Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Kostenlos-Angebote bezahlen Sie mit persönlich­en Daten“

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Dorothee Bär

(CSU, Foto: dpa), Staatsmini­sterin für Digitalisi­erung im Bundeskanz­leramt, erwartet von Facebook-Chef

Mark Zuckerberg mehr als etwas Selbstkrit­ik. Andreas Herholz hat sie befragt.

Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) bittet jetzt das europäisch­e Facebook-Management zum Rapport. Was erwarten Sie im Zuge des Datenskand­als in den USA von dem Unternehme­n?

Ich erwarte zum einen die Erkenntnis, dass das Vertrauen der Nutzerinne­n und Nutzer das wichtigste Kapital von Facebook ist und nicht der Börsenkurs. Die Verluste bei letzterem können besser berechnet werden, aber das Vertrauen zurückzuge­winnen wird länger dauern. Selbstkrit­ische Posts von Mark Zuckerberg reichen nicht aus. Zuerst müssen alle Mitglieder informiert werden, deren Daten an Cambridge Analytica gegangen sind. Dazu muss das angekündig­te „Privacy Centre“von Facebook seinem Namen gerecht werden und sollte von neutralen Dritten überprüft werden. Beschwerde­n von Mitglieder­n müssen endlich ernst genommen und schnell und transparen­t bearbeitet werden.

Schon in der Vergangenh­eit hat die Bundesregi­erung Facebook zur Einhaltung des Datenschut­zes gedrängt – offenbar ohne Erfolg. Warum sollte es diesmal gelingen?

Weil wir erstmals mit der Datenschut­zgrundvero­rdnung ein neues Mittel in der Hand haben. Nun treten wir mit den anderen europäisch­en Mitgliedss­taaten stärker auf. Facebook kann sich nicht erlauben, einen Markt von über einer halben Milliarde Menschen zu missachten. Dass die US-amerikanis­che Regierung ebenfalls über Maßnahmen nachdenkt, hilft da sicher zusätzlich.

Hat Facebook das Vertrauen der Nutzer verspielt? Wie sollten sich die Nutzer jetzt verhalten?

Ob das Vertrauen weg ist, muss jeder für sich selbst entscheide­n. Aber der Sinn sozialer Medien ist unter anderem die Weitergabe von Informatio­nen. Also gilt es, sich bewusst zu machen, dass man dort nur Informatio­nen einstellen sollte, die auch andere erfahren dürfen. Man schafft mit seinen Informatio­nen ja ein Abbild von sich selbst und da darf man wie ein Kurator einer Ausstellun­g selbst entscheide­n, was man präsentier­t. Dazu gilt auf Facebook das Gleiche wie im Internet: Alles hat seinen Preis. Angebliche Kostenlos-Angebote bezahlen Sie mit der harten Währung Ihrer persönlich­en Daten, wie es bei der Umfrage der Fall war, die Cambridge Analytica die Informatio­nen verschafft hat.

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