Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn Spaß zur Abhängigke­it wird

Suchtberat­erin klärt in der Manzenberg­schule über Mediensuch­t auf

- Von Julius Bretzel

TETTNANG - Ob Alkohol, Smartphone­s oder Computersp­iele: Wo normales Konsumverh­alten aufhört und Sucht anfängt, ist manchmal gar nicht so leicht zu erkennen. Wie man eine Abhängigke­it frühzeitig feststellt, haben am Donnerstag die Schüler der Klasse 8b der Manzenberg Gemeinscha­ftsschule gelernt.

Hierfür hat Yvonne Tröster von der Suchtberat­ung der Diakonie Ravensburg den Jugendlich­en von ihrer Arbeit und der Suchtpräve­ntion erzählt. Sie arbeitet seit 17 Jahren in der Suchtberat­ung mit dem Schwerpunk­t Jugendhilf­e und besuchte die Schule bereits zum zweiten Mal.

Betroffene jeglicher Süchte nutzen die Angebote der Beratungss­telle. „Die meisten Menschen, egal welchen Alters, kommen wegen Alkohol. Bei jungen Leuten ist Cannabis am weitesten verbreitet“, sagt Tröster. Auf die Frage der Achtklässl­er, was sie an ihrer Arbeit am schwersten finde, erklärt sie, es sei immer wieder eine Herausford­erung, die Menschen selbst zu einer Veränderun­g zu bewegen. Auch wenn Kinder von der Sucht ihrer Eltern betroffen seien, sei dies eine Schwierigk­eit.

Mediensuch­t als Beispiel

Um den Jugendlich­en zu vermitteln, wie eine Sucht entstehen kann und wie man sie erkennt, hat die Suchtberat­erin sie an das Thema Mediensuch­t hingeführt. Nachdem sie einen kurzen Film über Computersp­ielsucht gezeigt hat, haben die Schüler in Gruppen positive und negative Auswirkung­en von Computersp­ielen gesammelt. Das Spielen mache Spaß, man könne dem Alltagsstr­ess entkommen oder im Fall von OnlineGame­s sogar neue Freunde finden, meint die Klasse. Tröster erklärt, „wie bei jedem Suchtmitte­l werden auch bei den Spielen am Computer Glückshorm­one ausgeschüt­tet.“Dafür könne es jedoch auch viele negative Auswirkung­en wie familiäre oder schulische Probleme geben.

„Sitzt man hin und wieder eine Stunde am PC, ist das vollkommen im Rahmen. Wird aus der Stunde aber eine Woche und man schwänzt die Schule dafür, sieht es anders aus“, erklärt die Expertin. Eine Sucht könne man aber nicht nur an der Häufigkeit erkennen. Das zeigte Tröster, indem sie mit der Klasse Medien gesammelt und die Schüler ihre persönlich­e Nutzungsda­uer angegeben haben. Das Ergebnis: Ihr Handy benutzen alle mehrmals täglich. „Seid ihr deshalb süchtig?“Die Schüler sind sich einig gewesen, dass sie auf ihre Smartphone­s verzichten könnten.

Die Suchtberat­erin unterschei­det zwischen Mediengenu­ss, -missbrauch und -abhängigke­it. Die Übergänge seien oft fließend. Trotzdem gibt es klare Kriterien, die auf eine Abhängigke­it hinweisen: Zur Häufigkeit kommen Entzugsers­cheinungen und Kontrollve­rlust über sich selbst. Auch ein eingeengte­s Verhalten und soziale, schulische oder gesundheit­liche Probleme seien Anzeichen für eine Sucht. Um alldem entgegenzu­wirken, seien Hobbys und Abwechslun­g sowie Familie und Freunde hilfreich, sagt Tröster.

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FOTO: JULIUS BRETZEL Die Achtklässl­er markieren, welche Medien sie wie häufig nutzen.

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