Schwäbische Zeitung (Tettnang)
50+1-Regel bleibt
Deutsche Proficlubs bieten Investoren weiter die Stirn
FRANKFURT (SID) - Christian Seifert wirkte ein wenig angefressen auf dem Podium. Schmallippig kommentierte der DFL-Geschäftsführer das abrupte Ende der Diskussion über die Abschaffung von 50+1 im deutschen Profifußball. „Ich finde diese Regel generell ein wenig überhöht“, sagte er: „Wir werden sehen, ob es möglich ist, sie und die damit verbundenen Ziele zu halten und ob das juristisch tatsächlich hält.“
Statt der angekündigten, ergebnisoffenen Debatte schafften die Befürworter der Investoren-Sperre während der DFL-Mitgliederversammlung innerhalb weniger Stunden Fakten. 18 Clubs stimmten für einen Antrag des FC St. Pauli, nach dem zwar weiter über „Rechtssicherheit“und „Rahmenbedingungen“diskutiert werden soll – aber immer nur „unter Beibehaltung der 50+1-Regel“. Vier waren gegen die Formulierung, neun Vereine enthielten sich, drei Clubs beteiligten sich nicht.
„Das ist ein tolles Zeichen und ein guter Tag für alle, die es gut mit dem Fußball meinen“, sagte Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig. DFLPräsident Reinhard Rauball betonte: Es gebe sicherlich „gute Argumente, die besagen, dass 50+1 haltbar ist – ob das rechtlich verlässlich ist, kann aber keiner sagen“. Den Fans sagte Rauball: „Wenn euch das Ergebnis gefällt, gefällt es uns auch.“
Die Tausenden Fans, die gegen die Abschaffung mobilgemacht hatten, feierten die Abstimmung in den sozialen Medien tatsächlich wie einen großen Sieg. Einen Rückschlag erlitten die millionenschweren Investoren. Laut der 50+1-Regel dürfen Geldgeber in Deutschland nämlich nur die Mehrheit an einem Verein halten, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre „ununterbrochen“und „erheblich“gefördert haben. Hannovers Präsident Martin Kind lässt seinen Antrag auf eine Ausnahmeregelung nun erst mal ruhen: „Wir warten erst mal ab, was modifiziert wird“, so Kind.
Deutlich unaufgeregter wurde der Videobeweis diskutiert, über den in der Hinrunde teils hitzig gestritten worden war. Nach der Entscheidung der Regelhüter der FIFA, die Technik offiziell zuzulassen, war die Entscheidung für den dauerhaften Einsatz des Hilfsmittels in der Bundesliga wenig überraschend.