Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Du lieber Biber!
Vor kurzem war zu erfahren, dass der Biber sich in unserer unmittelbaren Nähe, unter anderem auch im Kau, immer weiter ausbreitet. Er fühlt sich wohl, verdoppelte zuletzt jährlich seine Population (was an sich ja erfreulich ist), baut seine Dämme und benagt zahlreiche Stämme. Und gerade da liegt das erste Problem: Nicht nur, dass er manche Bäume annagt und mitnimmt, wie es schon seine Urahnen immer getan haben, er nagt auch zahlreiche Bäume an und kann sie dann nicht mitnehmen, weil sie durch Zäune geschützt sind. Also versucht er sein Glück beim nächsten und übernächsten Baum, was natürlich der Apfelbaum-Population dort gar nicht gut tut.
Dass ihm und seiner Familie deshalb zahlreiche Landwirte und Baumbesitzer böse sind, ist nur zu verständlich. Aber dann machen die Mitglieder der (Groß-)Familie Biber auch noch einen weiteren folgenschweren Fehler: Sie bauen ihre Staudämme direkt in den Retentionsbecken von Kau, so dass diese nicht mehr ablaufen können und immer voller werden. Aus gut informierten Kreisen habe ich erfahren, dass man die ohne Baugenehmigung entstandenen Biberbauten nicht abbauen darf, das wäre ein Verstoß gegen Naturschutzbestimmungen.
Dass ein Regenrückhaltebecken keinen Regen mehr zurückhalten kann, ist nicht im Sinne des Erfinders und schon gar nicht im Sinne der schon länger dort wohnenden menschlichen Bewohner, deren Bauten doch mindestens genauso schützenswert sind, oder? Nicht auszudenken, es kommt ein großer Regen und überschwemmt das halbe Kau – mit kaum absehbaren Folgen für die Anwohner. Dann einziger Trost: Immerhin wurden alle Bestimmungen eingehalten. Aber vielleicht wäre es ja doch sinnvoller, dem Biber wieder mehr nicht verbauten Lebensraum entlang von Flüssen und Bächen anzubieten, davon würden langfristig alle Seiten profitieren.