vor Ort Gerd Odenwälder vom Umweltschutzamt und LEV-Geschäftsführer Daniel Doer das Projekt. Ziel der Maßnahme: Den selten gewordenen Käfer zu erhalten.
Der Hirschkäfer gehört zu den größten Käferarten und ist mit seinem „Geweih“eine imposante Erscheinung. Nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ist er besonders geschützt. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der iberischen Halbinsel über fast ganz Europa. In BadenWürttemberg ist er in wärmebegünstigten niederen Lagen relativ weit verbreitet. Allerdings nicht in Oberschwaben und am Bodensee. Teilweise fehlt er im Südosten des Landes völlig.
Durch das infolge einer Baumaßnahme anfallende Eichenholz ergab sich für das Umweltschutzamt und den LEV die Möglichkeit, einen so genannten Hirschkäfer-Meiler im Naturschutzgebiet an der Argen anzulegen, wo sich auch andere Insekten bis hin zur Bechstein-Fledermaus ansiedeln können. Da Hirschkäfer-Larven an im Boden befindlichen Totholz – am liebsten Eichen – fressen, haben die Naturschützer Eichenstämme und -wurzeln bis zu 90 Zentimeter tief eingegraben. Sobald diese verrottet sind, finden die Engerlinge des Hirschkäfers dort einen Ersatz-Lebensraum für ihre fünf bis acht Jahre dauernde Entwicklungszeit im Boden.Dass Totholz heute oft komplett entfernt wird, bereitet dem Hirschkäfer zunehmend Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass Eichen in der Region immer seltener werden. Hirschkäfer-Meiler sind deshalb eine Möglichkeit, sie in einem neuen Lebensraum zu schützen und vor dem völligen Aussterben zu retten. Das erste Projekt dieser Art im Bodenseekreis haben die Naturschützer bewusst am Unterlauf der Argen angelegt, wo durch die Nähe zum Bodensee ein ausreichend mildes Klima herrscht, das der Hirschkäfer schätzt und ihn hier zusammen mit anderen Insekten leben lässt. Schwerpunktmäßig ist der Hirschkäfer in der Oberrheinebene verbreitet. Vor allem in alten Laubwäldern – vorzugsweise Eichenwäldern – sowie an Waldrändern, Parks, Obstwiesen und Gärten mit einem hohen Anteil an alten und absterbenden Bäumen ist er dort zuhause. Zur Entwicklung benötigen die Larven morsche Wurzelstöcke in mindestens 40 Zentimetern Tiefe. Was nicht bedeutet, Eichen für den Hirschkäfer umhauen zu sollen.
Bei der Kartierung zum Managementplan des europäischen Netzwerks von wichtigen Schutzgebieten – „Natura 2000“– wurde im Südosten Baden-Württembergs kein einziger Hirschkäfer gefunden. Der Plan für das FFH-Gebiet „Argen und Feuchtgebiete bei Neukirch und Langnau“war im Jahr 2017 fertiggestellt worden und sah bei den Artenschutzmaßnahmen unter anderem die Errichtung eines HirschkäferMeilers im Galeriewald am Unterlauf der Argen vor. Eine kleine Hinweistafel informiert über den Hirschkäfer und den Meiler.