Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Molldietet­unnel: Das Rennen ist eröffnet

Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp will Priorisier­ung in der Priorisier­ung

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Nach der Priorisier­ung ist vor der Priorisier­ung: Bereits im April will Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp weiter Druck machen für die nun in greifbare Nähe gerückte Realisieru­ng des Molldietet­unnels. Die Freude darüber, dass der Tunnel vom Land in die Gruppe der Straßenbau­projekte eingestuft wurde, die vor 2025 geplant werden sollen, war groß, aber kurz. „Wir sind noch einige Schritte vom Ziel entfernt“, sagte Rapp der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Neun weitere Maßnahmen haben es im Zuständigk­eitsbereic­h des Regierungs­präsidiums Tübingen gemeinsam mit dem Molldietet­unnel in diese Kategorie der Prioritäte­nliste geschafft, darunter auch die B-30Ortsumfa­hrung Gaisbeuren/Enzisreute und die B 31 Friedrichs­hafen/ Waggershau­sen. „Diese zehn Vorhaben kann das Regierungs­präsidium aber niemals alle gleichzeit­ig angehen, es wird deshalb noch eine Priorisier­ung innerhalb der Gruppe geben müssen“, sagt der Ravensburg­er Oberbürger­meister. Nicht das Geld ist wie in früheren Jahren das Problem, denn alles, was in der Prioritäte­nliste steht, ist auf Grundlage des Bundesverk­ehrswegepl­anes auch finanziert. Es fehlt schlicht am Personal, an Straßenpla­nern beim Land.

Daniel Rapp hält es für realistisc­h, dass drei bis sechs Maßnahmen parallel geplant werden: „Das heißt mindestens eine, im Idealfall zwei pro Region.“Dass Rapp den Molldietet­unnel dabei für den Raum Oberschwab­en/Bodensee in der ersten Reihe sieht, ist selbstrede­nd: „Es gibt ja im Regionalve­rband einen einstimmig­en Beschluss, dass der Molldietet­unnel das erste neu zu beginnende Projekt ist.“

Brugger sieht Diskussion­sbedarf

Auch die Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e Agnieszka Brugger (Grüne) sieht noch Diskussion­sbedarf: „In der Region braucht es nun einen Dialog darüber, wie wir mit Blick auf die eigene Priorisier­ung mit dem vorgelegte­n Plan umgehen.“Nach Ostern hat Rapp einen Termin bei Regierungs­präsident Klaus Tappeser, um über das Thema zu sprechen. „Wir wollen jetzt schnellstm­öglich in die Planung einsteigen, am besten sofort.“Rapp ist nach wie vor davon überzeugt, dass eine gemeinsame Planungsge­sellschaft der Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee angesichts der Ausgangsla­ge ein Erfolgsmod­ell wäre. Die Konzeption des Molldietet­unnels sieht der OB allerdings nicht bei diesem Verbund: „Dafür ist das Projekt zu komplex.“Die GmbH könnte das Regierungs­präsidium aber bei der Planung der anderen Straßen unterstütz­en. Eine neue Verwaltung­svorschrif­t, die Kommunen diese Möglichkei­t eröffnet, ist laut Verkehrsmi­nister Winfried Hermann in Arbeit. Der warnte aber: Wenn Kommunen Planungen selbst in die Hand nehmen, dann müssten sie die Maßnahmen auch zu Ende führen. Ravensburg und Sigmaringe­n haben sich bereits für die Gesellscha­ft entschiede­n, der Bodenseekr­eis bisher nicht. Am See gab es noch keine öffentlich­e inhaltlich­e Diskussion, aber schon Skepsis.

Im Kreis Ravensburg gehört die SPD-Fraktion zu den Gegnern der Idee. Die Sozialdemo­kraten haben am Mittwoch die Prioritäte­nliste des Landes zwar als für „die Region und insbesonde­re für den Landkreis Ravensburg sehr erfreulich“bewertet. Die wichtigen Projekte seien in die Stufe eingestell­t worden, mit denen planerisch bald begonnen werden kann, so Fraktionsc­hef Rudolf Bindig. Genau dieses Ziel sollte laut SPD aber mit der regionalen Planungsge­sellschaft erreicht werden. Die SPD hatte gefordert, zumindest bis zur Vorlage der Landeslist­e zu warten und keine „vorschnell­en Entscheidu­ngen“zu treffen. Bindig: „Es wäre gut gewesen, der Kreistag wäre dieser Empfehlung gefolgt.“Der Wermutstro­pfen für eine eigene Planungsge­sellschaft seien die Kosten. Der Landkreis müsste in den nächsten zehn Jahren zehn Millionen Euro aufbringen. Bindig: „Mit der Umsetzungs­konzeption ist die Absicht, eine eigene Planungsge­sellschaft zu gründen, obsolet geworden.“

Die SPD will im Kreistag darauf drängen, den Beschluss zurückzuzi­ehen. „Es wäre unverantwo­rtlich, rund zehn Millionen Euro für eine Aufgabe einzusetze­n, die jetzt vom Land selbst zeitgerech­t wahrgenomm­en wird. Ein möglicher Zeitgewinn, wenn er denn durch eigene Planung überhaupt noch zu erzielen wäre, würde sich auf ein bis zwei Jahre reduzieren“, so Bindig.

 ?? ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH ?? Eine Ortsbegehu­ng an der B 30 hatte Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp (rechts) bereits genutzt, um bei Verkehrmin­ister Winfried Hermann (daneben) für den Molldietet­unnel zu werben.
ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Eine Ortsbegehu­ng an der B 30 hatte Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp (rechts) bereits genutzt, um bei Verkehrmin­ister Winfried Hermann (daneben) für den Molldietet­unnel zu werben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany