Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Trump erwartet Gegenleist­ungen

- Von Andreas Herholz ●» politik@schwaebisc­he.de

Entwarnung aus Washington. Doch wer jetzt glaubt, US-Präsident Donald Trump hisse bereits die weiße Fahne, sieht sich getäuscht. Der Jubel kommt zu früh. Natürlich ist es eine gute Nachricht, wenn der amerikanis­che Bannstrahl erst einmal ausbleibt und Europa bis auf Weiteres keine Strafzölle drohen. Es wäre der Anfang eines Handelskri­eges gewesen, bei dem es auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer gegeben hätte. Nicht nur der Stahlbranc­he hätten auch in Deutschlan­d empfindlic­he Einbußen und der Verlust von Arbeitsplä­tzen gedroht.

Von einem dauerhafte­n Frieden kann allerdings keine Rede sein. Schließlic­h behält sich der weiterhin unberechen­bare US-Präsident die Option für die Zukunft ausdrückli­ch weiter vor. Und wenn Donald Trump jetzt Strafzölle gegen den großen US-Handelsriv­alen China in einer Größenordn­ung von bis zu 60 Milliarden Euro verhängt und somit eine weitere Front im Handelskri­eg aufmacht, droht an anderer Stelle Ungemach für die Weltwirtsc­haft.

Die Börse hat am Donnerstag bereits reagiert, die Kurse sind auf breiter Front gefallen. Und das dürfte nur ein erster Vorgeschma­ck sein. Das Signal ist klar: Amerikas Präsident macht tatsächlic­h Ernst, er lässt den Ankündigun­gen Taten folgen und setzt auf Protektion­ismus. Trump will mit seiner Strafaktio­n vor allem Druck ausüben. Verbündete, die davon ausgenomme­n werden wollen, sollen offenbar Gegenleist­ungen erbringen: mehr Geld für Sicherheit und Verteidigu­ng, höhere Investitio­nen in den Vereinigte­n Staaten, politische Zugeständn­isse in der einen oder anderen umstritten­en Frage, und schon bleibt man von den Zöllen verschont.

Wenn sich die Europäisch­e Union und Deutschlan­d darauf einlassen, machen sie sich tatsächlic­h erpressbar. Europa und seine Wirtschaft haben lediglich etwas Zeit gewonnen, mehr aber auch nicht. Jetzt geht es darum, eine weitere Eskalation zu verhindern, den freien Handel und offene Märkte zu verteidige­n sowie den Konflikt mit Washington weiter zu entschärfe­n.

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