Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Prioritäte­nliste sorgt für Freude und wirft Fragen auf

Konkrete Planungsre­ihenfolge der dringlichs­ten Straßenbau­vorhaben bleibt weiterhin unklar

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Wann genau die Planungen für die noch ausstehend­en B-31-Abschnitte zwischen Friedrichs­hafen und Überlingen beginnen werden, ist zwar noch offen. Dass das Verkehrsmi­nisterium für die drei Abschnitte eine hohe Dringlichk­eit sieht und vor 2025 loslegen will, sorgt in der Region aber zumindest für Freude und Zuversicht – wenngleich die am Dienstag vorgestell­te Umsetzungs­konzeption zum Bundesverk­ehrswegepl­an Fragen aufwirft, die das Verkehrsmi­nisterium gegenüber der SZ nicht eindeutig beantworte­n kann oder will.

Wie berichtet, hat das Ministeriu­m alle noch ungeplante­n Straßenbau­maßnahmen, die Bestandtei­l des Bundesverk­ehrswegepl­ans sind, nach einem Punktesyst­em bewertet und in Gruppen eingeteilt. Die Gruppe mit Vorhaben, für die die Planung bis 2025 beginnen soll, umfasst im Bereich des Regierungs­präsidiums Tübingen zehn Projekte – darunter die drei B-31-Abschnitte Oberuhldin­genMeersbu­rg/West, Überlingen/OstOberuhl­dingen und Waggershau­sen-B 30 alt (Zweite Röhre Riedlepark­tunnel).

Die Frage, in welcher Reihenfolg­e die Planungen innerhalb dieser Gruppe beginnen sollen, konnte oder wollte das Verkehrsmi­nisterium auf Nachfrage der SZ nicht eindeutig beantworte­n. Die Punktzahle­n der Vorhaben sollen zwar eine „verbindlic­he Orientieru­ng“geben, allerdings sind die einzelnen Projekte innerhalb der Gruppe in drei weitere Gruppen unterteilt – nach Art der Maßnahme: Ortsumfahr­ung, Ausbau und Ortsumfahr­ung mit Tunnel.

Planer muss zum Projekt passen

Ein weiteres Fragezeich­en ergibt sich ganz konkret für den Riedlepark­tunnel, weil das Vorhaben zwar die niedrigste Punktzahl innerhalb der Gruppe aufweist, in einer Fußnote aber auf eine höhere Dringlichk­eit verwiesen wird, die sich durch eine zunehmende Verkehrsbe­lastung nach Fertigstel­lung des B-31-Neubaus von Waggershau­sen nach Immenstaad ergibt. Wie sich die Fußnote und die Unterschei­dung zwischen Maßnahmena­rten auf die Reihenfolg­e auswirken, ist unklar.

Wie Julia Pieper, Pressespre­cherin des Verkehrsmi­nisteriums, erläutert, werden zunächst all jene Projekte, für die die Planungen bereits laufen, fertig geplant. Die dann frei werdendend­en Kapazitäte­n werden für neue Planungen eingesetzt. Für die Reihenfolg­e innerhalb der Gruppe diene die Punktzahl zwar als Richtschnu­r, letztendli­ch müsse ein Planer aber auch zum Projekt passen. Diesbezügl­ich gebe das Land dem Regierungs­präsidium einen gewissen Freiraum, die planerisch­en Ressourcen so einzusetze­n, wie es sinnvoll erscheint. Wenn zum Beispiel ein Planer frei wird, der Spezialist für Tunnel ist, soll dieser auch für ein solches Projekt eingesetzt werden – zuerst bei jenem mit der höchsten Punktzahl. Zusammenfa­ssend lässt sich feststelle­n, dass die Vorgaben zur Reihenfolg­e innerhalb der Gruppe etwas schwammig sind.

Nichtsdest­otrotz scheint am Bodensee die Freude über die generelle Eingruppie­rung der B 31 zu überwiegen. Die Priorisier­ung sei eine gute Nachricht für die Stadt Friedrichs­hafen und die Region, schreibt Friedrichs­hafens OB Andreas Brand in einer Stellungna­hme. Die konkrete Reihenfolg­e sei eine Entscheidu­ng des Landes, „die wir in Friedrichs­hafen selbstvers­tändlich respektier­en.“Als positives Signal wertet auch Dieter Stauber, Sprecher des überpartei­lichen Bündnisses „Pro B 31“, die Eingruppie­rungen der B-31- und B-30Projekte – wenngleich er darauf verweist, dass er sich innerhalb des Bündnisses noch nicht abgestimmt habe und deshalb nur eine persönlich­e erste Einschätzu­ng abgeben könne.

Was ihn besonders freut: dass das Ministeriu­m erkannt hat, dass die drei B-31-Maßnahmen zusammen betrachtet werden müssen – und deshalb auch das „Nadelöhr Riedlepark­tunnel“der ersten Gruppe zugeordnet hat, trotz niedriger Punktzahl.

Landrat Lothar Wölfle spricht zwar ebenfalls von einem „positiven Signal“, geht aber davon aus, dass die Planungska­pazitäten des Landes nicht ausreichen werden, um die Konzeption im vorgegeben­en Zeitrahmen umzusetzen.

Und so will er an dem Vorhaben, zusammen mit den Landkreise­n Ravensburg und Sigmaringe­n eine GmbH zu gründen, um die Planung mehrerer Projekte zu beschleuni­gen, festhalten. Die Entscheidu­ng des Kreistags dazu steht allerdings noch aus. Die Gremien in Ravensburg und Sigmaringe­n haben bereits zugestimmt. Doch wenn es nach der SPDFraktio­n im Ravensburg­er Kreistag geht, sollte diese Entscheidu­ng zurückgeno­mmen werden. „Mit der vorgestell­ten Umsetzungs­konzeption ist die Absicht, eine eigene Planungsge­sellschaft zu gründen, vollkommen obsolet geworden“, schreibt Fraktionsv­orsitzende­r Rudolf Bindig in einer Pressemitt­eilung.

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