Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Insulaner fordern Ersatz für Seeparkplatz
Geplante Ausweitung der Anwohnerparkzone trifft auf Zustimmung
LINDAU - Die geplante vergrößerte Anwohnerparkzone in der Altstadt trifft bei den Betroffenen auf Zustimmung. Sie fordern zusätzlich vor allem am Anfang scharfe Kontrollen, sonst würden sich Gäste nicht daran halten. Dass die Stadt zusätzlich darüber nachdenkt, den Paradiesplatz autofrei zu machen, löst zum Teil heftige Kritik aus. Deutlich wurde beim Infoabend am Montag vor allem, dass nicht nur Geschäftsleute verunsichert sind, weil es bisher keinen Vorschlag für einen Ersatz des wegfallenden Seeparkplatzes gibt.
Etwa 90 Lindauer haben sich am Montagabend beim Infoabend der Stadt im Alten Rathaus getroffen. Der für Mobilitätsplanung zuständige GTL-Werkleiter Kai Kattau und Ordnungsamtsleiterin Tanja Bohnert stellten die Vorschläge der Verwaltung für das Anwohnerparken und den Paradiesplatz vor, um diese Ideen mit den Betroffenen zu diskutieren.
Kattau erläuterte, dass der Stadtrat mit dem Parkraumkonzept bereits im Kern den Beschluss für eine Anwohnerparkzone in der Altstadt gefasst habe. Ziel sei mehr Lebensqualität für Insulaner: „Es ist wichtig, die Insel zu stärken, dass man sein Fahrzeug abstellen kann.“Bohnert stellte vor, wie das gelingen soll. Von den knapp 470 Stellplätzen in der Altstadt seien bisher 170 zwischen 18 und 7 Uhr für Inselbewohner reserviert, die ein Sonderparkrecht haben. Diese Zahl soll sich ungefähr verdoppeln. Je nach Variante ist noch zu klären, in welchen Bereichen auch künftig jeder parken darf. Denn ein Viertel der Parkplätze muss frei bleiben.
Die Verwaltung schlägt dafür unter anderem den Bereich des Segelhafens bis zum LSC-Heim vor, was einige Insulaner nicht so gut finden, weil das Parksuchverkehr in die Altstadt locke. Dann wären Parkplätze für jedermann Auf der Mauer, am Sina-Kinkelin-Platz und auf dem Oberen Schrannenplatz denkbar. Pfarrer Eberhard Heuß wiederum hält freie Parkplätze im Bereich der Kirchen für wichtig, weil der Weg vom Parkhaus für ältere Menschen beschwerlich sei. Die Entscheidung muss der Hauptausschuss treffen. Die Anwohner fordern strikte Kontrollen. Denn derzeit hielten viele Auswärtige die Anwohnerparkzonen nicht frei.
Quartiersgaragen versprechen Entlastung, wären aber teuer
Deutlich wird an diesem Abend auch, dass Quartiersgaragen Entlastung bringen könnten, denn viele Insulaner wollen einen verlässlichen Stellplatz für ihr Auto. Und den kann es nicht geben, so lange die Stadt mehr als 480 Parkberechtigungen für Bewohner ausgegeben hat, die ein Recht darauf haben, es insgesamt in der Altstadt aber nur knapp 480 Stellplätze gibt. Da wäre zusätzlicher Parkraum nötig, den man nur in solchen Garagen schaffen könnte. Zweifelhaft ist aber, ob genügend Inselbewohner und Geschäftsleute bereit sind, den dafür nötigen Betrag zu bezahlen, denn die Erstellung eines Stellplatzes kostet zwischen 25 000 und 50 000 Euro, das bedeutet eine Monatsmiete zwischen 100 und 200 Euro.
Mehr Diskussionen gab es über den Vorschlag, die Fußgängerzone auf den Paradiesplatz auszuweiten und dort acht Parkplätze zu streichen. Als Ersatz soll es im Bereich des Finanzamts nur zwei Stellplätze für Kurzzeitparken geben. Das würde den Platz aufwerten, schwärmte Kattau: „Jetzt heißt der Platz Paradiesplatz – aber er schaut nicht so paradiesisch aus.“
Mehrheit ist gegen einen autofreien Paradiesplatz
Matthias Kaiser (BL), der Mobilitätsbeauftragte des Stadtrats, erinnerte an die Mobilitätswoche, als der Platz eine Woche lang autofrei war. Das biete neue Möglichkeiten für die Stadtentwicklung. Kattau sprach von Fahrradständern, Sitzbänken und Spielgeräten. Einzelne Inselbewohner freuten sich, denn gerade mit Kindern brauche man solche autofreien Plätze. Daniel Obermayr vom Arbeitskreis Verkehr meinte, dass ein Fußweg von 250 Metern vom Parkhaus bis zum Paradiesplatz jedem zumutbar sei.
Die Mehrheit der Anwesenden aber äußerte sich dagegen. Dr. Rainer Wölfle hält ebenso Stellplätze vor seiner Praxis für nötig wie Dr. Robert Nölken und Rechtsanwältin Stefanie Reich: „Ich kriege viele Anfragen, ob ich nicht aufs Festland ziehen will mit meinem Büro, weil ich da besser erreichbar wäre.“Ähnlich sahen es die anwesenden Geschäftsleute, die sich zu Wort gemeldet haben.
Anwohner sind geteilter Meinung, denn einerseits würde eine Fußgängerzone Ruhe bringen. Andererseits brauchen auch sie oft Parkplätze vor der Haustür. Manch einer schlug deshalb vor, die Stadt solle dort tagsüber wenigstens ein paar Stellplätze nur für Kurzzeitparker einrichten, die abends allein Anwohnern vorbehalten sein sollen. Dauerparker will man dort nicht mehr.
Es gibt noch keinen Ersatz für den Seeparkplatz
Marc Hübler und Wolfgang Bopp sprachen zudem ein Thema an, das Einzelhändler und Wirte stark umtreibt: Welchen Ersatz hat die Stadt für den Seeparkplatz geplant? Bis darüber entschieden ist, wollen sie nicht einen Stellplatz auf der Insel streichen. Denn mit Beginn der Bauarbeiten für die Gartenschau im kommenden Jahr fallen auf der Hinteren Insel die ersten der 600 Parkplätze weg, wie GTL-Chef Kattau bestätigte. Weder Führungskräfte der Stadtverwaltung noch Stadträte äußerten sich dazu konkret. Das war nicht dazu angetan, die Geschäftsleute zu beruhigen. Michael Bode, bis vor Kurzem Chef der Käse-ecke am Reichsplatz, brachte deren Stimmung auf den Punkt: „Ohne Parken gibt es kein Geschäft.“