Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Für Geld und ein bisschen Aufmerksam­keit

Mutmaßlich­e Täter der Taxiüberfä­lle in Friedrichs­hafen müssen sich vor Gericht verantwort­en

- Von Nadine Sapotnik

RAVENSBURG – Mit Fuß- und Handschell­en sind die drei Angeklagte­n in den Gerichtssa­al geführt worden. Die drei Männer, die alle um die 20 Jahre alt sind, sollen im September 2017 Überfälle auf Taxifahrer in Friedrichs­hafen verübt haben. Als Gründe für ihre Taten gaben sie an, sie hätten Geld für Drogen und Essen gebraucht – einer der Angeklagte­n sagte auch, er habe sich so Aufmerksam­keit von seiner Familie erhofft.

Der erste Verhandlun­gstag des Verfahrens war am Mittwoch vor der Jugendkamm­er des Landgerich­ts Ravensburg. Dabei hörte der Richter die Angeklagte­n an, die derzeit in Untersuchu­ngshaft sind sowie zwei Polizisten.

Zwei der drei mutmaßlich­en Täter, G. und T., werden beschuldig­t, im September 2017 im Abstand von wenigen Tagen drei Taxifahrer in Friedrichs­hafen überfallen zu haben. Bei der ersten Tat unterstütz­te sie der damals 18-jährige R. Die jungen Männer gingen bei ihren Taten immer gleich vor: Mit unterdrück­ter Rufnummer bestellten sie nachts vom Handy aus ein Taxi und ließen es an eine abgelegene Stelle in Friedrichs­hafen fahren. Dort warteten die mutmaßlich­en Täter maskiert auf die Fahrer und forderten diese auf, ihnen ihre Einnahmen auszuhändi­gen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen drohten sie mit Schrecksch­usswaffen und beim ersten Mal auch mit einem Klappmesse­r.

Der dritte Versuch hinterläss­t Spuren

Beim ersten Raub beim Berufsschu­lzentrum sollen die Jungen rund 500 Euro erbeutet haben, beim zweiten bei der Turnhalle der Gemeinscha­ftsschule Schreienes­ch etwa 150 Euro. „Wir hatten uns mehr erhofft“, räumte G. ein. Bei der dritten Tat bei einem Imbiss an der Paulinenst­raße blieb es nur beim Versuch. „Der Fahrer sagte zu uns ,Heute nicht, Jungs´“, sagte der Angeklagte T. „Mir war dann klar, das wird heute nichts, also wollte ich es lassen und schnell abhauen.“Doch mit der Reaktion des Taxifahrer­s hatten die beiden nicht gerechnet. Laut ihren Angaben setzte der Taxifahrer ein Stück vor und fuhr dann rückwärts mit Vollgas weg. Die Nacht und dieses Erlebnis hinterließ­en beim Angeklagte­n G. offenbar Spuren. „Ich war sehr durcheinan­der am nächsten Tag, deshalb konnte ich nicht zur Arbeit gehen“, sagte er mit sehr leiser Stimme. Bei der Verhandlun­g gaben alle drei Angeklagte­n an, dass sie regelmäßig Marihuana konsumiere­n und deshalb unter anderem das erbeutete Geld brauchten. G. war der Einzige von ihnen, der zum Tatzeitpun­kt einen festen Job hatte - mit einem Verdienst von rund 2100 Euro Netto. „Ich konnte noch nie mit Geld umgehen“, sagte er. Er habe sein Gehalt direkt immer für größere Mengen Marihuana ausgegeben, die er mit den anderen teilte. „Wir fanden, dass G. nicht alles alleine finanziere­n kann, deshalb kamen wir auf die Idee zu den Überfällen“, sagte T. Die Idee dazu sei schnell in ihnen herangerei­ft, innerhalb von wenigen Stunden.

In diesem Zuge fiel G. und T. ein, dass ihr Bekannter R. eine Schrecksch­usswaffe besitzt. Sie wollten ihn überreden, ihnen die Waffe zu überlassen. Doch R. wollte die Schrecksch­usspistole nicht rausrücken und entschied, er mache bei dem Überfall einfach mit. „Mir kam das gelegen, ich brauchte auch Geld“, ließ er vor Gericht verlauten. Auch T. sei zu diesem Zeitpunkt in Geldnot gewesen. Er muss eine Strafe in Höhe von 6000 Euro von einem vorangegan­genen Raubüberfa­ll begleichen und ist deshalb verschulde­t. „Mir war es aber auch wichtig, dass meine Familie so auf mich aufmerksam wird“, sagte er. Sein Vater ist laut seiner Aussage kriminell, seine Mutter lebt mit seiner Schwester im Ausland. „Ich wollte, dass mein Vater sich dafür die Schuld gibt“, sagte er.

Die Aussagen der mutmaßlich­en Täter deckten sich mit denen der Polizisten, die als Zeugen verhört wurden. Alle drei Angeklagte­n sagten bei ihrer Anhörung, dass die Taten ein Fehler gewesen seien. „Das war einfach hirnlos. Aber was passiert ist, ist passiert. Ich kann daran nichts ändern“, sagte T.

Der nächste Verhandlun­gstag ist für 9. April festgesetz­t. An dem Termin will der Richter Zeugen verhören. Beginn der Sitzung ist um 9 Uhr im Landgerich­t Ravensburg.

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FOTO: DPA Gleich mehrmals haben die drei Männer Taxis überfallen.

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