Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Betroffen sein kann praktisch jeder
Fragen und Antworten zum Datenklau-Skandal
Daten-Umzug möglich
Bisher haben Facebook-Nutzer, die die Praktiken des kalifornischen Konzerns kritisieren, keine Chance umzuziehen. Sie können ihre Konten zwar deaktivieren und löschen. Aber dann sind alle Inhalte verloren. Das ändert sich am 25. Mai: „Dann müssen sogenannte Datenverarbeiter ihren Kunden auf deren Wunsch die persönlichen Daten zur Verfügung stellen und ihnen den Wechsel zu anderen Anbietern ermöglichen“, sagt Christine Steffen, Juristin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Der Artikel 20 der Datenschutzgrundverordnung regelt die sogenannte Datenübertragbarkeit. Jeder hat das Recht, seine Daten „in einem strukturierten, gängigen und maschinenlesbaren Format zu erhalten“und „sie einem anderen ohne Behinderung zu übermitteln“. Das gilt nicht nur für soziale Netzwerke, sondern auch für andere Datenverarbeiter wie E-Mail-Provider, Foto-Plattformen und Kfz-Versicherungen. Wenn sie wechseln wollen, können BERLIN (dpa/sz) - Das Abfließen von Daten Dutzender Millionen Facebook-Mitglieder an die umstrittene Firma Cambridge Analytica hat das Online-Netzwerk in eine schwere Krise gestürzt. Doch was genau ist passiert?
Was macht Cambridge Analytica?
Das Unternehmen mit Sitz in New York ist ein Spezialist für die Analyse großer Datenmengen. Schwerpunkt ist, aus den Datenbeständen Schlussfolgerungen über die politische Einstellung von Menschen sowie Vorhersagen möglichen Verhaltens herauszulesen. Firmenchef Alexander Nix wurde im Zuge des Skandals suspendiert. Vor versteckter Kamera hatte er freizügig mit Erpressungsversuchen von Wahlkandidaten geprahlt. In dem Video stellte Dix auch die maßgebliche Rolle von Cambridge Analytica beim Wahlsieg von Donald Trump und seine gute Beziehung zu dem jetzigen US-Präsidenten heraus.
Woher hat Cambridge Analytica die Daten?
Quelle ist eine App namens „Thisisyourdigitallife“. Mit ihrer Hilfe lassen sich Persönlichkeitsprognosen erstellen. Die App lief innerhalb von Facebook. Nach Angaben von Facebook wurde sie etwa 270 000 Mal heruntergeladen. Allerdings hat sich Cambridge Analytica nicht nur die Daten dieser Personen beschafft, sondern auch die Daten von deren Freunden – insgesamt 50 Millionen Menschen.
Bin ich betroffen?
Der einzelne Nutzer hat keine Chance, dies nachzuvollziehen. Wirklich sicher nicht betroffen sind nur Menschen, die kein Facebook nutzen.
Was passiert allgemein mit unseren Daten im Netz?
Via Smartphone oder Webbrowser geben wir konstant Daten über unser Leben an Dritte weiter. Darunter sind auch persönliche Informationen, die nicht ausdrücklich ins Netz gestellt wurden. So lässt sich etwa anhand einiger Facebook-Likes mit hoher Zuverlässigkeit auf Eigenschaften wie Alter, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit, politische Einstellung, Beziehungsstatus oder Alkoholkonsum schließen. Auf dieser Basis wird oft personalisierte Werbung angeboten. Es können aber auch diskriminierende Entscheidungen über Kunden gefällt werden – von der Kreditwürdigkeit bis hin zur Wartedauer in einer Hotline.