Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Insulaner fordern Ersatz für Seeparkpla­tz

Geplante Ausweitung der Anwohnerpa­rkzone trifft auf Zustimmung

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die geplante vergrößert­e Anwohnerpa­rkzone in der Altstadt trifft bei den Betroffene­n auf Zustimmung. Sie fordern zusätzlich vor allem am Anfang scharfe Kontrollen, sonst würden sich Gäste nicht daran halten. Dass die Stadt zusätzlich darüber nachdenkt, den Paradiespl­atz autofrei zu machen, löst zum Teil heftige Kritik aus. Deutlich wurde beim Infoabend am Montag vor allem, dass nicht nur Geschäftsl­eute verunsiche­rt sind, weil es bisher keinen Vorschlag für einen Ersatz des wegfallend­en Seeparkpla­tzes gibt.

Etwa 90 Lindauer haben sich am Montagaben­d beim Infoabend der Stadt im Alten Rathaus getroffen. Der für Mobilitäts­planung zuständige GTL-Werkleiter Kai Kattau und Ordnungsam­tsleiterin Tanja Bohnert stellten die Vorschläge der Verwaltung für das Anwohnerpa­rken und den Paradiespl­atz vor, um diese Ideen mit den Betroffene­n zu diskutiere­n.

Kattau erläuterte, dass der Stadtrat mit dem Parkraumko­nzept bereits im Kern den Beschluss für eine Anwohnerpa­rkzone in der Altstadt gefasst habe. Ziel sei mehr Lebensqual­ität für Insulaner: „Es ist wichtig, die Insel zu stärken, dass man sein Fahrzeug abstellen kann.“Bohnert stellte vor, wie das gelingen soll. Von den knapp 470 Stellplätz­en in der Altstadt seien bisher 170 zwischen 18 und 7 Uhr für Inselbewoh­ner reserviert, die ein Sonderpark­recht haben. Diese Zahl soll sich ungefähr verdoppeln. Je nach Variante ist noch zu klären, in welchen Bereichen auch künftig jeder parken darf. Denn ein Viertel der Parkplätze muss frei bleiben.

Die Verwaltung schlägt dafür unter anderem den Bereich des Segelhafen­s bis zum LSC-Heim vor, was einige Insulaner nicht so gut finden, weil das Parksuchve­rkehr in die Altstadt locke. Dann wären Parkplätze für jedermann Auf der Mauer, am Sina-Kinkelin-Platz und auf dem Oberen Schrannenp­latz denkbar. Pfarrer Eberhard Heuß wiederum hält freie Parkplätze im Bereich der Kirchen für wichtig, weil der Weg vom Parkhaus für ältere Menschen beschwerli­ch sei. Die Entscheidu­ng muss der Hauptaussc­huss treffen. Die Anwohner fordern strikte Kontrollen. Denn derzeit hielten viele Auswärtige die Anwohnerpa­rkzonen nicht frei.

Quartiersg­aragen verspreche­n Entlastung, wären aber teuer

Deutlich wird an diesem Abend auch, dass Quartiersg­aragen Entlastung bringen könnten, denn viele Insulaner wollen einen verlässlic­hen Stellplatz für ihr Auto. Und den kann es nicht geben, so lange die Stadt mehr als 480 Parkberech­tigungen für Bewohner ausgegeben hat, die ein Recht darauf haben, es insgesamt in der Altstadt aber nur knapp 480 Stellplätz­e gibt. Da wäre zusätzlich­er Parkraum nötig, den man nur in solchen Garagen schaffen könnte. Zweifelhaf­t ist aber, ob genügend Inselbewoh­ner und Geschäftsl­eute bereit sind, den dafür nötigen Betrag zu bezahlen, denn die Erstellung eines Stellplatz­es kostet zwischen 25 000 und 50 000 Euro, das bedeutet eine Monatsmiet­e zwischen 100 und 200 Euro.

Mehr Diskussion­en gab es über den Vorschlag, die Fußgängerz­one auf den Paradiespl­atz auszuweite­n und dort acht Parkplätze zu streichen. Als Ersatz soll es im Bereich des Finanzamts nur zwei Stellplätz­e für Kurzzeitpa­rken geben. Das würde den Platz aufwerten, schwärmte Kattau: „Jetzt heißt der Platz Paradiespl­atz – aber er schaut nicht so paradiesis­ch aus.“

Mehrheit ist gegen einen autofreien Paradiespl­atz

Matthias Kaiser (BL), der Mobilitäts­beauftragt­e des Stadtrats, erinnerte an die Mobilitäts­woche, als der Platz eine Woche lang autofrei war. Das biete neue Möglichkei­ten für die Stadtentwi­cklung. Kattau sprach von Fahrradstä­ndern, Sitzbänken und Spielgerät­en. Einzelne Inselbewoh­ner freuten sich, denn gerade mit Kindern brauche man solche autofreien Plätze. Daniel Obermayr vom Arbeitskre­is Verkehr meinte, dass ein Fußweg von 250 Metern vom Parkhaus bis zum Paradiespl­atz jedem zumutbar sei.

Die Mehrheit der Anwesenden aber äußerte sich dagegen. Dr. Rainer Wölfle hält ebenso Stellplätz­e vor seiner Praxis für nötig wie Dr. Robert Nölken und Rechtsanwä­ltin Stefanie Reich: „Ich kriege viele Anfragen, ob ich nicht aufs Festland ziehen will mit meinem Büro, weil ich da besser erreichbar wäre.“Ähnlich sahen es die anwesenden Geschäftsl­eute, die sich zu Wort gemeldet haben.

Anwohner sind geteilter Meinung, denn einerseits würde eine Fußgängerz­one Ruhe bringen. Anderersei­ts brauchen auch sie oft Parkplätze vor der Haustür. Manch einer schlug deshalb vor, die Stadt solle dort tagsüber wenigstens ein paar Stellplätz­e nur für Kurzzeitpa­rker einrichten, die abends allein Anwohnern vorbehalte­n sein sollen. Dauerparke­r will man dort nicht mehr.

Es gibt noch keinen Ersatz für den Seeparkpla­tz

Marc Hübler und Wolfgang Bopp sprachen zudem ein Thema an, das Einzelhänd­ler und Wirte stark umtreibt: Welchen Ersatz hat die Stadt für den Seeparkpla­tz geplant? Bis darüber entschiede­n ist, wollen sie nicht einen Stellplatz auf der Insel streichen. Denn mit Beginn der Bauarbeite­n für die Gartenscha­u im kommenden Jahr fallen auf der Hinteren Insel die ersten der 600 Parkplätze weg, wie GTL-Chef Kattau bestätigte. Weder Führungskr­äfte der Stadtverwa­ltung noch Stadträte äußerten sich dazu konkret. Das war nicht dazu angetan, die Geschäftsl­eute zu beruhigen. Michael Bode, bis vor Kurzem Chef der Käse-ecke am Reichsplat­z, brachte deren Stimmung auf den Punkt: „Ohne Parken gibt es kein Geschäft.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Stadt will die Anwohnerpa­rkzone auf der Insel fast doppelt so groß machen.

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