Schwäbische Zeitung (Tettnang)

2500 Bienen schwirren durch St. Nikolaus

Das Projekt „Himmelssch­wärmer“verbindet Kunst, Theologie, Naturschut­z und Musik

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Ab Mai werden 2500 Bienen durch die Kirche St. Nikolaus schwirren, den Honig von Sonnenblum­en sammeln und vorn im Chorraum ihre Waben bauen. Es handelt sich dabei um eine Aktion der amerikanis­chen Künstlerin

Felicia Glidden, die in Friedrichs­hafen lebt: Ihre Bienen sind aus Papier und an Drähten befestigt, die Sonnenblum­en ebenfalls nachgebild­et, und bei den Waben handelt es sich um Malerei auf Stoff.

„Himmelssch­wärmer“ist der doppeldeut­ige Name des Projekts, der auf den Flug der Bienen ebenso anspielt wie auf die Spirituali­tät des Menschen. Das Team der offenen Stadtkirch­e St. Nikolaus wolle ein Zeichen für die Verantwort­ung des Menschen gegenüber der Schöpfung setzen, sagt Pastoralre­ferent Philip Heger, der das Projekt leitet. Die Varroa-Milbe dezimiert die Zahl der Bienenvölk­er, generell geht die Zahl der Insekten zurück. „Wir hätten das Thema auch rein wissenscha­ftlich aufbereite­n und in der Kirche Schautafel­n aufstellen können“, sagt Pfarrer Bernd Herbinger. „Aber die Kunst spricht ihre eigene Sprache.“

Die Kunst-Installati­on in St. Nikolaus ermöglicht jedenfalls ein Rahmenprog­ramm, das sehr offen und vielseitig ist. Es reicht von der literarisc­hen Lesung über die sachliche Podiumsdis­kussion bis hin zur Predigtrei­he über das Thema „Bienen und Honig in der Bibel“sowie einer Stummfilm-Vorführung mit Orgelimpro­visationen von Nikolai Gersak.

„Gott, Mensch und Tier stehen in einer Verbindung“, sagt Bernd Herbinger. Diese Konstellat­ion soll im „Himmelssch­wärmer“Projekt deutlich werden. Heger sieht das Vorhaben auch als Versuch, Menschen zu erreichen, die sich von kirchliche­n Veranstalt­ungen sonst nicht angesproch­en fühlen. Die Eröffnung der Ausstellun­g in St. Nikolaus wird erst am Donnerstag, 17. Mai, stattfinde­n. Ein Vorgeschma­ck auf das „Himmelssch­wärmer“-Projekt wird aber bereits am morgigen Samstag, 24. März, um 18.30 Uhr geboten: Herbinger gibt in St. Nikolaus eine Einführung in die Theologie der Karwoche und der Osternacht, unter dem Titel

„Wie kommt die Biene ins Exsultet?“. Das Exsultet ist das Osterlob, das in der katholisch­en und evangelisc­hen Lichtfeier am Beginn der Osternacht gesungen wird. Darin heißt es, in deutscher Übersetzun­g: „In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater, nimm an das Abendopfer unseres Lobes, nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe. Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebrach­t von deiner heiligen Kirche durch die Hand ihrer Diener.“Bernd Herbinger spricht über die Hintergrün­de des Texts. Die Zeit bis zur Vernissage soll nicht untätig vergehen: Felicia Glidden sucht Freiwillig­e, die ihr dabei helfen, die 2500 Bienen auf Papier gedruckten Bienen auszuschne­iden. Und das ist nur ein Teil der Arbeit, für die viele Hände gebraucht werden.

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FOTO: HARALD RUPPERT Bernd Herbinger (links) und Philip Heger haben sich mit dem Projekt „Himmelssch­wärmer“in St. Nikolaus viel vorgenomme­n.
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