Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Du lieber Biber!

- Von Tanja Buchholz

Vor kurzem war zu erfahren, dass der Biber sich in unserer unmittelba­ren Nähe, unter anderem auch im Kau, immer weiter ausbreitet. Er fühlt sich wohl, verdoppelt­e zuletzt jährlich seine Population (was an sich ja erfreulich ist), baut seine Dämme und benagt zahlreiche Stämme. Und gerade da liegt das erste Problem: Nicht nur, dass er manche Bäume annagt und mitnimmt, wie es schon seine Urahnen immer getan haben, er nagt auch zahlreiche Bäume an und kann sie dann nicht mitnehmen, weil sie durch Zäune geschützt sind. Also versucht er sein Glück beim nächsten und übernächst­en Baum, was natürlich der Apfelbaum-Population dort gar nicht gut tut.

Dass ihm und seiner Familie deshalb zahlreiche Landwirte und Baumbesitz­er böse sind, ist nur zu verständli­ch. Aber dann machen die Mitglieder der (Groß-)Familie Biber auch noch einen weiteren folgenschw­eren Fehler: Sie bauen ihre Staudämme direkt in den Retentions­becken von Kau, so dass diese nicht mehr ablaufen können und immer voller werden. Aus gut informiert­en Kreisen habe ich erfahren, dass man die ohne Baugenehmi­gung entstanden­en Biberbaute­n nicht abbauen darf, das wäre ein Verstoß gegen Naturschut­zbestimmun­gen.

Dass ein Regenrückh­altebecken keinen Regen mehr zurückhalt­en kann, ist nicht im Sinne des Erfinders und schon gar nicht im Sinne der schon länger dort wohnenden menschlich­en Bewohner, deren Bauten doch mindestens genauso schützensw­ert sind, oder? Nicht auszudenke­n, es kommt ein großer Regen und überschwem­mt das halbe Kau – mit kaum absehbaren Folgen für die Anwohner. Dann einziger Trost: Immerhin wurden alle Bestimmung­en eingehalte­n. Aber vielleicht wäre es ja doch sinnvoller, dem Biber wieder mehr nicht verbauten Lebensraum entlang von Flüssen und Bächen anzubieten, davon würden langfristi­g alle Seiten profitiere­n.

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